Dax kommt zu Beginn der Woche nicht vorwärts – Fusionen sorgen für Aufsehen, Deutsche Wohnen unter Druck, Corestate Capital sehr stark

onvista · Uhr

Europas Börsianer fassen Aktien trotz guter Nachrichten bei der Entwicklung eines Corona-Impfstoffs nur mit spitzen Fingern an. Der Dax gab am Montag 0,1 Prozent nach auf 13.193,66 Punkte, der EuroStoxx50 ging 0,1 Prozent höher bei 3319,42 Zählern aus dem Handel. Zu Handelsauftakt hatte die Wiederaufnahme eines klinischen Impfstoff-Tests noch für Kauflaune gesorgt. „Das ist eine gute Nachricht, aber es besteht eine Menge Skepsis, wann er eingeführt wird und wie viele Leute sich impfen lassen“, sagte Seema Shah, Chefstratege beim Vermögensverwalter Principal Global Investors.

Das anhaltende Gezerre um den Brexit dämpfte die Kauflaune zusätzlich. Die britischen Parlamentarier wollten am Abend über das selbst in der Regierungspartei umstrittene Binnenmarkt-Gesetz debattieren, mit dem Premierminister Boris Johnson Teile der Scheidungsvereinbarung mit der EU aushebeln will. „Heute könnte sich zeigen, ob das in einer ausgemachten Revolte mündet und die Chance der Regierung, die Gesetzgebung durchzubringen, dahinschmilzt“, sagte Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann. Nach den kräftigen Verlusten der vergangenen Wochen griffen Anleger dennoch zum Pfund Sterling. Es verteuerte sich um bis zu ein Prozent auf 1,2918 Dollar und 0,6 Prozent auf 1,0867 Euro.

Tests für Corona-Impfstoff wieder aufgenommen

Der Pharmakonzern AstraZeneca nahm seine vergangene Woche wegen der Erkrankung eines Patienten unterbrochenen Tests für einen Coronavirus-Impfstoff wieder auf. Analysten verwiesen zudem darauf, dass der US-Konkurrent Pfizer weiterhin mit einer Zulassung seines Impfstoffes in den USA bis Jahresende rechnet. Pfizer und sein Mainzer Partner BioNTech wollen die Tests für ihren Corona-Impfstoff ausweiten. Das trieb die in Frankfurt notierten BioNTech-Aktien um gut zehn Prozent in die Höhe. Die Pfizer-Aktien gewannen 2,4 Prozent.

Die Aktien von AstraZeneca konnten ihre Anfangsgewinne allerdings nicht halten und lagen leicht im Minus. Auf die Branchenstimmung drückte Börsianern zufolge eine Verordnung von US-Präsident Donald Trump zur Ausweitung von Zwangsrabatten für Medikamente.

Fusionstätigkeit hebt Stimmung

Unterdessen schürten mehrere milliardenschwere Übernahmen Spekulationen auf eine anstehende Fusionswelle, sagten Börsianer. So verkauft der japanische Technologie-Investor Softbank den Chip-Designer ARM für 40 Milliarden Dollar an den Grafikchip-Spezialisten NVidia. Dies verhalf den Aktien des ARM-Rivalen Dialog Semiconductor zeitweise zu einem Kursplus von bis zu 2,8 Prozent. Die Chip-Hersteller ASM International und STMicro rückten bis zu vier Prozent vor. Die Titel von Infineon waren mit 24,68 Euro zeitweise so teuer wie zuletzt vor zweieinhalb Jahren.

Die Aktien der Metro schnellten um 7,7 Prozent nach oben und waren stärkster Wert im MDax. Der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky nimmt einen neuen Anlauf zur Übernahme der Macht bei dem Düsseldorfer Großhandelskonzern und legte ein neues Übernahmeangebot vor. Jefferies-Analyst James Grzinic schrieb in einem Kommentar von einer „schleichenden Übernahme-Strategie“, die Kretinsky verfolge. Mit voraussichtlich 8,48 Euro je Stammaktie und 8,87 Euro für die Vorzüge ist die Offerte für die Metro-Aktionäre nicht besonders attraktiv. Sie erlaubt EPGC aber, weitere Aktien ungehindert an der Börse zuzukaufen, sobald die Schwelle von 30 Prozent überschritten ist.

Im Dax verstimmte die Anleger das vorzeitige Ende des Aktienrückkaufs von Deutsche Wohnen. Die Papiere verloren als Index-Schlusslicht 3,6 Prozent. An der Dax-Spitze kletterten dagegen die Aktien von Infineon um 3,3 Prozent auf den höchsten Stand seit Sommer 2018. Analyst Janardan Menon vom Londoner Broker Liberum führte dies auf die Forderung der EU-Kommission nach strengeren Grenzen für den Ausstoß von Kohlendioxid durch Autos zurück. Die Autobranche könne das nur mit einem größeren Anteil von Elektrofahrzeugen schaffen, wovon die Chip-Hersteller profitieren dürften, so der Experte.

Der Immobilieninvestor Corestate Capital beschaffte sich am Kapitalmarkt frisches Geld. Der Markt honoriere, dass Corestate mehr Barmittel zur Verfügung habe und in der Lage sei, Schulden abzubauen, hieß es aus dem Handel. Entgegen der sonst üblichen Tendenz bei Kapitalerhöhungen stiegen die Corestate-Aktien – und noch dazu mit 15 Prozent kräftig. Damit waren sie der größte Gewinner im Nebenwerteindex SDax.

onvista/dpa-AFX/reuters

Titelfoto: anathomy / Shutterstock.com

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