Dax-Familie: Diese Unternehmen sind in neue Indizes umgezogen

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Nach dem Kursabsturz der Lufthansa-Aktie in der Corona-Krise ist das Papier der vor einem Staatseinstieg stehenden Airline von heute (22. Juni) an im MDax zu finden. Es musste seinen Platz nach fast 32-jähriger Mitgliedschaft im deutschen Leitindex Dax für den Berliner Immobilienkonzern Deutsche Wohnen räumen.

Damit ist nach dem Ausscheiden von Thyssenkrupp im September 2019 oder der Commerzbank im September 2018 ein weiteres Mitglied der ersten Stunde in den Index für mittelgroße Unternehmen abgestiegen. Deutsche Wohnen indes hatte schon seit geraumer Zeit auf eine Aufstiegschance in die erste deutsche Börsenliga gehofft und ist nun nach Vonovia die zweite Immobiliengesellschaft im Dax. Vonovia war 2015 in den Leitindex aufgenommen worden.

Veränderungen im M- und SDax:

Der Außenwerbe-Spezialist Ströer nimmt den Platz der Deutschen Pfandbriefbank (PBB) im MDax der mittelgroßen Werte ein. Zugleich ist die PBB in den SDax gewechselt.

Dort finden sich von heute an auch die Aktien des erst vor drei Monaten ausgeschiedenen UV-Spezialisten Dr. Hönle wieder. Zudem halten auch die Papiere des Herstellers von Personalmanagement-Software, Atoss Software in den SDax Einzug.

Die beiden ersetzen den erst vor Ende Mai in den SDax aufgenommenen Finanzdienstleister MLP sowie Elmos Semiconductor. Auch der Chiphersteller hatte damit nur ein kurzes Stelldichein gegeben. Die Deutsche Börse hatte ihn erst im Februar dieses Jahres in den Nebenwerte-Index aufgenommen.

Veränderungen im STXE 600:

Der IT-Dienstleister Cancom und der Spezialverpackungshersteller Gerresheimer sind nun im Stoxx Europe 600 zu finden. Zugleich allerdings wurden drei andere deutsche Unternehmen herausgenommen: Die Aktie des Modeunternehmens Hugo Boss, die des Handelsunternehmens Metro sowie die des vor der Übernahme durch AMS stehenden Lichtspezialisten Osram.

Außerdem musste im Zuge zahlreicher Wechsel, die zu Monatsbeginn im Aktienindex der 600 größten europäischen Unternehmen von der Deutsche Börse-Tochter Stoxx Ltd. vorgenommen wurden, nun auch der britische Billigfluganbieter Easyjet seinen Platz räumen.

Wichtig sind Index-Änderungen vor allem für Fonds, die Indizes exakt nachbilden. Dort muss dann entsprechend umgestellt werden, was Einfluss auf die Aktienkurse haben kann.

Studie: Dax-Aufsteiger ziehen Frauenquote nach unten

Börsenwert und Börsenumsatz deutscher Aktiengesellschaften hängen nicht vom Frauenanteil im Vorstand ab: „Aufsteiger in Dax und MDax ziehen sogar regelmäßig die Frauenquoten nach unten“, teilte die US-Personalberatung Russell Reynolds am Montag mit. Das sei auch bei den aktuellen Wechseln wieder so.

Die Lufthansa mit einem Frauenanteil von 17 Prozent im Vorstand werde im Leitindex Dax ersetzt vom Immobilienkonzern Deutsche Wohnen ohne eine Frau im Vorstand. Im MDax der mittelgroßen Werte werde die Deutsche Pfandbriefbank abgelöst vom Werbevermarkter Ströer – ohne Frau im Vorstand. Das sei für Aufsteiger in den MDax nicht ungewöhnlich: „Von den 29 Aufsteigern der letzten beiden Jahre in den zweitwichtigsten deutschen Börsenindex haben 25 kein weibliches Vorstandsmitglied“, so die Personalberater.

Auch beim bisher jüngsten Wechsel im Dax sei mit dem Triebwerkshersteller MTU Aero Engines ein Konzern ohne weiblichen Vorstand aufgestiegen. „Die letzten vier Aufsteiger in den Dax (Deutsche Wohnen, MTU, Wirecard, Covestro) kommen im Schnitt mit einer Frauenquote von lediglich 13 Prozent auf eine halb so hohe Frauenquote wie die Unternehmen, die sie verdrängt haben“, schrieben die Personalberater. Im MDax sei der Frauenanteil seit 2017 zwar von 4 auf 10 Prozent gewachsen, „doch haben 40 der 60 MDax-Unternehmen (zwei Drittel) weiterhin nicht einmal eine Frau im Vorstand“.

In den USA, Großbritannien, Frankreich, den skandinavischen Staaten, den Niederlanden und Spanien liege die Frauenquote höher als beim Dax. Beim MDax liege sie zudem noch unter der Frauenquote in der Schweiz und Italien. Wenig Frauen in der Unternehmensführung, das stehe einer positiven Entwicklung bei Börsenumsatz und Marktkapitalisierung offenbar nicht im Weg, sagte Russell-Reynolds-Europamanager Jens-Thomas Pietralla. Oft seien die Aufsteiger junge Unternehmen mit kleinen Vorständen. Mehr Vielfalt bei Geschlecht, Internationalität und Erfahrung könnten aber den nächsten Entwicklungsschritt begünstigen.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: AshDesign / Shutterstock.com

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