Dax holt knappes Plus – Euro wertet immer mehr auf – Apple treibt die ganze Branche an, Rocket Internet will der Börse den Rücken kehren

onvista · Uhr

Nach dem jüngsten Kursrücksetzer kehren Anleger in die europäischen Aktienwerte zurück. Die anhaltende Stärke des Euro, der die Wettbewerbsfähigkeit von Waren heimischer Firmen auf den Weltmarkt schmälert, bremste den Anstieg aber. Dax und EuroStoxx50 lagen am Dienstagabend jeweils knapp im Plus bei 12.974 beziehungsweise 3274 Punkten. Gleiches galt für den US-Standardwerteindex Dow Jones.

Am Devisenmarkt knackte der Euro erstmals seit zweieinhalb Jahren die Marke von 1,20 und stieg um bis zu 0,6 Prozent auf 1,2011 Dollar. „Dabei profitiert er einerseits von leicht aufgehellten Konjunkturaussichten für Europa, andererseits von den Sorgen über die US-Konjunktur, die gestiegene Infektionszahlen verkraften muss“, sagte NordLB-Analyst Bernd Krampen. Sollte sich die Verabschiedung des europäischen Corona-Wiederaufbaufonds verzögern, müsse aber mit Kursrückschlägen gerechnet werden, warnte Commerzbank-Analystin Esther Reichelt.

Die US-Valuta geriet nicht allein zum Euro in die Defensive. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, notierte mit 91,746 Punkten so niedrig wie zuletzt im Frühjahr 2018. Hier wirke die Ankündigung der US-Notenbank nach, die Nullzinspolitik auf unbestimmte Zeit fortzusetzen, sagte Analyst Ricardo Evangelista vom Brokerhaus ActivTrades.

Unterstützung erhielten die europäischen Aktienmärkte von ermutigenden Konjunkturdaten. Die Bundesregierung beurteilt die Wirtschaftsaussichten für 2020 optimistischer. Die Stimmungsbarometer der Einkaufsmanager aus der Industrie der USA und Chinas signalisierten Wachstum für die beiden weltgrößten Volkswirtschaften.

Metalle und Ölpreis im Aufwind

Gold gab der Strategieschwenk der Fed Rückenwind. Das Edelmetall verteuerte sich um 0,2 Prozent auf 1974,31 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Einige Investoren nutzten zudem die aktuelle Schwäche der Weltleitwährung zum Kauf von Industriemetallen. So kletterte der Preis für Kupfer um bis zu 2,4 Prozent auf 6830 Dollar je Tonne, den höchsten Stand seit gut zwei Jahren.

Parallel dazu verteuerte sich die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee um ein knappes Prozent auf 45,70 Dollar je Barrel (159 Liter). Sie profitiere auch von den starken chinesischen Konjunkturdaten, sagte Analyst Jeffrey Halley vom Brokerhaus Oanda.

Apples iPhone-Pläne beflügeln Tech-Branche

Bei den Unternehmen standen Chipwerte im Rampenlicht. Einem Medienbericht zufolge will Apple in diesem Jahr 75 Millionen iPhones mit dem neuen Mobilfunkstandard 5G absetzen. Dies verhalf den europäischen Zulieferern Dialog Semiconductor und AMS zu Kursgewinnen von je knapp vier Prozent. Andere Halbleiterwerte wie Infineon, STMicro oder ASML gewannen bis zu 2,5 Prozent. Der europäische Branchenindex legte 1,2 Prozent zu. Die Papiere des Mobilfunkchip-Spezialisten Broadcomrückten an der Wall Street gut vier Prozent vor und markierten ein Rekordhoch von 361,70 Dollar. Gleiches galt für Apple, die bis zu drei Prozent auf 132,92 Dollar zulegten.

Zoom stellte dies mit einem Rekord-Kurssprung von fast 50 Prozent auf ein Allzeithoch von 478 Dollar in den Schatten. Der Spezialist für Videokonferenzen vervielfachte Quartalsumsatz und -gewinn und schraubte seine Gesamtjahresziele nach oben. Die Zahlen seien aus einer anderen Welt, kommentierte Analyst Matt VanVliet vom Brokerhaus BTIG. Das Unternehmen lasse die Konkurrenz weit hinter sich. Er stufe die Papiere mit einem Kursziel von 500 Dollar auf „Buy“ hoch.

Im Dax waren die Anteilscheine von Continental mit minus 2,4 Prozent größter Verlierer. Der Autozulieferer und Reifenhersteller verschärft seinen Sparkurs. Das kam zwar bei Analysten gut an, doch laut Goldman-Analystin Gungun Verma bleibt die Situation für Conti auf kurze Sicht nach wie vor herausfordernd. Delivery Hero als Neuling in der ersten deutschen Börsenliga legten an der Index-Spitze um 2,2 Prozent zu.

Im MDax setzten die Papiere von Zalando ihren Rekordlauf nun fort und stiegen um 5,3 Prozent. Die Analysten von Goldman Sachs lobten die Plattformstrategie des Online-Modehändlers, die die Umsatz- und Ertragsaussichten deutlich verbessert habe, und empfehlen die Aktie nun zum Kauf.

Die Anleger von Rocket Internet reagierten etwas verschnupft auf das Ansinnen der Startup-Schmiede, sich nach gut sechs Jahren von der Börse zurückziehen zu wollen. Mit einem Abschlag von 0,5 Prozent bei 18,86 Euro gingen sie aus dem Handel, womit sie aber immer noch über dem Preis von 18,57 Euro je Aktie notierten, den der MDax-Konzern seinen Aktionären für den Kauf ihrer Papiere bieten will.

Die Titel von Teamviewer, die im Schlepptau starker Quartalszahlen des US-Videokonferenz-Unternehmens Zoom zeitweise deutlich zugelegt hatten, schlossen letztlich mit minus 0,7 Prozent. Teamviewer zählt wie Zoom zu den Gewinnern der Corona-Krise und hatte im Anfang Juli noch bei etwas unter 55 Euro ein Rekordhoch erreicht. Aktuell liegt der Kurs bei rund 45 Euro.

Der Flughafenbetreiber Fraport gab seine Verkehrszahlen für die vergangene Woche bekannt. Die Aktien, die tags zuvor bereits bei einem Erholungsversuch ausgebremst worden waren, rutschten daraufhin um weitere 3,0 Prozent ab. Die Verkehrszahlen hätten sich noch etwas weiter abgeschwächt, begründete ein Marktteilnehmer den Kursverlust.

onvista/dpa-AFX/reuters

Titelfoto: anathomy / Shutterstock.com

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