Dax geht versöhnlich ins Wochenende – Thyssenkrupp zieht Stahlbranche hoch, Daimler und HelloFresh stark

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Dem Dax  ist ein versöhnlicher Ausklang einer am Ende doch turbulenten Woche gelungen. Der Kursrutsch am Vortag hatte am Freitag Beobachtern zufolge Schnäppchenjäger in den Markt gelockt, zudem sorgten positive Konjunkturdaten aus den USA für gute Laune. So hat der Einzelhandel seine Umsätze im September deutlich stärker gesteigert als erwartet. Davon profitierte der Leitindex letztlich mit einem Plus von 1,62 Prozent auf 12 908,99 Punkte. Auf Wochensicht ergibt sich gleichwohl noch ein Minus von 1,09 Prozent.

Der MDax der 60 mittelgroßen Börsentitel stieg am Freitag um 1,10 Prozent auf 27 765,20 Zähler. Börsianer warnten derweil, dass die Stimmung unter den Investoren angesichts der vielen politischen Unsicherheiten und der weiter steigenden Corona-Zahlen angegriffen sei.

Von Virus- und Konjunktur-Sorgen geplagte Anleger hatten den Dax am Vortag deutlich einknicken lassen und unter die Marke von 13 000 Punkten geschickt. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank, sprach von einer „Woche der Zurückhaltung“. Die Dynamik der zweiten Corona-Welle habe auch die Börsianer überrascht.

Und die Lage bleibt fragil. Nach Einschätzung der Marktexperten der Landesbank Helaba dürfte die Verunsicherung der Marktteilnehmer angesichts weiter steigender Corona-Fallzahlen und politischer Unwägbarkeiten wie der US-Präsidentschaftswahl, dem Ringen um das US-Hilfspaket und die Hängepartie beim Brexit erhöht bleiben.

Auf Unternehmensseite sorgten Thyssenkrupp für Schlagzeilen. Nach den hohen Kursverlusten hatte eine Übernahmeofferte von Liberty Steel für die kriselnde Stahlsparte den Aktien des Essener Traditionskonzerns neues Leben eingehaucht. Die Papiere waren in der Spitze um nahezu ein Viertel angesprungen, am Ende notierten sie an der MDax-Spitze knapp elf Prozent höher. Das nicht näher bezifferte Angebot des britischen Unternehmens ist nicht bindend, Thyssenkrupp will es nun prüfen.

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Von der Übernahmefantasie profitierte auch der Branchenwettbewerber Salzgitter mit einem Aufschlag von rund sechs Prozent; für die Papiere des Stahlhändlers Klöckner & Co ging es um knapp fünf Prozent nach oben.

Im Dax verteidigten Daimler-Papiere seit dem Morgen ihren Spitzenplatz, die Anteile am Autobauer notierten zum Handelsschluss 5,5 Prozent höher. Die Stuttgarter hatten die Anleger mit Nachrichten über einen unerwartet guten Verlauf des dritten Geschäftsquartals erfreut. JPMorgan-Analyst Jose Asumendi sprach von einer „hervorragenden“ Entwicklung.

Hellofresh-Papiere waren auf ein Rekordhoch geschnellt, der Kochboxenversender hatte zuvor seine Prognose angehoben. Das Unternehmen gilt als Corona-Krisengewinner und ist deshalb an der Börse gefragt. Seit dem Corona-Tief im März hat sich der Kurs der Papiere mehr als verdreifacht. Am Freitag stand am Ende ein Plus von knapp sieben Prozent zu Buche. Nach bereits am Vortag angehobenen Jahreszielen stachen zudem im Nebenwerteindex SDax die Aktien von Tierbedarfshändler Zooplus mit einem Aufschlag von fast sechs Prozent hervor.

Auf europäischer Bühne schloss der EuroStoxx 1,65 Prozent höher bei 3245,47 Punkten. In Paris zog der Cac 40 um rund 2 Prozent an, während der Londoner FTSE 100 1,5 Prozent gewann. In New York stieg der Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsschluss um knapp ein Prozent.

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Der Kurs des Euro legte zu: Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1741 (Donnerstag: 1,1698) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8517 (0,8549) Euro.

Am Rentenmarkt lag die Umlaufrendite stabil bei minus 0,62 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,01 Prozent auf 146,46 Punkte. Der Bund-Future rückte um 0,12 Prozent auf 176,03 Punkte vor.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: Imagentle / Shutterstock.com

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