Dax: Erholung nach dem Börsenbeben – Experte: „Nur technische Gegenreaktion“ – Deutsche Post schlägt sich erstaunlich gut, Gea führt MDax an

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Nach dem heftigen Dämpfer zum Wochenauftakt hat der deutsche Aktienmarkt am Dienstag einen Erholungsversuch gestartet. Der Dax notierte zuletzt 0,53 Prozent höher bei 11.720 Punkten und damit aber wieder knapp unter seinem bisherigen Tageshoch.

Marktexperte Jochen Stanzl von CMC Markets glaubt allerdings, dass es sich dabei nur um eine technische Gegenreaktion handelt, nachdem der deutsche Leitindex im Sog des eskalierenden Handelskriegs zwischen den USA und China am Vortag 1,8 Prozent eingebüßt hatte. Positive Nachrichten gebe es nicht wirklich, so Stanzl.

Der MDax, der die Aktien mittelgroßer deutscher Unternehmen repräsentiert, legte am Dienstagvormittag um 0,75 Prozent auf 25225 Zähler zu. Der EuroStoxx 50 rückte um rund 0,7 Prozent vor.

Chinas Warnschuss hebt den Handelsstreit auf ein ernsteres Level

Für etwas Entspannung sorgte Händlern zufolge der Umstand, dass China seine Währung am Dienstag wieder etwas aufwerten ließ. Zuvor hatte die US-Regierung China beschuldigt, den Kurs seiner Valuta zu manipulieren, um sich unfaire Vorteile im internationalen Wettbewerb zu sichern. China hatte am Montag den Yuan abgewertet. Hinzu kam, dass die deutsche Industrie im Juni deutlich mehr Aufträge erhalten hatte als erwartet.

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„Die Tatsache, dass China die abrupte Abwertung am Montag überhaupt genehmigte, ist kein gutes Zeichen“, kommentierte Marktanalyst Milan Cutkovic von AxiTrader. Peking rechne wohl nicht mit einem baldigen Ende des Handelsstreits und gehe langsam in die Offensive. „Sollte sich der Yuan nun aber wieder stabilisieren, könnte dies die Aktienmärkte kurzfristig etwas stützen. Die Stimmung auf dem Börsenparkett aber bleibt angespannt, die Anleger sind verunsichert“, so Cutkovic.

Deutsche Post schlägt sich erstaunlich gut

Unter den Einzelwerten standen die Aktien der Deutschen Post mit einem Kursanstieg von fast 5 Prozent an der Dax-Spitze. Der Brief- und Paketzusteller hob seine Ziele für das laufende Geschäftsjahr etwas an. Zudem fielen die Zahlen für das zweite Quartal ordentlich aus. Analyst Christian Obst von der Baader Bank verwies darauf, dass der operative Gewinn (Ebit) die Erwartungen übertroffen habe und die Post weiterhin vom anhaltenden Boom im Internet-Handel profitiere. Experte Daniel Roeska von Bernstein merkte an, dass sich die Post in einem schwierigen Markt erstaunlich gut geschlagen habe.

Beiersdorf bestätigt Jahresziele

Beiersdorf-Papiere drehten nach einem schwachen Handelsauftakt ins Plus und notierten zuletzt 3,78 Prozent fester. Das Umsatzwachstum des Konsumgüterkonzerns schwächte sich im zweiten Quartal wie erwartet ab. Das Konsumentengeschäft mit der Marke Nivea legte dabei deutlich stärker zu als die Klebstoffsparte Tesa. Die Jahresprognose wurde bestätigt.

Wirecard konnte um 2,75 Prozent klettern, nachdem eine weitere Partnerschaft errungen werden konnte.

Gea führt den MDax an

Mit einem Kursgewinn von 5,38 Prozent waren die Gea-Aktien klarer Spitzenreiter im MDax. Der sich im Umbau befindende Maschinenbauer hält trotz eines Ergebnisrückgangs im zweiten Quartal an seinen Jahreszielen fest.

Metro-Aktionäre weiter enttäuscht

Metro-Aktien setzten ihre Talfahrt vom Vortag fort und verloren als MDax-Schlusslicht 7,3 Prozent an Wert. Wie bereits am Montag belasteten fehlende Aussichten auf ein höheres Übernahmeangebot des Bieterkonsortiums EPGC um den tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky. „EPGC bestätigt, dass weder der Angebotspreis erhöht noch die Mindestannahmeschwelle abgesenkt noch das Angebot anderweitig geändert wird.“

Norma leidet unter den schlechten Bedinungen für den Auto-Sektor

Der Verbindungstechnik-Spezialist Norma Group bekam indes die Schwäche der Automärkte im zweiten Quartal deutlich zu spüren. Unter dem Strich ging der Überschuss um 32 Prozent zurück. Seine Mitte Juli reduzierten seine Umsatz- und Profitabilitätsziele für das laufende Jahr bestätigte der Autozulieferer nun aber. Norma-Aktien fielen auf den niedrigsten Stand seit sechs Jahren und lagen zuletzt 2,8 Prozent im Minus. Seit Jahresbeginn beläuft sich der Abschlag auf gut ein Drittel des Börsenwerts.

Varta bleibt ein Überflieger

Der Batteriekonzern Varta hob nach einem starken ersten Halbjahr seine Prognosen erneut an. Varta-Papiere waren mit einem Kursplus von 7,4 Prozent ganz oben im SDax zu finden.

(onvista/dpa-AFX)

Titelfoto: Imagentle / Shutterstock.com

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