Deutsche Bank: Donnerstag schauen die Anleger wieder ganz genau hin – Sewing: „Der Umbau kommt gut vorran“ – die Zahlen auch?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die größte deutsche Bank steckt weiter mitten in ihrem größten Umbruch der Nachkriegsgeschichte. Fest steht bereits, dass der Konzernumbau 2019 erneut zu einem hohen Verlust geführt hat. Dennoch soll es ein erfolgreiches Jahr für die Bank gewesen sein. So sieht es zumindest der jetzt bald zwei Jahre amtierende Konzernchef Christian Sewing. Er ist von seinem im Sommer angestoßenen radikalen Umbauplan für Deutschlands größtes Geldhaus überzeugt.

Sewing hatte Anfang Juli eine grundlegende Neuausrichtung des Instituts auf den Weg gebracht. Das Investmentbanking, das dem Geldhaus milliardenschwere Strafen einbrockte, wird kräftig gestutzt. Kern der neu ausgerichteten Deutschen Bank soll eine Unternehmensbank werden, die sich um Mittelständler, Familienunternehmen und multinationale Konzerne kümmert.

Personalabbau geht weiter

Die Zahl der Vollzeitstellen im Konzern will der Vorstand bis Ende 2022 um rund 18 000 auf weltweit 74 000 verringern. Bislang hat die Bank nicht öffentlich gemacht, wie stark der Personalabbau einzelne Regionen oder Sparten betreffen wird. Ende September vergangenen Jahres gab es im Deutsche-Bank-Konzern noch 89 958 Vollzeitstellen.

Der Umbau komme gut voran, betonte Sewing im Dezember bei einem Investorentag. „Wir spüren große Unterstützung für den eingeschlagenen Weg – sei es von Kunden, Mitarbeitern und Aufsichtsbehörden. Das wird es uns erleichtern, unseren Umbau konsequent fortzusetzen.“ Die Deutsche Bank, die erst vor wenigen Tagen mit der Berufung des Ex-SPD-Chefs Sigmar Gabriel in den Aufsichtsrat wieder einmal für Schlagzeilen gesorgt hatte, blickt auf eine 150-jährige Geschichte zurück.

Gespanntes warten auf den Ausblick

Im Jubiläumsjahr 2020 soll dann auch endlich mal wieder Schluss mit den roten Zahlen sein – der Vorstand strebt schwarze Zahlen an. Das Management erwarte „ein ausgeglichenes Ergebnis oder sogar etwas darüber“, hatte Finanzvorstand James von Moltke Ende Oktober gesagt. Ob das wirklich gelingt, ist aber offen. Im Durchschnitt rechnen die vom Unternehmen befragten Experten mit dem sechsten Verlustjahr in Folge.

Eigentlich war die Serie schon beendet. Das Geschäftsjahr 2018 war ursprünglich das erste mit einem Überschuss seit 2014. Die Bank erklärte es aber auf Basis einer Neuberechnung nachträglich zu einem weiteren Verlustjahr. Weil die bisherigen Zahlen wegen der Neuaufstellung der Geschäftsbereiche nicht mehr mit künftigen Ergebnissen vergleichbar gewesen wären, hat die Deutsche Bank diese rückwirkend angepasst.

Auf Basis dieser „Pro-Forma-Ergebnisse“ ergab sich inklusive Zinszahlungen für sogenannte Nachranganleihen für 2018 unter dem Strich ein Verlust von 52 Millionen Euro. Ursprünglich hatte das Institut für das Jahr 2018 einen Gewinn von 267 Millionen Euro ausgewiesen.

2019 bleibt rot

Nach dem im Juli vorgestellten teuren Sanierungsprogramm hat die Deutsche Bank sich von ihrer ursprünglichen Hoffnung auf einen Jahresgewinn für 2019 verabschiedet. Da der Vorstand mehr als zwei Drittel der Kosten für den Umbau von insgesamt 7,4 Milliarden Euro schon im vergangenen Jahr verbucht hat, ist das auch nicht verwunderlich.

Nachdem 2020 zumindest kein Verlust mehr anfallen soll, setzt Sewing darauf, dass die Sanierung bis zum Jahr 2022 voll greift. Dann soll die Bank eine Rendite auf das materielle Eigenkapital von mehr als acht Prozent erwirtschaften. Auch dieses Ziel halten viele Experten für sehr ambitioniert und haben Zweifel, ob die Bank das packen kann.

Analysten rechnen auch 2020 mit Verlusten

Die von der Bank befragten acht Experten gehen davon aus, dass sich der Verlust 2019 Jahr auf rund fünf Milliarden Euro beläuft. Für das laufende Jahr rechnen sie im Schnitt immer noch mit einem Minus von knapp 600 Millionen Euro – also noch ein gutes Stück von der schwarzen Null entfernt. Aber das Ergebnis unter dem Strich steht für die Analysten derzeit ohnehin nicht im Fokus. Wichtig ist für sie vor allem der Blick auf die Ertragsentwicklung.

So attestierte UBS-Experte Daniele Brupbacher der Bank in seiner aktuellen Studie Fortschritte bei einigen Bereichen wie den Kostensenkungen oder auf der Kapitalseite. Ein Hauptzweifel bleibe aber und das seien die Erträge. Für 2019 hat er einen Rückgang um rund neun Prozent auf knapp 23 Milliarden Euro auf dem Zettel.

Damit liegt er etwas unter dem Schnitt der Analystenschätzungen, die bei 23,1 Milliarden Euro liegen. Für 2020 gehen die Experten im Schnitt derzeit von einem weiteren Rückgang auf 21,8 Milliarden Euro aus – sollte es so kommen, würde sich das Minus nur noch auf rund sechs Prozent belaufen.

Zum Vergleich: 2016 hatten die Erträge der Bank noch bei etwas mehr als 29 Milliarden Euro gelegen; das Jahr zuvor waren es noch fast 34 Milliarden Euro. Der deutliche Rückgang geht vor allem darauf zurück, dass die Bank sich von einigen Geschäftsbereichen getrennt hat und weniger Risiken eingeht – zudem belasten die niedrigen Zinsen.

Ein Teil geht aber auch auf den harten Wettbewerb zurück und dass die Konkurrenten die Schwäche der Bank infolge des Umbaus nutzen und Kunden abjagen. Sewing muss in diesem Jahr zeigen, dass er das Geschäft wieder ausbauen kann – ansonsten droht er mit seinen Kostensenkungen nur dem Ertragsschwund hinterher zu laufen.

Laufende Jahr bleibt eine Durststrecke

Ab 2021 soll es der Expertenschätzung zufolge bei den Erträgen zumindest wieder leicht nach oben gehen. Zusammen mit den eingeleiteten Sparmaßnahmen sollte die Bank dann auch wieder einen Gewinn in Milliardenhöhe abwerfen.

Angesichts der vielen Zweifel, ob Sewing die Ertragswende gelingt, wagt derzeit keiner der von dpa-AFX erfassten Experten eine Kaufempfehlung für das Papier. Sieben von 14 Analysten empfehlen die Aktie derzeit zum Verkauf und sieben nehmen eine neutrale Haltung ein – dazu zählt auch Brupbacher, obwohl er sein Kursziel vor der Bekanntgabe der Jahreszahlen um ein Fünftel auf 7,9 Euro erhöht hat.

Aktie hat sich leicht berappelt

Da die Deutsche-Bank-Aktie in diesem Jahr bereits sehr gut gelaufen ist, liegt der UBS-Analyst mit seiner erhöhten Schätzung allerdings nur etwas über dem aktuellen Niveau. Mit einem Plus von 13 Prozent gehört das Papier bisher zu den stärksten Dax-Titeln in diesem Jahr und im europäischen Branchenindex – seit dem Rekordtief von 5,777 Euro im August beläuft sich der Anstieg sogar auf rund 35 Prozent.

Über diesen Zeitraum war die Anlage in die Deutsche-Bank-Aktie also durchaus lukrativ. Mittel- und langfristig gilt dies allerdings nicht. So liegt das Papier trotz der jüngsten Erholung immer noch rund ein Drittel unter dem Niveau, das es zum Zeitpunkt der Berufung Sewings im Frühjahr 2018 hatte.

Seit der Finanzkrise zählt das Papier mit einem Minus von mehr als 90 Prozent ohnehin zu den größten Verlierern im Dax und auch unter den Banktiteln. Mit einem Börsenwert von rund 16 Milliarden Euro gehört die Deutsche Bank in dieser Wertung schon längst nicht mehr zu den Großen. Vor der Finanzkrise wurde die Bank zeitweise mit mehr als 50 Milliarden Euro noch deutlich höher bewertet – und das obwohl sie seitdem neue Aktien für mehrere Milliarden Euro ausgegeben hat.

Reaktion onvista / dpa-AFX

Foto: 360b / Shutterstock.com

- Anzeige -

5G-Explosion. Diese Aktie könnte jetzt von der gigantischen Mobilfunk-Revolution profitieren!

5G leitet in Sachen Geschwindigkeit und Reaktionszeit ein neues Zeitalter ein. Es erschließen sich völlig neue Anwendungsfelder für Industrie, Wissenschaft und Entertainment. Zum Beispiel für Virtuelle Realität, Autonomes Fahren, oder das Internet der Dinge. Dieses Unternehmen ist hervorragend positioniert, um von diesem Jahrhundert-Trend im Mobilfunksektor jetzt möglicherweise massiv zu profitieren. Es ist das kritische Bindeglied für alle Daten, die durch Mobilfunkwellen um die Welt reisen. Wir möchten dir gerne alle Einzelheiten über dieses Unternehmen an die Hand geben. Klick hier für weitere Informationen zu der Aktie, von denen wir glauben, dass sie von diesem Trend profitieren wird. Fordere unseren neuen kostenlosen Spezialreport Die Aktie, die von der gigantischen Mobilfunk-Revolution 5G profitieren kann“ jetzt an!

Meistgelesene Artikel