Deutsche Bank: Google nimmt IT-Probleme in Angriff ++ Bayer: Glyphosat-Angst keimt wieder auf ++ Beiersdorf: Eckdaten verheißen nichts Gutes

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Obwohl die Lage in den USA weiterhin angespannt bleibt, hat sich die Wall Street stark aus dem verlängerten Wochenende zurückgemeldet. Einen wirklich guten Grund für die zum Teil deutlichen Kursanstiege - vor allen bei Tech-Werten - gab es nicht direkt auszumachen. Eher das Gegenteil war der Fall. Die Zahl der Neuinfektion bleibt weiter auf einem sehr hohen Niveau.

„Sofortiges“ Handeln nötig

Einer der führenden Gesundheitsexperten der USA hat sich angesichts des raschen Anstiegs der Corona-Neuinfektionen im Süden und Westen des Landes besorgt gezeigt. Die gegenwärtige Lage sei „wirklich nicht gut“ und erfordere „sofortiges“ Handeln, sagte der Immunologe Anthony Fauci am Montag in einem Live-Chat. Die USA hätten die Pandemie nie unter Kontrolle gebracht und steckten daher immer noch tief in der ersten Welle des Virus, sagte Fauci. Die Wiederöffnung der Wirtschaft und die nötigen Maßnahmen zur Eindämmung des Virus dürften nicht als Widerspruch gesehen werden, mahnte er.

Die Zahl der Neuinfektionen ist seit Mitte Juni infolge der Lockerung der Corona-Auflagen stetig angestiegen. Seit einer Woche melden US-Behörden im Schnitt fast 50 000 Neuinfektionen pro Tag, vor allem aus den Bundesstaaten Florida, Texas, Georgia, Arizona und Kalifornien. Für Sonntag waren zum Beispiel Daten der Universität Johns Hopkins zufolge 49 200 Neuinfektionen gemeldet worden.

Fauci sagte, die „ernste“ Lage erfordere dringendes Handeln, um das Virus langfristig einzudämmen. „Wir werden das schaffen.“ Er betonte, die klinischen Studien für die Erprobung möglicher Impfstoffe machten gute Fortschritte. Der Experte hatte zuvor erklärt, es könne vielleicht schon Anfang nächsten Jahres eine Impfung geben.

Fauci ist der Direktor des Nationalen Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten und ein Mitglied der Corona-Arbeitsgruppe des Weißen Hauses. Vergangene Woche hatte er bei einer Anhörung im Kongress gewarnt, ohne entschlossenes Gegensteuern könne die Zahl der Neuinfektionen pro Tag in den USA bald auf bis zu 100 000 steigen.

Präsident Donald Trump spielte die von der Zuspitzung der Pandemie ausgehende Bedrohung erneut herunter. Die Sterblichkeitsrate sei dramatisch gefallen, schrieb der Republikaner am Montag auf Twitter. Am Wochenende hatte er zum Entsetzen von Medizinern behauptet, 99 Prozent der Infektionen verliefen „völlig harmlos“. In den USA sind rund 130 000 Menschen nach einer Infektion mit dem Erreger Sars-CoV-2 gestorben.

Wahnsinn im Sport nimmt kein Ende

Wer gedacht hatte, dass die Corona-Pandemie etwas an den enormen Summen im Sport ändert, der sieht sich wohl getäuscht. Obwohl auch in den USA nicht feststeht, wann Football-Spiele wieder vor Zuschauern stattfinden, gibt es in der NFL einen neuen Vertrag der Superlative.

Fast eine halbe Milliarde Dollar in 10 Jahren

Super-Bowl-Champion Kansas City Chiefs hat den wichtigsten Spieler der NFL mit dem schwersten Vertrag der Sportwelt für mehr als ein Jahrzehnt an sich gebunden. Quarterback Patrick Mahomes einigte sich mit dem Team auf einen Zehnjahresvertrag, bleibt durch seinen noch zwei Jahre laufenden aktuellen Kontrakt bis mindestens zur Saison 2031 bei den Chiefs in Missouri und könnte bis dahin mehr als eine halbe Milliarde US-Dollar verdienen. „Wir bleiben zusammen. Für eine lange Zeit“, hieß es nach Bekanntgabe des Deals am Montag (Ortszeit) auf Twitter teilte. „Wir jagen eine Dynastie.“

Nach übereinstimmenden Informationen mehrerer US-Medien bekommt Mahomes im Laufe der Jahre 477 Millionen US-Dollar (rund 421,3 Millionen Euro), die durch Prämien auf bis zu 503 Millionen US-Dollar (rund 444 Millionen Euro) anwachsen können – 140 Millionen Dollar (rund 123,6 Millionen Euro) sind ihm dabei unter allen Umständen und auch bei einer langfristigen Verletzung garantiert.

Dax schaltet einen Gang runter

Am deutschen Aktienmarkt haben die Anleger nach der jüngsten Rally erst einmal Vorsicht walten lassen und lieber Gewinne mitgenommen. Der Leitindex Dax fiel am Dienstag im frühen Handel um 0,79 Prozent auf 12.633,31 Punkte.

Der Dax hatte nach dem Ausbruch über den Widerstand um die 12.500 Punkte in der letzten Woche am Montag an seinen positiven Trend angeknüpft und war weiter in Richtung des bisherigen Hochs nach dem Corona-Crash von 12.913 Punkten von Anfang Juni gestiegen. Treiber sind weiterhin die Geldschwemme der Notenbanken und die Hoffnung auf einen baldigen Durchbruch bei der Suche nach einem Impfstoff gegen das Coronavirus. Die möglichen Folgen der zuletzt wieder rasanten Virusausbreitung aber schwelen als Belastungsfaktoren weiter im Hintergrund.

Der MDax gab am Dienstag um 0,55 Prozent auf 26 911,02 Punkte nach. Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 büßte 0,92 Prozent ein.

Deutsche Bank: Angebot soll effizienter, jünger und interessanter werden

Das Frankfurter Finanzinstitut will seine IT-Probleme unter anderem mit der Hilfe von Google lösen. Die beiden Firmen wollen gemeinsam Finanzdienstleistungen entwickeln und anbieten, teilte die Deutsche Bank am Dienstag in Frankfurt mit. Die Deutsche Bank bekommt so zum einen Zugang zu den Cloud-Diensen der Alphabet-Tochter. Zum anderen wollen die beiden Unternehmen, die nächste Generation technologiebasierter Finanzprodukte entwickeln. „Beide Parteien haben eine Absichtserklärung (Letter of Intent) unterzeichnet und planen, in den nächsten Monaten einen Vertrag mit mehrjähriger Laufzeit zu vereinbaren.“

Die Deutsche Bank kämpft wie viele andere deutsche Finanzinstitute immer wieder mit technischen Problemen. Bei der größten deutschen Bank ist die IT aber schon seit langer Zeit eine Großbaustelle. So hatte der frühere Konzernchef John Cryan die IT der Bank kurz nach seinem Amtsantritt 2015 öffentlich als „lausig“ bezeichnet. Die Ex-IT-Chefin Kim Hammond, die eigentlich die Probleme lösen sollte, musste Anfang 2018 nach nur kurzer Zeit im Amt wieder gehen. Zuvor hatte sie die Bank bei einer internen Tagung als das „dysfunktionalste Unternehmen“, für das sie je gearbeitet habe, bezeichnet.

Das größte Problem der Deutschen-Bank-IT sind nach wie vor die vielen verschiedenen Systeme. 2012 hatte die größte deutsche börsennotierte Bank SAP damit beauftragt, die Plattformen zu harmonisieren. Das unter dem Namen Magellan bekannte Großprojekt scheiterte jedoch. Neben dem Umbau der bestehenden, teils sehr alten IT-Strukturen haben die Banken seit einiger Zeit mit viel Konkurrenz von Technologieunternehmen zu kämpfen, die wie Apple und auch Google ihre Marktmacht nutzen, um zum Beispiel Teile des Zahlungsverkehrs zu sich zu holen.

Bayer: Richter äußert sich kritisch zum Glyphosat-Vergleich

Die Leverkusener bekommen bei der Milliardeneinigung im US-Rechtsstreit um angebliche Krebsrisiken glyphopsathaltiger Unkrautvernichter Gegenwind. Konkret geht es dabei um den Teil des großangelegten Vergleichs, der mögliche künftige Fälle abdeckt. Der Bundesrichter Vince Chhabria, der diesem Teil der Einigung noch zustimmen muss, äußerte sich in einem Gerichtsdokument vom Montag (Ortszeit) kritisch zur geplanten Einrichtung eines unabhängigen Wissenschaftsgremiums, das dann entscheiden soll, ob der Glyphosat-Unkrautvernichter Roundup Krebs verursacht, und falls ja, in welcher Dosis. Bayer äußerte sich am Dienstagmorgen zunächst nicht. Die Aktien stehen zu Handelsbeginn unter Druck

Beiersdorf: Eckdaten liegen unter den Erwartungen

Der Konsumgüterkonzern Beiersdorf hat angesichts der Corona-Krise im ersten Halbjahr deutlich weniger Umsatz gemacht. Der Erlös sank bereinigt um Zu- und Verkäufe sowie Währungseffekte um 10,7 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro, wie das Dax-Unternehmen am Montag in Hamburg mitteilte.

Beiersdorf kann nach eigener Darstellung die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie auf das laufende Gesamtjahr weiterhin nicht abschätzen. Die Aktie des Nivea-Herstellers verlor bis Handelsende 1,9 Prozent auf 99,90 Euro und war damit nach dem insolventen Zahlungsdienstleister Wirecard der zweitschwächste Wert im Leitindex.

Die Eckdaten zum zweiten Quartal stellten eine bedeutende Verfehlung der Markterwartungen dar, schrieb Jefferies-Analystin Molly Wylenzek in einem Kommentar. Angesichts dessen komme die erste Aktienkursreaktion seltsam gedämpft daher. Vor allem das Konsumgütergeschäft habe mit einem rechnerischen Minus von 18,7 Prozent im zweiten Quartal deutlich schwächer abgeschnitten als mit rund minus 8 Prozent vom Markt erwartet.

Es sei auch überraschend, dass Beiersdorf keine Angaben zur Profitabilität gemacht habe, schrieb Wylenzek. Sie sei sich unsicher, ob das als Bestätigung der Markterwartugen in diesem Punkt gewertet werden könne. Sollte Beiersdorf bei Marketingausgaben auf die Bremse getreten sein, könne dies die Wachstumssorgen von Investoren wieder aufflammen lassen.

Weitere Angaben zu den Geschäftszahlen machte Beiersdorf zunächst nicht, den Halbjahresbericht legt das Unternehmen am 6. August vor.

Kurz & knapp:  

HeidelbergCement: Der Baustoffkonzern setzt im Zuge der Corona-Pandemie den Wert ihrer Besitztümer um 3,4 Milliarden Euro herab. Das betreffe überwiegend Vermögenswerte in Westeuropa, teilte das Dax -Unternehmen am Montag nach Börsenschluss mit.  Zu zwei Drittel betreffen die Abschreibungen das Portfolio, das Heidelberg Cement 2007 durch den Kauf des britischen Baustoffherstellers Hanson bekommen hat. Ein Fünftel kommt durch den Zukauf von Italcementi im Jahr 2016. Wie bei Abschreibungen üblich, drückt auch diese das Ergebnis, betrifft aber nicht den Cashflow. HeidelbergCement hatte im März wegen der Krise den Jahresausblick gestrichen.  Unterdessen erklärte das Unternehmen, die im Februar verkündeten Sparmaßnahmen dürften „bereits kurzfristig greifen“ und damit die Belastung durch die Absatzrückgänge im zweiten Quartal 2020 zum Teil kompensieren.

Novartis: Der Schweizer Pharmakonzern hat von der Europäischen Kommission grünes Licht für seine Asthma-Therapie Enerzair Breezhaler erhalten. Die Erhaltungstherapie (QVM149; Indacaterolacetat, Glycopyrroniumbromid und Mometasonfuroat) soll bei Patienten eingesetzt werden, bei denen sich das Asthma verschlechtert hat und nicht ausreichend kontrolliert werden kann. Die Erhaltungstherapie setzt sich aus einem langwirkenden Beta2-Agonisten (LABA) und einer hohen Dosis eines inhalativen Kortikosteroids (ICS) zusammen, wie Novartis am Dienstag mitteilte. Der Enerzair Breezhaler sei einmal täglich einzunehmen. Die Zulassung umfasst laut Mitteilung auch eine digitale Begleitung mittels Sensor und App, die eine Inhalationsbestätigung, Medikamentenerinnerungen sowie einen Zugang zu Daten zur Unterstützung therapeutischer Entscheidungen bietet.

Samsung: Dank der soliden Chip-Nachfrage in der Coronavirus-Krise erwartet der Elektronikriese für das zweite Quartal einen deutlich höheren operativen Gewinn. Der Gewinn aus den Kerngeschäften werde im Jahresvergleich um knapp 23 Prozent auf 8,1 Billionen Won (etwa 6 Milliarden Euro) zulegen. Die Zahlen lagen damit weit über den Markterwartungen. Samsung ist marktführend bei Speicherchips, Smartphones und Fernsehern. Beim Umsatz rechnet Samsung mit einem Rückgang um sieben Prozent auf 52 Billionen Won. Wie üblich legt der Konzern genauere Geschäftszahlen erst zu einem späteren Zeitpunkt vor. Beim operativen Ergebnis übertraf Samsung die Erwartungen der Experten – dennoch verlor die Aktie knapp zwei Prozent. Das Papier hatte allerdings in den vergangenen Handelstagen auch deutlich zugelegt.

Talanx: Großaktionär und Lebensversicherer Meiji Yasuda will laut Kreisen ein Paket an Anteilen des SDax-Konzerns verkaufen. 3,79 Millionen Papiere möchte der Versicherer abgeben, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Montag unter Berufung auf ein Verkaufsdokument der Banken berichtete. Das sind 1,5 Prozent der Talanx-Aktien. Er platziert die Aktien demnach zu 33,10 Euro. Die Papiere stehen heute zu Handelsstart leicht unter Druck.

Von Markus Weingran

Foto: Hadrian / Shutterstock.com

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