Deutsche Bank mal mit guten Nachrichten ++ Airbus droht die Fliege zu machen ++ EU schlägt zurück

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Ring frei für die nächste Runde zwischen der Europäischen Union und Donald Trump. Im Handelsstreit mit den USA kommt jetzt die geschlossene Antwort der EU. In der Nacht zum Freitag treten um Mitternacht die Vergeltungszölle auf US-Produkte wie Whiskey, Jeans, Motorräder und Erdnussbutter in Kraft. Damit reagiert die Europäische Union auf die von US-Präsident Donald Trump verhängten Strafzölle auf Stahl- und Aluminiumprodukte. Bei Importen in die USA werden seit Anfang Juli Zölle in Höhe von 25 Prozent bei Stahl und 10 Prozent bei Aluminium aus Europa fällig.

Die EU-Zusatzzölle sollen nun in einem ersten Schritt auf jährliche US-Importe im Gegenwert von 2,8 Milliarden Euro erhoben werden. „Wir wollten nicht in diese Lage kommen“, betonte EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström noch in dieser Woche. Wegen der einseitigen Entscheidung der USA bleibe der EU aber keine andere Wahl. Wenn die USA ihre Zölle zurücknehmen, fielen auch die EU-Maßnahmen wieder weg. Whiskey- und Motorrad-Liebhaber müssen aber noch nicht sofort tiefer in die Tasche greifen.

Nach Einschätzung des AVE-Präsidenten haben die Verbraucher allerdings noch eine Atempause, bis die Zölle auf die Endkundenpreise durchschlagen. „Es ist unwahrscheinlich, dass wir sofort höhere Preise sehen werden. Zum einen liegen Waren bereits in den Lagern. Zum anderen verhindert der harte Wettbewerb im deutschen Handel, dass höhere Importkosten eins zu eins an die Verbraucher weitergereicht werden“, erklärte Händle. Trotzdem belasten die Streitigkeiten auf allen Ebenen.

Wegen zunehmender Risiken will der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Wachstumsprognose für die Eurozone etwas senken. Dies kündigte IWF-Direktorin Christine Lagarde am Rande der Beratungen der Euro-Finanzminister in Luxemburg an. Noch laufe es gut, aber „wir sehen Anzeichen, dass der Höhepunkt erreicht ist“. Ein scharfer Knick sei aber nicht zu erwarten. Zuletzt hatte der IWF für 2018 mit 2,4 Prozent Wachstum für die Eurozone gerechnet.

Als Risiken nannte Lagarde an erster Stelle die Handelskonflikte nach den von US-Präsident Donald Trump in Kraft gesetzten Zöllen auf Stahl und Aluminium. „Der direkte Einfluss solcher Zollerhöhungen ist minimal, aber der Einfluss auf das Vertrauen und das Risiko einer Eskalation sind erheblich“, sagte die IWF-Direktorin. Auch der mangelnde Fortschritt in den Brexit-Verhandlungen schüre Sorgen, dass ein abrupter EU-Austritt Großbritanniens wahrscheinlicher werde.

Lagarde wiederholte die Aufforderung an Länder wie Deutschland mit finanziellen Spielräumen, Investitionen in Infrastruktur hochzufahren. Darüber hinaus appellierte sie an hochverschuldete Länder, ihre Haushalte in Ordnung zu bringen und finanzielle Puffer aufzubauen.

Der deutsche Leitindex geht heute relativ gelassen mit der Situation um. Er beobachtet die Lage erst einmal und kann sich noch nicht richtig für Hopp oder Topp entscheiden. Zum Handelsstart liegt der DAX hauchdünn im Plus.

Deutsche Bank: Erste Runde problemlos überstanden

Die Deutsche Bank hat den ersten Teil des US-Stresstests für große Geldinstitute bestanden. Wie die US-Notenbank mitteilte, erfüllte die US-Tochter DB USA die Vorgaben deutlich. Das größte deutsche Geldhaus erklärte, dass selbst in einem sehr negativen Szenario die harte Kernkapitalquote (CET1) nicht unter 12,2 Prozent fallen und damit den Mindestwert von 4,5 Prozent deutlich übertreffen würde. Auch für alle anderen Kapitalquoten seien die Mindestwerte übertroffen worden. Den zweiten Teil der Belastungsprobe will die Fed am Donnerstag kommender Woche veröffentlichen. Er gilt als die größere Hürde.

Bei dem Test wurde simuliert, wie sich ein extremer Wirtschaftsabschwung mit einer Arbeitslosenquote von zehn Prozent auf die Kapitalpolster der Banken auswirken würde. Solche Simulationen werden seit der Finanzkrise 2008/09 regelmäßig von den Aufsehern in vielen Ländern durchgespielt – in Deutschland und Europa von der Europäischen Zentralbank.

Die Deutsche Bank gehört zur Gruppe von Instituten, die von den Aufsehern wegen ihrer Größe, ihrer Vernetzung innerhalb des Finanzsystems und wegen ihrer Geschäfte besonders kritisch unter die Lupe genommen werden. Vor einigen Jahren bezeichnete der Internationale Währungsfonds das Frankfurter Geldhaus sinngemäß als riskanteste Bank der Welt. Vor allem ihr Derivatebestand im sogenannten Handelsbuch gilt vielen Experten als sehr riskant.

Der seit April amtierende Vorstandschef Christian Sewing hat dem Institut eine umfassende Rosskur verordnet. Er will er sich künftig stärker auf Geschäfte in Deutschland und Europa konzentrieren und hat insbesondere in den USA und am Standort London zahlreiche Stellen im zuletzt schwächelnden Investmentbanking gestrichen.

Die Schweizer Großbanken UBS und Credit Suisse bestanden den US-Stresstest ebenfalls deutlich. Aus Fed-Kreisen verlautete, man sei allgemein mit dem Abschneiden der ausländischen Banken zufrieden. Diese hatten für die Vorbereitung weniger Zeit als ihre US-Konkurrenten. Tja Amerika First.

Airbus: Stellungswechsel in Plan

Der Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus will im Fall eines harten Brexits ohne Abkommen zwischen London und Brüssel seine Investitionen in Großbritannien überdenken. „Einfach ausgedrückt gefährdet ein Szenario ohne Deal direkt die Zukunft von Airbus im Vereinigten Königkreich“, erklärte Airbus-Chef Tom Enders in der Nacht zum Freitag.

Falls das Land im März 2019 ohne Deal aus der EU aussteige und damit im kommenden Jahr Binnenmarkt und Zollunion sofort und ohne Übergangsphase verlasse, würde dies laut Airbus zu einer „schweren Störung und Unterbrechung“ der Produktion führen. „Dieses Szenario würde Airbus dazu zwingen, seine Investitionen im Vereinigten Königreich und seinen langfristigen Fußabdruck im Land zu überdenken“, teilte das Unternehmen mit.

Airbus beschäftigt nach eigenen Angaben 14 000 Mitarbeiter an 25 Standorten in Großbritannien, in seiner britischen Zulieferkette unterstütze es 110 000 Jobs. In den britischen Werken Filton und Broughton werden alle Flügel der Airbus-Verkehrsflugzeuge entworfen und hergestellt.

In einer Risikobewertung schreibt Airbus, dass ein geordneter Rückzug mit einem Brexit-Abkommen vorzuziehen sei. Die derzeit angedachte Übergangsphase bis Dezember 2020 reiche aber nicht aus, damit EU und Großbritannien die offenen Fragen regeln können – und auch für Airbus zu kurz sei, um die notwendigen Änderungen in seiner umfangreichen Zulieferkette umzusetzen.

Kurz und knapp:

Steinhoff: Nun ist es offiziell: Signa, das Unternehmen des Immobilienentwicklers Rene Benko, hat die Möbelhäuser Kika und Leiner von der Steinhoff-Gruppe gekauft. Das operative Geschäft wird zu einem symbolischen Euro übertragen, Signa verpflichtet sich aber, einen dreistelligen Millionenbetrag einzuschießen. Die Immobilien werden zunächst mit 490 Millionen Euro bewertet, der Preis kann sich aber noch ändern.

Der Deal hängt wie üblich noch von der Zustimmung der Wettbewerbsbehörden ab. Signa verpflichtet sich fix zur Übernahme und Weiterführung des operativen Geschäfts, wird aber ein „umfassendes Sanierungs- und Zukunftskonzept“ durchführen, das auch Standortschließungen beinhalten kann. Bei der Übernahme der Immobilien sind noch einige Fragen offen. Welche Objekte Signa zu welchem Preis letztlich übernimmt, hängt von weiteren Prüfungen ab.

Übernahme: In den USA könnte es zu einem Milliardenzusammenschluss in der Lebensmittelbranche kommen. Conagra Brands habe jüngst mit dem etwas kleineren Wettbewerber Pinnacle Foods über eine Übernahme gesprochen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Die Gespräche seien noch in einem frühen Stadium und könnten auch scheitern.Conagra ist mit einem Börsenwert von mehr als 15 Milliarden US-Dollar einer der größten Nahrungsmittelhersteller in den USA. Der Tiefkühlkost-Produzent Pinnacle Foods bringt es auf rund 8 Milliarden Dollar. Dessen Aktien legten am Donnerstag um rund 3 Prozent zu

Öl: Mit der Kürzung ihrer Öl-Fördermengen hat die Opec seit Januar 2017 mit dafür gesorgt, dass der Ölpreis weltweit deutlich angestiegen ist. Autofahrer merken das seit längerem an der Tankstelle. Beim Treffen der Opec- sowie der Nicht-Opec-Staaten am Freitag und Samstag in Wien wollen die erdölexportierenden Länder nun über einen Strategiewechsel diskutieren. Experten gehen davon aus, dass sie den Ölhahn künftig wieder etwas weiter aufdrehen werden.

Seit Januar 2017 haben die 24 Staaten ihre Ölproduktion um 1,8 Millionen Barrel (je 159 Liter) am Tag gekürzt, davon entfallen auf die Opec 1,2 Millionen Barrel. Dadurch produziert das Kartell derzeit nicht mehr als 32,5 Millionen Barrel Öl am Tag. Unter anderem durch Produktionsausfälle im krisengebeutelten Venezuela bleibt die Opec laut Experten sogar deutlich unter dieser Marke. Im Gespräch sind nun Produktionserhöhungen um 300 000 bis 1,5 Millionen Barrel am Tag.

Von Markus Weingran

Foto: Hadrian / Shutterstock.com

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