Dax durch Entspannungssignale im Handelsstreit gestützt – Thyssenkrupp-Aktie baut Gewinne wieder aus, Höhenflug der Adidas-Aktie scheint kein Ende zu nehmen

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Entspannungssignale im internationalen Handelskonflikt haben dem Dax am Dienstag eine Erholung beschert. Der deutsche Leitindex machte einen Teil seiner kräftigen Vortagesverluste wett und rückte am Ende um 0,85 Prozent auf 12143,47 Punkte vor. Der MDax der mittelgroßen Werte legte um 0,36 Prozent auf 25574,51 Zähler zu.

Tags zuvor hatte die Ankündigung von US-Sanktionen gegen den chinesischen Smartphone-Hersteller Huawei vor allem die Chipbranche deutlich unter Druck gebracht. Auch wegen des Iran-Konflikts und der dadurch weiter steigenden Ölpreise hatten die Anleger mehrheitlich Vorsicht walten lassen. Inzwischen lockerten die USA ihre Verfügungen etwas.

Thyssenkrupp 4 Prozent im Plus

Unternehmensseitig konnte heute Thyssenkrupp das Rennen im Dax machen. Die Papiere des Stahlproduzenten lagen am Ende über 4 Prozent im Plus. Der Aufsichtsrat des kriselnden Industriegiganten hat die Pläne des Managements zur Neuausrichtung des Unternehmens genehmigt. Die Entscheidung sei einstimmig erfolgt, teilte das Unternehmen am frühen Dienstagabend in Essen mit. Der Schritt kommt nicht überraschend. Zuvor hatten bereits wichtige Ausschüsse und das Präsidium des Kontrollgemiums das neue Konzept unterstützt und die Zustimmung empfohlen. Der Strategieschwenk war nötig geworden, nachdem vor nicht einmal zwei Wochen Thyssenkrupp wegen der Bedenken der europäischen Wettbewerbsbehörde die geplante Stahlfusion mit dem europäischen Teil von Tata Steel abgeblasen hatte.

Wirecard-Kurs wieder über 200-Tage-Linie

Wirecard-Aktien sind am Dienstag mit plus 4 Prozent über die 200-Tage-Linie zurückgekehrt. Der Auftakt der jüngsten Vorwurfswelle der „Financial Times“ hatte die Papiere des Zahlungsabwicklers Ende Januar unter die als Indikator für den längerfristigen Trend geltende Durchschnittslinie zurückgeworfen. Fast die Hälfte an Wert hatten die Papiere bei ihrem Jahrestief von 86 Euro zwischenzeitlich verloren. Nun sind sie drauf und dran, die Scharte komplett wieder auszuwetzen. Erst tags zuvor hatte die neue Deutsche-Bank-Analystin Nooshin Nejati den Anlegern wieder Hoffnung auf eine Rückkehr zum alten Rekordhoch von 199 Euro gemacht. Besonders optimistische Experten wie Alexandre Faure von Exane BNP Paribas oder Robin Brass von Hauck & Aufhäuser trauen den Papieren mit 265 und 240 Euro sogar noch deutlich mehr zu.

Adidas-Papiere weiter im Höhenflug

Die Aktien von Adidas haben nach einigen Tagen Pause wieder ihre Rekordjagd fortgesetzt. Die Papiere des Sportartikelherstellers hatten am Dienstagnachmittag bei 258,45 Euro den bislang höchsten Stand ihrer Geschichte erreicht. Zuletzt stand noch ein Plus von knapp 2,9 Prozent zu Buche. Die jüngste Kursrally hatten Anfang Mai unerwartet gute Geschäftszahlen zum ersten Quartal ausgelöst. Der Sportartikelkonzern hatte seine Gewinne zum Jahresauftakt deutlich gesteigert. Seitdem haben vielen Analysten ihre Kursziele nach oben angepasst. Der Experte Christian Salis von der Privatbank Hauck & Aufhäuser etwa schrieb nach der Bekanntgabe der Zahlen, dass die exzellente Bruttomarge von Adidas die Jahresziele des Unternehmens konservativ erscheinen lasse.

Ganz unten im Dax lag am Ende Beiersdorf mit einem Abschlag von 1,3 Prozent.

Im MDax konnten die Papiere von Wacker Chemie, der Aareal Bank und Dt. Pfandbriefbank überzeugen, alle mit einem Zuwachs von 2,8 bis 2,9 Prozent.

Ceconomy überrascht mit Zahlen und kann durchstarten

Im SDax stand Ceconomy an der Spitze mit einem Plus von annähernd 6 Prozent. Die Aktien haben dank erfreulicher Ertragszahlen an ihren sehr guten Lauf der letzten Monate angeknüpft. Im zweiten Geschäftsquartal bis Ende März gelang der Mutter der Handelsketten Media Markt und Saturn unter dem Strich die Rückkehr in die schwarzen Zahlen – nach einem Verlust im vergangenen Jahr, der allerdings vor allem auf Abschreibungen auf die Beteiligung an der früheren Muttergesellschaft Metro herrührte. Zudem äußerten sich Analysten eher positiv. So sei das operative Ergebnis weniger stark gefallen als von ihm gedacht, kommentierte der Experte Volker Bosse von der Baader Bank.

Ceconomy habe dank einer besseren Kontrolle der Kosten die Markterwartung übertroffen, ergänzte die Expertin Georgina Johanan von der US-Bank JPMorgan. Der Fachmann Jürgen Elfers von der Commerzbank hob hervor, dass sich das Deutschland-Geschäft gut entwickelt habe.

Leoni muss weiter einstecken

Ganz unten lagen am Ende die Papiere von Leoni mit einem Minus von 2,6 Prozent. Durch Analystenstudien geweckte Befürchtungen über eine bevorstehende Kapitalerhöhung haben die Aktientalfahrt des Autozulieferers weiter beschleunigt. Im bisherigen Jahresverlauf haben die Leoni-Aktien inzwischen bereits mehr als die Hälfte an Wert eingebüßt. Seit ihrem Rekordhoch Anfang 2018 bei 66,20 Euro sind es sogar rund 80 Prozent. Auslöser der steilen Talfahrt waren allein drei Gewinnwarnungen seit September letzten Jahres. Zuletzt dann schockte der Kabel- und Bordnetzspezialist auch noch mit einem überraschend schwachen ersten Quartal und räumte „hausgemachten Fehler“ ein.

Seither hagelt es negative Analystenkommentare, wobei etwa die Deutsche Bank, JPMorgan, die NordLB, Oddo BHF und einige weitere ihre Kursziele teils drastisch senkten. Das setzte sich an diesem Tag mit negativen Kommentaren seitens des Bankhauses Lampe und des Analysehauses Independent Research fort.

(onvista/dpa-AFX)

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Titelfoto: Imagentle / Shutterstock.com

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