Dax mutlos – Deutsche Post überrascht, Thyssenkrupp kann sich nicht aus dem Abwärtssog befreien, ProSiebenSat.1 erhält eine Menge Rückenwind von KKR

onvista · Uhr

Der deutsche Aktienmarkt hat sich am Dienstag nach einigen Schwankungen nicht von seinen zu Wochenbeginn erlittenen Verlusten erholen können. Einige gute Unternehmensnachrichten hellten die Stimmung zwar etwas auf, die Furcht vor einer zweiten Welle in der Corona-Pandemie blieb aber präsent. Bei den Anlegern wollte daher kein richtiger Mut aufkommen.

Der Dax ging nach zahlreichen Vorzeichenwechseln mit einem Minus von 0,05 Prozent bei 10.819,50 Punkten über die Ziellinie. Wie schon den ganzen Mai, blieb der Leitindex damit in seiner Spanne zwischen 10.400 und 11.000 Punkten gefangen. Auch der MDax schaffte es nicht ins Plus, er verlor am Dienstag 0,19 Prozent auf 23.819,97 Punkte.

Experten zufolge ist an den Börsen vorerst keine klare Richtung in Sicht, Frank Wohlgemuth von der National-Bank rechnet weiter mit erheblichen Schwankungen. „An den Aktienmärkten wird die Zukunft gehandelt. Aber bei nüchterner Betrachtung muss man konstatieren, dass keiner weiß, wie diese in sechs oder auch in zwölf Monaten aussehen wird“, sagte der Marktbeobachter.

Auf Unternehmensseite bestimmte weiter die Berichtssaison das Geschehen. So schnitt die Deutsche Post im ersten Quartal beim Umsatz besser ab als erwartet. Der Logistikkonzern schlage sich gut in einem virusgeprägt herausfordernden Marktumfeld, schrieb Daniel Roeska vom Analysehaus Bernstein Research. Die Aktien zogen im Dax um drei Prozent an.

Eon profitierte im ersten Quartal im Tagesgeschäft von der Übernahme des Konkurrenten Innogy, die Papiere wurden am Ende mit einem Plus von 3,4 Prozent sogar zum Dax-Spitzenreiter. Barclays-Analyst Peter Crampton urteilte, ein besser als erwartetes operatives Ergebnis dürfte jene, die negativ für den Versorger gestimmt waren, kalt erwischt haben.

Klares Schlusslicht im MDax waren die Aktien von Thyssenkrupp, die um mehr als 15 Prozent absackten. Ein schwacher Gewinnausblick hat die zuletzt ohnehin nur zögerliche Erholung vom Viruscrash mit einem Schlag wieder ausgebremst. Abseits der Berichtssaison erging es da Bechtle deutlich besser, die Aktien des IT-Konzerns setzen ihre Rekordjagd mit einem Anstieg um 4,8 Prozent fort.

Für große Aufmerksamkeit sorgte im MDax auch ProSiebenSat.1 mit einem Kurssprung um mehr als 13 Prozent. Bei der Sendergruppe ist der US-Finanzinvestor KKR wieder eingestiegen und wurde so neben dem italienischen Konkurrenten Mediaset und dem tschechischen Investor Daniel Kretinsky zum dritten großen Aktionär. Analyst Stephan Klepp von der Commerzbank sprach von einem „Investorendreieck“, das viel Raum biete für Spekulationen über mittelfristige Veränderungen bei dem Medienkonzern.

Bei dem Laserspezialisten LPKF wurde derweil ein Auftrag aus Japan zum neuen Antreiber für die Erholung der vergangenen Wochen. Die Papiere schnellten an der SDax-Spitze um 15 Prozent nach oben. Ganz anders dagegen jene von HHLA, bei denen sich das Bild nach Geschäftszahlen mit einem Kursrutsch um neun Prozent merklich eintrübte. Die Corona-Krise trifft den Hafenkonzern schwer.

Auf internationaler Bühne schaffte es der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 anders als der Dax mit 0,02 Prozent ins Plus auf 2884,20 Punkte. Der französische Cac 40 schloss zwar 0,39 Prozent leichter, dafür zeigte sich aber der Londoner FTSE 100 mit einem Plus von 0,93 Prozent von der freundlichen Seite. In New York stand der Dow Jones Industrial zum hiesigen Handelsschluss knapp im Plus.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,51 Prozent am Vortag auf minus 0,50 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,09 Prozent auf 145,19 Punkte. Der Bund-Future legte um 0,06 Prozent auf 173,30 Punkte zu.

Der Kurs des Euro notierte zuletzt bei 1,0872 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) legte den Referenzkurs auf 1,0858 (Montag: 1,0824) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9210 (0,9239) Euro.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: Pavel Ignatov / Shutterstock.com

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