Dax geht hoffnungsvoll in den Handelsschluss – Unicredit-Gerüchte lassen Commerzbank-Aktie wieder springen

onvista · Uhr

Der Dax hat am Dienstag den tiefroten Wochenauftakt zum Teil wieder wett gemacht. Dem deutschen Leitindex half es vorerst wieder auf die Beine, dass im US-chinesischen Handelsstreit die Rhetorik beider Seiten etwas an Schärfe verlor. Außerdem sorgten zahlreiche Quartalsberichte und Unternehmensnachrichten für viel Gesprächsstoff.

Der Dax arbeitete sich stetig vor und nahm im Nachmittagshandel wieder Kurs auf die Marke von 12000 Punkten, die am Vortag erst gefallen war. Er schloss 0,97 Prozent höher bei 11991,62 Punkten, während es für den MDax sogar um 1,52 Prozent auf 25417,16 Punkte nach oben ging. Eine Stütze für beide waren die ebenfalls erholten US-Börsen.

Nach der jüngsten Eskalation hatte Donald Trump im Handelsstreit mit China am Dienstag etwas mildere Töne angestimmt – mit den Worten, noch nicht über eine weitere Verschärfung der Gangart entschieden zu haben. Am Rande des Gipfels der großen Industrieländer (G20) Ende Juni im japanischen Osaka wolle er mit Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping reden, sagte der US-Präsident.

Trump von Marktreaktion beeindruckt

„Offenbar hat die Reaktion der Märkte auch Präsident Trump beeindruckt, da er bezüglich der nächsten Zollausweitung leicht zurückruderte“, schrieb Analyst Martin Roth von der Commerzbank am Morgen in einem Kommentar. Zu Wochenbeginn war der Dax wegen scharfer Worte des US-Präsidenten und chinesischer Vergeltungsmaßnahmen noch um 1,5 Prozent abgesackt.

Bayer stolpert erneut

Im Mittelpunkt standen im Dax viele Zahlen, aber auch die Aktien von Bayer zeigten Schwäche. Am Ende fielen sie um etwa 2 Prozent und zeigten sich so immerhin etwas erholt von ihrem tiefsten Stand seit 2012, den sie im frühen Handel mit 53,65 Euro erreicht hatten.

Merck hält rote Laterne

Die Quartalszahlen des Darmstädter Pharma- und Chemiekonzerns Merck seien in die Kategorie „durchwachsen bis schlechter als erwartet“ einzuordnen, sagte ein Händler. Die Anteile weiteten nach zögerlichem Start ihre Verluste bis auf 3,7 Prozent aus, was ihnen am Ende die rote Laterne im Dax einbrachte.

Thyssenkrupp – Euphorie flaut weiter ab

Vonovia verloren belasten von einer Kapitalerhöhung 1,5 Prozent. Bei Thyssenkrupp  war die Euphorie, die am Freitag noch wegen einem Konzernumbau geherrscht hatte, mittlerweile fast wieder verflogen. Die Aktien knüpften mit einem Minus von 3,1 Prozent an ihre Gegenreaktion vom Vortag an. Der Industrie- und Stahlkonzern hatte im zweiten Geschäftsquartal rote Zahlen geschrieben.

Allianz überzeugt mit guten Zahlen

Zahlen gab es außerdem von der Allianz, deren Aktien sich mit einem Anstieg um 1,8 Prozent im vorderen Dax-Drittel bewegten. Geringere Schäden durch Naturkatastrophen hatten der Versicherer zum Jahresauftakt einen Gewinnschub beschert.

RWE äußerst stabil

Sehr fest zeigten sich am Tag vor der Zahlenvorlage RWE, mit einem Satz nach oben um 2,6 Prozent. Alberto Gandolfi von Goldman Sachs rechnet bei dem Versorger mit einem starken Abschneiden im Geschäft mit erneuerbaren Energien.

Unicredit-Gerüchte lassen Commerzbank-Aktie wieder springen

Im MDax wurden die 4,3 höheren Aktien der Commerzbank von einem Medienbericht befeuert, wonach das Interesse der italienischen Unicredit an einer Übernahme reife, nachdem die Fusion mit der Deutschen Bank gescheitert ist.

Wie es in dem Bericht hieß, sollen die Italiener die US-Banken Lazard und JPMorgan für die Gespräche mit dem Frankfurter Konkurrenten beauftragt haben. Die Anleger von Unicredit reagierten darauf in Mailand weniger erfreut: Die Papiere tauchten zuletzt mit 2,3 Prozent ins Minus ab.

Gerüchte über das Interesse von Unicredit waren schon Anfang April in einem Bericht der „Financial Times“ geschürt worden. Damals war als Bedingung genannt worden, dass die Gespräche mit der Deutschen Bank über eine Fusion scheitern, was mittlerweile eingetreten ist. In den vergangenen Jahren wurde Unicredit, die in Deutschland bereits mit der Hypovereinsbank vertreten ist, schon wiederholt als möglicher Käufer der Commerzbank genannt.

Evotec toppten die CoBa-Performance nach Zahlen aber noch mit einem Anstieg um 5,2 Prozent.

Scout24-Aktie leidet unter abgesagter Übernahme

Am MDax-Ende dagegen drückte die Absage der Übernahme von Scout24 durch die Finanzinvestoren Hellmann & Friedman und Blackstone die Aktien des Betreibers von Online-Marktplätzen mit fast 5 Prozent ins Minus.

Auf europäischer Bühne wurde der Dax vom EuroStoxx noch leicht übertrumpft: Der Leitindex der Eurozone stieg um 1,3 Prozent auf 3364,38 Punkte. In Paris rückte der Cac 40  sogar um 1,5 Prozent vor, während der Londoner FTSE 100 um gut 1 Prozent zulegte. In New York stand der Dow Jones Industrial  zum europäischen Handelsschluss mit 1,3 Prozent im Plus.

Am Rentenmarkt sank die Umlaufrendite von minus 0,12 Prozent am Vortag auf minus 0,13 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,04 Prozent auf 143,29 Punkte. Der Bund-Future gab um 0,04 Prozent auf 166,50 Punkte nach.

Der Euro gab zuletzt auf 1,1212 US-Dollar nach. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zwischenzeitlich auf 1,1226 (Montag: 1,1245) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8908 (0,8893) Euro gekostet.

(onvista/dpa-AFX)

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Titelfoto: volzformat/shutterstock.com

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