DAX-ETFs: Die Ausschüttungen machen den Unterschied

Fundresearch · Uhr

Der Slogan „Dividenden sind die neuen Zinsen“ ist seit Jahren en vogue. Kein Wunder: Zinserträge sind mittlerweile quasi abgeschafft. Die Rendite europäischer Staats- und Unternehmensanleihen sind in den vergangenen zehn Jahren dramatisch gesunken. Da scheinen die vergleichsweisen hohen Ausschüttungen europäischer Dividendentitel der passende Ersatz zu sein. Während Bundesanleihen inzwischen sogar negativ rentieren, sind die Dividendenrenditen laut einer aktuellen Erhebung von Allianz Global Investors über die Jahre relativ stabil geblieben. 

Angesichts der Performance-Differenz ist die Verlockung natürlich groß, Dividenden und Zinsen gegeneinander auszuspielen. Leider hinkt dieser Vergleich etwas: Denn Aktien- und Anleiheinvestments sind sehr unterschiedliche Dinge, die nicht nachlässig miteinander verwoben werden sollten. Finanzberater, die ihren Kunden solche Gedanken nahelegen, machen sich angreifbar und bewegen sich damit rechtlich auf sehr dünnem Eis. Doch unter den Tisch kehren müssen sie die Kraft der Dividenden trotzdem nicht. Dafür muss auch nicht der Vergleich zu Anleihen bemüht werden. Allein die Wertentwicklung des DAX reicht aus, um zu zeigen, wie viel Kraft in Dividenden steckt und wie wichtig diese sind.

Die Stärke des DAX beruht auf den Dividenden

Deutlich sichtbar wird der Einfluss der Dividenden, wenn man die Performance des DAX und des DAX Kursindex gegeneinanderhält. Während beim DAX die Dividenden in die Wertentwicklung mit eingerechnet werden, bildet der Kursindex die reine Kursentwicklung der DAX-Aktien ab. Die Kraft der Dividenden wird im Vergleich zu anderen internationalen Indizes, die keine Dividenden zur Errechnung ihrer Werte berücksichtigen, sehr deutlich: So schnitt der DAX im vergangenen Jahr mit einer Performance von 25,48 Prozent Zuwachs zwar leicht besser ab als der MSCI World (+25,19%) und der EuroStoxx 50 (+24,78%). Doch der ehrlichere Vergleich wäre es, nur den DAX Kursindex mit den beiden anderen reinen Kurs-Indizes zu vergleichen. Und da zeigt sich: Die 21,53 Prozent Jahreszuwachs, die sich allein aus der Kursentwicklung der DAX-Aktien ergeben, sind eher mau. Das gilt auch langfristig: DAX-Aktien laufen seit dem Hoch im Jahr 2000 nur Verlusten hinterher. Der DAX Kursindex steht heute gerade einmal da, wo er im März 2000 schon einmal stand. Der Blick auf die Dividendenrendite der DAX-Mitglieder offenbart deshalb die wahre Kraft des deutschen Leitindex. So bieten die zehn ausschüttungsstärksten Unternehmen des Index zum aktuellen Zeitpunkt im Durchschnitt die Chance auf 4,46 Prozent Dividendenrendite. 

Nicht blind Einzeltitel kaufen

Wer bei diesen Vergleichswerten noch nach Bundesanleihen schielt, dem ist nicht mehr zu helfen. Die Investition in einzelne Unternehmen ist jedoch nicht die Lösung. Die Freude über hohe Ausschüttungen kann schnell in Frust umschlagen, wenn der Aktienkurs einbricht - aus welchem Grund auch immer. Die Kurshistorien von Covestro, Lufthansa und Wirecard allein aus dem vergangenen Jahr sprechen Bände. Besser ist es erwiesenermaßen, das Kapital breiter zu streuen. Und da bieten sich im Falle des deutschen Leitindex passive Investments an. Schließlich muss nichts aktiv gemanagt werden, wenn es allein um die Replikation eines Index geht.

Die Wahl des passenden Instruments ist trotzdem kein Selbstläufer. Das wird schon beim Vergleich von thesaurierenden und ausschüttenden DAX-ETFs deutlich. Denn grundsätzlich sollten sich alle DAX-ETFs unter dem Strich gleichermaßen gut entwickeln. Doch die Ausschüttung macht trotzdem einen Unterschied aus: Ab dem Ausschüttungstermin eines ETF sinkt nämlich das Kapital, das an der weiteren Kursperformance partizipiert. Je nach Datum dieses Termins und der weiteren Entwicklung des DAX hat das negative oder positive Folgen. Steigen die Kurse weiter, performen die thesaurierenden ETFs besser. Sinken die Kurse, können sich dagegen die Anleger ausschüttender ETFs darüber freuen, dass zumindest die Dividenden im Trockenen sind. Im vergangenen Hausse-Jahr waren deshalb die thesaurierenden DAX-ETFs klar im Vorteil. Der Renditeunterschied zwischen dem schwächsten ausschüttenden und dem besten thesaurierenden ETF beträgt stattliche 0,52 Prozent. Langfristig machen solche Differenzen einen großen Unterschied.

Doch auch abseits der reinen Ausschüttungs-Arithmetik tun sich Performance-Unterschiede auf. Diese sind offensichtlich nicht nur den Fondskosten geschuldet, wie ein Blick auf die Tabelle zeigt. So hat der Deka DAX ETF Anlegern im vergangenen Jahr 0,15 Prozent mehr Rendite beschert als der Lyxor DAX ETF - obwohl die Kosten gleich hoch sind. Ein Grund dafür könnten unterschiedliche Ergebnisse von Aktienleihgeschäften sein. Erstaunlich ist in diesem Zusammenhang, dass der Deka-ETF sogar besser abschneidet als der ETF der Deutsche Bank-Tochter x-trackers.

Fazit: Dividenden sind nicht die neuen Zinsen. Denn die Kraft der Dividenden liegt langfristig in der Wiederanlage der Ausschüttungen, damit diese an der Kursperformance der Aktien weiter partizipieren können. Berater empfehlen deshalb langfristig orientierten Anlegern eher thesaurierende als ausschüttende ETFs. 

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