Dax: Coronavirus wütet auf dem deutschen Markt – kaufen, wenn die Kanonen donnern?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Wenn die Märkte in leichte Panik verfallen, dann ist Besonnenheit oftmals der bessere Ratgeber. Die schlechten Nachrichten zum Coronavirus wurden von Dax & Co lange Zeit ausgeblendet. Obwohl die Zahl der infizierten Menschen und Todesopfer immer weiter stieg, hat der deutsche Leitindex ein neues Allzeithoch präsentiert. Jetzt ist das Virus auch in Europa, besonders in Italien angekommen und auf einmal wollen alle Anleger durch eine Tür. Großartig selektiert wird heute nicht. Alle 30 Dax-Werte liegen gut 2 Stunden nach Handelsbeginn im Minus. Der Dax nähert sich wieder psychologischen Marke von 13.000 Punkten und die Jahresgewinne des Leitindex werden heute pulverisiert. Seit dem ersten 01.01.2020 liegt der Leitindex aktuell sogar ein Prozent im Minus. Die Börsenuhr im Jahr 2020 wird also wieder mehr als auf null gestellt.

Suchen mutige Anleger jetzt ihre Chance?

Ein bekanntes Zitat von Starinvestor Warren Buffett lautet: „Sei ängstlich, wenn andere gierig sind. Sei gierig, wenn andere ängstlich sind.“ Diese Aussage vom Orakel aus Omaha lässt sich wohl sehr gut auf die aktuelle Lage ummünzen. Während die Zahlen zum Coronavirus immer weiter stiegen, zogen die Indizes ebenfalls in immer neue Höhen. Von Angst war an den weltweiten Märkten nicht zu spüren. Die ist jetzt erst da. Daher stellt sich die Fragen, ob jetzt Satz 2 des bekannten Ausspruchs von Warren Buffett zum Tragen kommt.

Der Starinvestor hat erst am Wochenende angemerkt, dass es aktuell sehr schwierig sei, ein passendes Ziel für eine neue Investition auszumachen: „Die Möglichkeiten für größere Akquisitionen mit den von uns geforderten Eigenschaften sind rar,“ schrieb Warren Buffett in seinem jährlichen Brief an die Aktionäre von Berkshire Hathaway

# Warren Buffett: 128 Milliarden Dollar auf der hohen Kante, aber wohin damit? - Berkshire Hathaway Zahlen fallen gemischt aus

Vielleicht bekommt der Warren Buffet ja jetzt seine Chance schneller als er gedacht hätte.

BNP Paribas hat sich schon Gedanken zum chinesischen Markt gemacht

Die französische Großbank hat sich bereits vor dem Wochenende ihre Gedanken zum chinesischen Markt gemacht und ihr möglichen Verlierer und Gewinner präsentiert. Vielleicht genau der richtige Zeitpunkt. Allerdings hat es den chinesischen Markt zu Wochenbeginn nicht ganz so schlimm erwischt, wie den europäischen. Der CSI-300-Index mit den 300 wichtigsten Aktien an den chinesischen Festlandbörsen ist mit einem Minus von 0,40 Prozent aus dem Handel gegangen.

Die Experten gehen davon aus, dass Sektoren wie Reisen und Tourismus, Nicht-Basiskonsumgüter und Produktionen, die von Produktionsstätten in China abhängig sind, die „offensichtlichen Verlierer“ der Coronavirus-Epidemie seien könnten. Zu den Gewinnern zählen sie diejenigen Konzerne, die davon profitieren, dass immer mehr Menschen in den eigenen 4 Wänden bleiben. Hier werden in erster Linie chinesische Konzern aus dem Internet aufgezählt: Tencent , Alibaba , Baidu und JD.com. Aber auch im Bereich Telekommunikation sehen die Experten der PNB Paribas Chancen für die Anleger und führen hier die Werte China Mobile und China Unicom an.

Verhält es sich in der Dax-Familie ähnlich?

Alle 30 Dax-Titel liegen heute zum Teil mehr als deutlich im Minus. Kein einziger Dax-Konzern hat dabei allerdings heute eine schlechte Nachricht veröffentlicht. Daher sollten die Anleger auch au dem deutschen Markt genauer hinschauen. Könnte zum Beispiel eine Deutsche Bank vom Coronavirus betroffen sein?

Der deutliche Rücksetzer dürfte eher der bislang guten Entwicklung der Aktie geschuldet sein. Seit Jahresbeginn war die Aktie des Frankfurter Geldinstitut der beste Wert im Dax. Der heutige Rücksetzer dürfte daher eher der allgemeinen Marktschwäche geschuldet sein, als der Panik vor einer Belastung.

Ähnlich dürfte es sich bei Wirecard verhalten. Der Bezahldienstleister war nach der Deutschen Bank der zweitstärkste Wert im deutschen Leitindex. Auch hier ist nicht wirklich ersichtlich, warum das Coronavirus Auswirkungen auf den Geschäftsverlauf der Aschheimer haben sollte. Eher das Gegenteil dürfte der Fall sein. bleiben immer mehr Menschen zuhause, dann dürften Wirecard mit seinen Payment-Lösungen eher davon profitieren. Allerdings kommt bei Wirecard natürlich noch das Sonderproblem des Sonderprüfungsberichts hinzu. Daher wird die Aktie weiterhin als hochriskant eingestuft und in solchen Fällen auch gerne sofort verkauft.

Auch die beiden großen deutschen Versorger RWE und E.ON dürften wohl eher geringfügig unter den Auswirkungen des Coronavirus leiden.

Lufthansa und Adidas

Bei Lufthansa und Adidas dürfte die Lage hingegen schon etwas anders aussehen. Beide Dax-Konzern dürften unter den Auswirkungen des Coronavirus leiden. Die Kranich-Airline hatte bereits vergangene Woche vermeldet, dass aktuell 13 Maschinen auf dem Boden bleiben, da die Flüge ins Reich der Mitte ausgesetzt sind.

Adidas teilte in der gleichen Woche mit, dass eine erhebliche Anzahl eigener sowie auch Partnerläden derzeit geschlossen sei. In den übrigen Läden sei zudem das Kundenaufkommen deutlich gesunken. Infolgedessen liege die Geschäftstätigkeit in China seit dem chinesischen Neujahr am 25. Januar etwa 85 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Damit dürfte wohl klar sein, dass das Coronavirus dem deutschen Sportartikelhersteller einen Strich durch das erste Quartal, wenn nicht gleich durch die komplette Jahresplanung macht.

Automobilbranche wird ebenfalls leiden

Nicht nur für die deutschen Autobauer ist der chinesische Markt ernorm wichtig. Zu den erwarteten Absatzproblemen dürften auch noch Produktionsschwierigkeiten hinzukommen. In Wuhan sitzen mehr als 700 Wie die Boston Consulting Group recherchiert hat, sitzen in Wuhan mehr als 700 ausländische und inländische Zulieferer für die Automobilbranche. Die elf Millionen Einwohner zählende Metropole steht im Mittelpunkt der Epidemie. So unterbrachen die Behörden vor gut vier Wochen alle Flug-, Zug- und Busverbindungen. Auch wurde der private Autoverkehr unterbunden. Bisher wurden in Wuhan alleine mehr als 46 000 Infektionen und fast 2000 Todesfälle gezählt. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen.

Panik ist ein schlechter Ratgeber

Auch dieser Spruch ist an der Börse zu einer Weisheit geworden. Diese aufgeführten Beispiele zeigen, dass die Anleger genau überlegen sollten, welche Aktien sie aus dem Depot schmeißen. Sobald sich der Rauch etwas gelegt hat, sollten Investoren auch schauen, welche Werte zu Unrecht zu deutlich abgestraft worden sind. Hier könnten die nächsten Chancen für das laufende Jahr lauern.

Von Markus Weingran

Bild: kurhan / Shutterstock.com

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