Dax: Wirecard-Desaster reißt Leitindex mit nach unten – Zalando kann glänzen

onvista · Uhr

Die Furcht vor einer zweiten Welle in der Coronavirus-Pandemie lässt Europas Börsianer zittern.

Ein spektakulärer Kurssturz beim Dax-Konzern Wirecard trieb den Puls der Börsianer zusätzlich in die Höhe. Der deutsche Leitindex verlor am Donnerstag 0,8 Prozent auf 12.281 Zähler, der EuroStoxx50 notierte rund ein halbes Prozent schwächer. Auch an der Wall Street ging es abwärts. In den USA ebbt die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe infolge der Corona-Krise langsamer als erwartet ab.

In mehreren US-Bundesstaaten steigen die Corona-Neuinfektionen so stark wie zuvor. Dazu kommt der Ausbruch in der chinesischen Hauptstadt Peking. Das schüre bei den Anlegern die Sorge, dass auch in Europa die Corona-Zahlen wieder steigen könnten, sagte Christian Henke, Analyst beim Brokerhaus IG Markets. „Ein neuerlicher Lockdown hätte nicht nur für die Konjunktur, sondern auch für die Aktienmärkte verheerende Folgen. Die Mitte März gestartete Erholung würde dann in sich zusammenfallen.“ China verschärfte die Sicherheitsmaßnahmen in Peking, Schulen wurden geschlossen, Flüge wurden gestrichen. Inzwischen sei der Ausbruch unter Kontrolle, sagte der Chefepidemiologe.

Beim Dax müsse nun beobachtet werden, ob der Index wieder in die Konsolidierungsphase einschwenke oder aber von einer neuen Euphoriewelle ergriffen werde, sagte Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank. Hierbei spielten Wirtschaftsdaten aus den USA eine wichtige Rolle. Dem Arbeitsmarkt in den Vereinigten Staaten setzt die Corona-Pandemie weiter zu. In der Woche bis 13. Juni hatten 1,5 Millionen Menschen einen Erstantrag auf Arbeitslosenhilfe gestellt. Analysten hatten mit weniger gerechnet.

Anleger wenden sich von Wirecard ab – Sepkulanten jubeln

Hauptgesprächsthema an den Börsen war Wirecard. Der verhärtete Verdacht auf Bilanzfälschung bei dem Zahlungsdienstleister löste bei den Aktien einen für einen Dax-Konzern fast beispiellosen Absturz von zeitweise mehr als 70 Prozent aus. Aus dem Handel gingen sie rund 62 Prozent tiefer bei 39,90 Euro. Wirtschaftsprüfer von EY hätten Hinweise auf falsche Angaben zu Täuschungszwecken gefunden, teilte der Konzern mit. „Mit Betrug will keiner mehr etwas zu tun haben, weder die Geschäftspartner noch Anleger“, sagte ein Händler. Spekulanten, die auf fallende Kurse wetteten, hatten hingegen Grund zum Jubeln. „Ich habe gerade ein Vermögen gemacht“, sagte ein Händler.

In Madrid gaben die Aktien von Siemens Gamesa mehr als sieben Prozent nach. Der Windkraftanlagen-Hersteller rechnet für das dritte Quartal mit einem Verlust. Andreas Nauen löst zudem den bisherigen Chef Markus Tacke ab.

Zalando kann glänzen

Abseits von Wirecard gab es auch Erfreuliches für die Anleger. So rechnet der Internet-Modehändler Zalando mitten in der Corona-Krise mit deutlichen Zuwächsen bei Umsatz und operativem Gewinn. Zalando habe sehr starke Wachstumsindikationen für das zweite Quartal gegeben und könnte möglicherweise seine Jahresziele anheben, schrieb Analyst Volker Bosse von der Baader Bank. Die Papiere von Zalando gewannen an der MDax-Spitze gut sieben Prozent und nahmen damit ihr Rekordhoch ins Visier.

Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 endete 0,53 Prozent niedriger bei 3249,90 Punkten. Der FTSE 100 in London und der Cac 40  in Paris gaben ebenfalls nach. Der Dow Jones Industrial in New York stand zum europäischen Handelsschluss 0,4 Prozent im Minus.

Der Kurs des Euro fiel: Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1222 (Mittwoch: 1,1232) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8911 (0,8903) Euro.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,39 Prozent am Vortag auf minus 0,41 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,09 Prozent auf 144,70 Punkte. Der Bund-Future legte um 0,18 Prozent auf 175,56 Punkte zu.

onvista/dpa-AFX/reuters

Titelfoto: H-AB/Shutterstock.com

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