Dax muss Punkte abgeben – Angst vor zweiter Corona-Welle verschärft sich – Münchener Rück, Lufthansa und Beiersdorf mit Verlusten, Adidas und Symrise stark

onvista · Uhr

Das Ringen um ein Corona-Hilfspaket in den USA und die Furcht vor einer Konjunkturabkühlung schlägt Europas Anlegern auf die Kauflaune.

Das entscheidende Thema aber sei das Coronavirus, sagte Pierre Veyret, Analyst beim Brokerhaus ActivTrades. „Auch wenn die Konjunkturdaten und Hilfspakete wichtig bleiben – wenn die europäischen Regierungen daran scheitern, eine zweite Welle in der Pandemie im Griff zu behalten, könnte das eine große Gefahr für die Wirtschaftserholung darstellen.“ Derzeit breitet sich das Virus wieder etwas schneller aus; in Deutschland wurden erstmals seit Anfang Mai mehr als 1000 Neuinfektionen gemeldet. Der Dax gab am Donnerstag 0,5 Prozent nach auf 12.591,68 Punkte, der EuroStoxx50 verlor 0,8 Prozent auf 3243,56 Zähler. In den USA lagen die Kurse kaum verändert.

Der Dollar fiel zeitweise auf ein Zwei-Jahres-Tief, weil immer mehr Experten befürchten, dass die Erholung der weltgrößten Wirtschaft vom Rückschlag durch die Corona-Krise langsamer verlaufen werde als in anderen Ländern. Auch die Bank of England (BoE) schlug vorsichtigere Töne an als zuletzt. Die Notenbanker rechnen nun damit, dass die britische Wirtschaft erst Ende nächsten Jahres und nicht wie bislang angenommen bereits in der zweiten Jahreshälfte 2021 das Vorkrisenniveau erreicht. Den Leitzins beließen die Währungshüter bei 0,1 Prozent. Das Pfund legte daraufhin bis zu 0,6 Prozent zu auf 1,3185 Dollar.

Der skeptische Ausblick der BoE drückte den britischen Leitindex FTSE 100 1,2 Prozent nach unten. Die in London notierten Aktien des Bergbaukonzerns Glencore büßten 7,5 Prozent ein. Glencore streicht als erste große Bergbaufirma wegen der unsicheren wirtschaftlichen Aussichten die Dividende in diesem Jahr.

Goldpreis setzt Rekordjagd fort

Gold verteuerte sich um bis zu 1,5 Prozent auf 2069,21 Dollar je Feinunze (31 Gramm). Silber kostete mit 28,42 Dollar 5,2 Prozent mehr als am Vortag. „Auch wenn es mit dem schwachen US-Dollar, negativen Realzinsen und der ultralockeren Geldpolitik der Zentralbanken weiterhin gute Gründe für steigende Gold- und Silberpreise gibt, nimmt die Dynamik mittlerweile exzessives Ausmaße an“, sagte Carsten Fritsch, Rohstoffexperte bei der Commerzbank. „Eine Korrektur wird daher zunehmend wahrscheinlich.“

Zu den größten Kursverlierern im Dax gehörte die Münchener Rück mit einem Minus von 1,9 Prozent. Die Absage und Verschiebung von Großveranstaltungen, die Schließung von Betrieben sowie weitere Belastungen durch die Corona-Pandemie haben dem weltgrößte Rückversicherer einen Gewinneinbruch eingebrockt. Auch Anteilsscheine der Lufthansa gaben nach einem zunächst freundlichen Start 1,2 Prozent nach. Die Airline rechnet mit einer noch längeren Flaute in der Corona-Krise als bislang angenommen und schließt auch betriebsbedingte Kündigungen nicht mehr aus.

Dagegen legten Adidas-Aktien 1,9 Prozent zu. Die Corona-Krise traf das Geschäft des Sportausrüsters im zweiten Quartal nicht ganz so hart wie befürchtet. Nach einem operativen Verlust im zweiten Quartal rechnet der Konzern im dritten Quartal wieder mit einem operativen Gewinn. Siemens-Aktien zogen 1,6 Prozent an. Der Münchner Technologiekonzern zeigt in der Corona-Krise nur leichte Bremsspuren.

Henkel büßten 0,6 Prozent ein und Beiersdorf am Dax-Ende sogar 5,6 Prozent. Bei Henkel zog JPMorgan-Analystin Celine Pannuti vom ersten Halbjahr ein enttäuschtes Fazit. Bei Beiersdorf zielten Experten negativ darauf ab, dass der Konzern in diesem Jahr mit einer bereinigten operativen Rendite „signifikant“ unter dem Vorjahreswert rechnet.

Überzeugende Quartalszahlen gab es von Jenoptik, S&T sowie Symrise mit Kursgewinnen zwischen 2,0 und 7,3 Prozent. Bei Jenoptik und dem IT-Dienstleister S&T gab es Lob für besser als erwartet ausgefallene Ergebnisse. Im Falle von Symrise galt dies vor allem für einen optimistischeren Ausblick, sie stellten einen neuen Rekord auf.

onvista/dpa-AFX/reuters

Titelfoto: H-AB/Shutterstock.com

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