Dax startet mit Bruchlandung in den Mai – Handelskonflikt wirft erneut seine Schatten auf die Märkte – Thyssenkrupp arg gebeutelt, MTU verliert ebenfalls

onvista · Uhr

Die Furcht vor einem Wiederaufflammen des Handelskonflikts zwischen den USA und China hat den Dax am Montag auf Talfahrt geschickt. Als Belastung hinzu kamen die anhaltenden Sorgen über die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Krise, erschreckende Stimmungsdaten aus der Industrie in der Eurozone sowie zahlreiche schwache Quartalsberichte und Unternehmensausblicke. Der deutsche Leitindex schloss damit 3,64 Prozent tiefer bei 10 466,80 Punkten.

Mit dem Kursrutsch zu Monatsbeginn verringerte sich der Erholungsgewinn des deutschen Leitindex seit dem Tief im virusbedingten Börsencrash Mitte März auf knapp 27 Prozent. Im Zuge des Absturzes im Februar und März hatte das deutsche Börsenbarometer zeitweise fast 40 Prozent eingebüßt. Für den MDax der mittelgroßen Werte ging es am Montag um 2,66 Prozent auf 22 431,37 Punkte abwärts.

Es sei wohl eine Fehleinschätzung gewesen, dass angesichts der Virus-Krise der Handelskonflikt nur noch ein „Relikt aus alten Zeiten“ sei, schrieb Marktanalyst Milan Cutkovic vom Handelshaus AxiTrader. Anleger bräuchten daher „in den kommenden Wochen starke Nerven“. Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank sah dies ähnlich: „Die Doppelpackung Corona-Krise und neue Handelsstreit-Eskalation ist zu viel für die exportlastige deutsche Wirtschaft.“ Der Dax werde daher wohl vorerst weiter unter Druck bleiben und in Richtung 10 000 Punkte tendieren.

Die Stimmung zwischen China und den USA wurde von wiederholten Vorwürfen des US-Präsidenten belastet. Donald Trump hatte am Freitag erneut behauptet, Hinweise zu haben, dass die Pandemie ihren Ursprung in einem chinesischen Labor genommen haben dürfte; zudem drohte Trump mit neuen Strafzöllen. China wies die Anschuldigungen zurück und sieht darin ein „Ablenkungsmanöver“ der Vereinigten Staaten von der „eigenen Unfähigkeit“ im Kampf gegen die Pandemie.

Zu dieser neuen Eskalation zwischen den beiden weltgrößten Volkswirtschaften gesellte sich die extreme Stimmungseintrübung in den Industrieunternehmen der Eurozone im April. Der vom Marktforschungsinstitut IHS Markit erhobene Einkaufsmanagerindex war auf ein Rekordtief gefallen.

Im Dax schlossen alle Aktien im Minus. Besonders hart traf es die Papiere des von der Corona-Krise schwer gebeutelten Triebwerkherstellers MTU, die am Index-Ende um um mehr als neun Prozent einbrachen.

Der Mobilfunkanbieter Freenet hatte wegen befürchteter Refinanzierungsprobleme im Zuge der Corona-Krise seine Dividende für 2019 gestrichen. Für die Papiere ging es um gut acht Prozent abwärts.

Im Fokus standen ferner Aktien aus der Stahlbranche. So brachen die Anteilsscheine von Thyssenkrupp am MDax-Ende um mehr als 14 Prozent ein. Durch die Corona-Krise verschlechtert sich die Lage bei dem angeschlagenen Stahl- und Industriekonzern deutlich. Für den Umbau steht deshalb voraussichtlich weniger Geld zur Verfügung als geplant. Als Schlusslicht im Nebenwerteindex SDax sackten die Papiere von Klöckner & Co um rund 13 Prozent ab. Der Stahlhändler hatte im ersten Quartal seinen Verlust im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sackte um 3,81 Prozent auf 2816,48 Zähler ab. Der Cac 40 in Paris knickte um mehr als 4 Prozent ein, während der FTSE 100 in London nur leicht nachgab. Der britische Leitindex hatte die negative Börsenstimmung bereits am Freitag vorweggenommen, als die anderen großen europäischen Handelsplätze feiertagsbedingt geschlossen waren. In den USA verlor der Dow Jones Industrial zum europäischen Börsenschluss knapp 1 Prozent.

Am deutschen Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,50 Prozent am Donnerstag vor dem Mai-Feiertag auf minus 0,57 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,37 Prozent auf 145,53 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,07 Prozent auf 174,03 Punkte. Der Euro notierte fester. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0942 (Donnerstag: 1,0876) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9139 (0,9195) Euro.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: H-AB Photography / Shutterstock

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