Dax: Coronavirus drückt Leitindex über 2,5 Prozent in den Keller ++ Wirecard: Aktie trotz Braun-Interview kräftig unter Druck ++ Goldpreis und deutsche Anleihen gefragt, Öl und italienische Anleihen fallen

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der deutsche Leitindex startet tiefrot in die neue Woche. Jetzt dürfte sich an den Märkten rächen, dass das Problem etwas länger ausgeblendet wurde. Nachdem die Hiobsbotschaften am Wochenende nicht abgerissen sind, startet der Dax heute deutlich tiefer in die neue Woche. Die neuen Zahlen hören sich alles andere als gut an. Die Zahl der Toten durch das Coronavirus ist in der Volksrepublik weiter sprunghaft angestiegen. Die Gesundheitskommission berichtete am Montag in Peking weitere 150 neue Covid-19-Todesfälle – so viele wie noch nie innerhalb eines Tages.

Wuhan weiterhin sehr Vorsichtig

Berichte über eine angeliche Lockerung der Sicherheitsmaßnahmen in Wuhan wurden mittlerweile dementiert. Mehr als vier Wochen nach der Abriegelung der schwer von dem neuartigen Coronavirus betroffenen Millionenmetropole Wuhan in Zentralchina haben die Behörden für Verwirrung über eine angebliche Lockerung der Kontrollen gesorgt. Nachdem erst eine Mitteilung der Provinzregierung veröffentlicht worden war, das nach dem Ausbruch der Lungenkrankheit in Wuhan gestrandete Chinesen aus anderen Teilen des Landes die Stadt verlassen dürften, erklärte die Stadtregierung die Notiz für „ungültig“ und zog sie wieder zurück.

„Großer Schlag“ für chinesische Wirtschaft

Laut eines Berichts von CNBC sagte der chinesische Präsident Xi Jinping am Sonntag, dass das Virus “das am schwersten einzudämmende im Land seit der Gründung der Volksrepublik China” ist und “der Wirtschaft des Landes unweigerlich einen relativ großen Schlag versetzen wird”.

IWF senkt Jahresprognose für China

Der Internationale Währungsfonds senkte wegen der Auswirkungen der Lungenkrankheit nun die Wachstumsprognose für China – ein Land von immenser Bedeutung für das globale Wirtschaftswachstum. Mit Blick auf Deutschland gehen Volkswirte führender deutscher Finanzinstitute mittlerweile davon aus, dass die Folgen des Viruskrise eine Konjunkturerholung verzögern könnten.

Gold wird als sicherer Hafen gesucht

Gold profitiert wegen der Coronavirus-Krise immer mehr von seinem Status als sicherer Anlagehafen. Am Montag stieg der Preis des seltenen Edelmetalls auf einen neuen siebenjährigen Höchststand. In der Spitze wurden für eine Feinunze (etwa 31,1 Gramm) 1679 US-Dollar gezahlt. Das ist der höchste Stand seit Februar 2013. In Euro wurde ein neuer Rekordstand von 1550 Euro erreicht.

Die Ausbreitung des chinesischen Coronavirus sorgt schon seit einiger Zeit für einen starken Zulauf in Goldanlagen. Laut Fachleuten sind vor allem Indexfonds gefragt, die mit physischem Gold gedeckt sind (ETFs). Gold gilt traditionell als Absicherung in ungewissen Zeiten.

Coronavirus lastet auch auf dem Ölpreis

Die Ölpreise sind am Montag durch Sorgen wegen der internationalen Verbreitung des chinesischen Coronavirus belastet worden. Sowohl europäisches als auch amerikanisches Rohöl gerieten deutlich unter Druck. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am Morgen 57,13 US-Dollar. Das waren 1,37 Dollar weniger als am Freitag. Der Preis für amerikanisches Rohöl der Sorte WTI fiel um 1,16 Dollar auf 52,22 Dollar.

Deutsche Anleihen steigen, italienische Fallen

Deutsche Bundesanleihen sind am Montag mit spürbaren Kursgewinnen in die neue Handelswoche gestartet. Als sicher empfundene Anlagen profitierten von neuen Sorgen wegen der Coronavirus-Krise. Der richtungsweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future stieg am Morgen um 0,23 Prozent auf 175,34 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen fiel auf minus 0,46 Prozent.

In Europa erhielten als sicher geltende Anlagen wie Staatsanleihen überwiegend Zulauf. Unter Druck standen jedoch italienische Staatspapiere. Die drittgrößte Volkswirtschaft des Euroraums ist in Europa derzeit am stärksten von der Virus-Ausbreitung betroffen.

Dax rauscht ab

Der deutsche Leitindex wird heute durch das Coronavirus und seine Ausbreitung kräftig in Mitleidenschaft gezogen. Das Börsenbarometer gibt zum Start in die neue Woche 2,6 Prozent ab und startet mit 13.225,76 Punkten in die neue Woche.

Wirecard: Aktie trotz Braun Interview unter Druck

Der Aktie des Bezahldienstleisters aus Aschheim nützt heute auch nichts, dass sich Vorstandschef Markus Braun am Wochenende in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung optimistisch bezüglich der Sonderprüfung durch KPMG gezeigt hat:

# Wirecard: Vorstandsvorsitzender Markus Braun ist zuversichtlich, „dass alle Vorwürfe entkräftet werden.“

Die Aktie verliert heute zum Handelsstart rund 3 Prozent

Kurz & knapp:

Sixt Leasing: Die Aktien von der noch Sixt-Tochter stemmen sich zu Wochenbeginn gegen den sehr schwachen Gesamtmarkt gestemmt. Der Autovermieter Sixt trennt sich komplett von der 2015 an die Börse gebrachten Tochter. Das Aktienpaket im Umfang von 41,9 Prozent geht für 18 Euro je Aktie an die Hyundai Capital Bank Europe, ein Gemeinschaftsunternehmen des Autoherstellers Hyundai und der Bank Santander. Die Meldung komme zwar wie erwartet, nachdem bereits Mitte letzter Woche entsprechende Verhandlungen bekannt geworden waren, sagte ein Händler. Positiv sei aber, dass Sixt der Vereinbarung zufolge nun auch noch die geplante Dividende von 0,90 Euro auf jede Aktie zusätzlich bekommen soll, wenn der Verkauf noch vor der ordentlichen Hauptversammlung zustande kommt. Die Papiere von Sixt Leasing waren am Mittwoch auf das höchste Niveau seit Juni 2018 gesprungen. Die Anteilsscheine von Sixt stehen heute hingegen ebenfalls unter Druck.

Barclays: Bei den britischen Großbanken zeichnet sich die zweite spektakuläre Suche nach einem neuen Chef ab. Einem Bericht der Financial Times („FT“) zufolge bereitet sich auch die zweitgrößte britische Bank Barclays auf die Suche nach einem neuen Mann oder einer neuen Frau an der Spitze vor – der Branchenprimus HSBC sucht bereits seit vergangenen Sommer. Bei Barclays könnte sich der seit Ende 2015 amtierende Konzernchef Jes Staley, der wegen früherer Verbindungen zum inzwischen verstorbenen US-Banker und Sexualstraftäter Jeffrey Epstein unter Druck steht, zur Hauptversammlung im Mai 2021 zurückziehen, berichtete die FT unter Berufung auf zwei mit den Plänen der Bank vertraute Personen. Staley selbst habe Kollegen gesagt, dass er damit rechne, Barclays Ende 2021 zu verlassen.

Huawei: Der chinesische Netzausrüster sieht sich beim superschnellen 5G-Datenfunk vor der Konkurrenz. „Aus rein technischer Sicht sind unsere 5G-Basisstationen in Bezug auf die Übertragungsrate schneller als andere, sie sind kleiner und verbrauchen weniger Energie“, sagte Huawei-Top-Managerin Catherine Chen der Deutschen Presse-Agentur. „Bei gleicher Größe versorgen unsere Basisstationen drei Mal mehr Benutzer als die Basisstationen anderer, und der Stromverbrauch beträgt nur ein Drittel der anderen.“ Chen wies abermals Vorwürfe aus den USA zurück, Huawei könne von den Behörden in China zur Kooperation gezwungen werden: „In China gibt es solche Gesetze nicht.“ Kein chinesisches Gesetz verpflichte Unternehmen dazu, im Ausland Informationen zu sammeln oder Hintertüren einzurichten. Huawei könne eine „hervorragende Sicherheitsbilanz“ vorweisen.

Von Markus Weingran

Bild: H-AB / shutterstock.com

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