Dax verliert an Schwung – EZB setzt keine neuen Impulse – Bitcoin unter Druck, Höhenflug bei Shop Apotheke, Tech-Werte stark

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Die Kauflaune der Europa-Anleger erlahmt. „Der Euro steigt wieder und würgt damit den Versuch des Deutschen Aktienindex ab, seinen Gewinne vom Morgen mit dem Sprung über die psychologische Barriere von 14.000 Punkten mit in den Feierabend zu nehmen“, sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. Der Dax schloss am Donnerstag knapp im Minus bei 13.609,67 Punkten. Sein pan-europäisches Pendant EuroStoxx50 hielt sich dagegen knapp im Plus bei 3626,75 Zählern.

Am Devisenmarkt verteuerte sich der Euro auf 1,2137 Dollar und schmälerte damit die Wettbewerbschancen von Waren heimischer Firmen auf dem Weltmarkt. Diese Entwicklung sei allerdings eher auf die Schwäche des Dollar zurückzuführen, sagten Börsianer. Die geplanten billionenschweren Konjunkturhilfen der neuen US-Regierung schürten Hoffnungen auf einen beschleunigten Aufschwung und machten die Weltleitwährung als „sicheren Hafen“ weniger attraktiv.

Die Europäische Zentralbank (EZB) habe mit dem Festhalten an ihrer bisherigen Geldpolitik keine Überraschungen geliefert, sagte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. „Der Gipfel an geldpolitischer Stimulierung ist erreicht. Dass nochmals eine große Welle neuer Maßnahmen ins Haus steht, ist in Anbetracht der Impfstoffverteilung nicht zu erwarten.“

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Pfund im Aufwind – Kryptowährungen und Ölpreis unter Druck

Unterdessen setzte das Pfund Sterling seinen Erholungskurs fort und stieg zeitweise auf 1,3746 Dollar, den höchsten Stand seit knapp drei Jahren. Großbritannien komme bei den Corona-Massenimpfungen viel schneller voran als die großen EU-Staaten, sagte Analyst Mikael Mihoj von der Danske Bank. „Das bedeutet, dass Großbritannien die Corona-Krise vor dem Rest Europas überwinden könnte.“

Erneut abwärts ging es dagegen für Bitcoin und Ethereum. Die beiden Cyber-Devisen verbilligten sich nach ihren jüngsten Rekordhochs zeitweise um jeweils mehr als zehn Prozent auf 31.848 beziehungsweise 1161 Dollar. „Der ganz große Risikoappetit ist vorerst Geschichte“, sagte Analyst Emden. Ein Ende der aktuellen Talfahrt sei nicht in Sicht.

Bitcoin: Konsolidierung geht weiter - Blackrock tastet sich nun ebenfalls an die Kryptowährung heran

Der Ölpreis gab ebenfalls nach. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 0,3 Prozent auf 55,92 Dollar je Barrel (159 Liter). Auslöser für die Verkäufe war Börsianern zufolge der überraschende Anstieg der US-Lagerbestände.

Europäische Technologiewerte legen zu

Am Nachmittag rückte bei den deutschen Aktienwerten Aurubis ins Rampenlicht. Die Kupferhütte peilt dank einer robusten Nachfrage für das Gesamtjahr nun einen operativen Gewinn von 27 bis 330 statt 210 bis 270 Millionen Euro an. Aurubis-Aktien stiegen daraufhin zeitweise auf ein Zweieinhalb-Jahres-Hoch von 70,36 Euro und schlossen 5,8 Prozent im Plus bei 69,98 Euro.

Auf Unternehmensseite standen auch die seit Ausbruch der Corona-Pandemie bei Anlegern beliebten Aktien von Shop Apotheke im Rampenlicht. Mit einem neuerlichen Anstieg, dieses Mal um 4,5 Prozent, verbuchten sie den nächsten Rekord. Als Treiber galten die starken Jahreszahlen der schweizerischen Konkurrentin Zur Rose, deren Papiere in Zürich um 8,9 Prozent hochsprangen

Krisengewinner wieder stark

Gemeinsam mit den Papieren von Shop Apotheke waren noch weitere so genannte Corona-Krisengewinner gefragt. Hellofresh oder Delivery Hero etwa stiegen jeweils um 3,6 Prozent. Zalando gewannen 3,4 Prozent und im SDax sprangen die Papiere des Online-Händlers für Haustierbedarf Zooplus sogar um 10,4 Prozent hoch und näherten sich damit ihrem Rekordhoch aus dem Jahr 2017.

Shop Apotheke: Der Gipfelsturm geht weiter - Zur-Rose-Zahlen geben neuen Auftrieb

Das von Corona gepushte Thema Digitalisierung erstreckte sich auf die ganze Technologiebranche. Die Infineon-Aktien glänzten im Dax mit einem weiteren Hoch seit 2001. Die Anteile des Chipherstellers, die letztlich um 1,8 Prozent zulegten, profitierten weiter von der international guten Stimmung im Sektor. Tech-Werte hatten am Vortag in New York mit ihrer Kursrally beeindruckt.

Unter die Gewinner im MDax mischten sich noch mit plus 2,2 Prozent die Aktien von ProSiebenSat.1. Als Kurstreiber galt, dass die italienische Mediengruppe Mediaset als Großaktionär weiter fleißig seine Anteile am deutschen Konkurrenten aufstockt.

Unterdessen stand MyTheresa an der Wall Street vor einem starken Börsendebüt. Die Aktien des Münchner Online-Luxusmodehändlers wurden unmittelbar vor der offiziellen Erstnotiz bei etwa 35 Dollar gehandelt. Das Unternehmen hatte die Papiere zu je 26 Dollar und damit am oberen Ende der angehobenen Angebotsspanne ausgegeben.

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