Deutsche Bank: Allianz-Chef Bäte – „Fusion kann nicht erzwungen werden“

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der Vorstandsvorsitzende der Allianz, Oliver Bäte, hat vor übertriebenen Hoffnungen auf eine Fusion der Deutschen Bank mit einem anderen Geldinstitut gewarnt. „Es wäre naiv davon auszugehen, dass Deutschland als Volkswirtschaft auf Dauer ohne eine große, international tätige Bank erfolgreich sein kann“, sagte der Chef von Europas größtem Versicherer in einem am Freitag veröffentlichten Interview dem „Handelsblatt“. „Aber erzwingen können man sie auch nicht. Das muss man sich erarbeiten.“

Schlechte Erfahrungen in der Banken-Branche

Die Allianz hatte vor zehn Jahren ihre damalige Tochter Dresdner Bank an die Commerzbank verkauft und damit ein milliardenschweres Abenteuer als „Allfinanzkonzern“ beendet. Wenig später musste die Commerzbank vom deutschen Staat mit Milliardensummen vor dem Untergang gerettet werden – auch wegen der Lasten der Dresdner Bank.

Keine Experimente mehr

Vor wenigen Tagen hatte Bäte bereits gesagt, das Thema Bank sei für die Allianz erledigt, nachdem sie auch ihre Tochter Oldenburgische Landesbank verkauft hat. „Wir sind kein natürlicher Eigentümer einer Bank. Das ist hoffentlich klar geworden in der letzten Dekade“, hatte er gesagt. „Man muss immer wissen, was man kann und was nicht.“

Gerüchteküche brodelt weiter

Seit Monaten grassieren Spekulationen über einen möglichen Zusammenschluss der Deutschen Bank mit der Commerzbank. Medienberichten zufolge haben sich Bundesfinanzminister Olaf Scholz und sein Staatssekretär Jörg Kukies dafür stark gemacht. Die beiden größten deutschen Geldhäuser kämpfen mit den anhaltenden Niedrigzinsen und geringen Renditen. Vor allem der Deutschen Bank machen auch immer wieder Rechtsfälle aus der Vergangenheit zu schaffen. An der Börse werden beide Institute nur noch zu einem Bruchteil ihres Buchwerts gehandelt.

Europa muss enger zusammenrücken

Bäte warb auch für eine zielgerichtetere Industriepolitik in Europa. „Ich glaube schon, dass es sehr wichtig ist, dass Europa sich so etwas wie eine Industriestrategie gibt“, sagte Bäte dem Handelsblatt. Jedes große Land in Übersee stelle sich die Frage, wo die Wirtschaft in 20 Jahren hingehe und was die fünf, sechs Schlüsselindustrien seien, bei denen die Länder vorne mitspielen müssten. Das gelte nicht nur für China, sondern auch für die USA. „Wir machen uns auf diesem Gebiet bisher viel zu wenig Gedanken.“

Europäische Ausrichtung muss stärker werden

Neben der geplanten Bankenunion sollte sich Europa nach Bätes Ansicht auch Gedanken zu einer „Energiestrategie von Europa, zur Verteidigungsstrategie und zur Technologiestrategie“ machen. Europa solle rauskommen aus seiner Kleinstaaterei. Bundeskanzlerin Angela Merkel will mit ihren EU-Kollegen auf dem EU-Gipfel am 21. und 22. März über eine Neuausrichtung der Industriepolitik in der EU reden.

onvista/dpa-AFX

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Foto: phantomlord78 / Shutterstock.com

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