Deutsche Bank: US-Investmentbanking bleibt ein Sorgenkind ++ VW: Eigener Fahrdienst geht an den Start ++ Rocket Internet: Starkes Börsendebüt von Jumia treibt Aktie weiter an

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Karwoche ist gestartet. Eine verkürzte Handelswoche in der schon einige Anleger in die verdienten Osterferien entschwunden sind. Theresa May und Jeremy Corbin hingegen dürften von Osterferien vorerst nur träumen. Die britische Regierung und die Opposition wollen ihre Brexit-Gespräche noch vor Ostern weiter fortsetzen. Schließlich will Großbritannien ja noch vor der Europa-Wahl die EU-Segel streichen. Was in fast drei Jahren nicht geschafft wurde, soll jetzt quasi in drei Wochen erledigt werden, damit die Briten am 22. Mai dann doch endlich Goodbye sagen können.

Wir sind gespannt, ob dieser Plan aufgeht. Bislang hat Theresa May unterm Strich nur geschafft, dass Ihr ausgehandelter Vertrag mit der EU dreimal im britischen Unterhaus gescheitert ist. Nachdem die Appelle in den eigenen Reihen keine Mehrheit gebracht haben, soll jetzt die Labour-Partei für die nötige Mehrheit sorgen. Mal schauen wir dieser Plan, der innerhalb der Regierung auch nicht sehr beliebt ist, funktioniert. Jeremy Corbin möchte ja bekanntlich eine engere Anbindung an die EU beibehalten, was bei den Hardlinern im Mays Partei auf wenig Gegenliebe stößt.

Hat Daimler schon wieder gemogelt?

Einem Bericht zufolge sollen die Abgaswerte bei etwa 60.000 Sportgeländewagen mit Hilfe eines Computerprogramms im Prüfstand gesenkt worden sein. Das Kraftfahrtbundesamt habe ein formelles Anhörungsverfahren gegen Daimler eingeleitet. Börsianer sprachen angesichts der Nachwehen des schon Jahre alten Dieselskandals von einer „nie enden wollenden Geschichte“.

Dax tut sich heute schwer

Der deutsche Leitindex startet zwar im Plus, allerdings ist der Aufschlag schon vorbörslich immer kleiner geworden. Er startet mit einem hauchdünnen Plus von 0,03 Prozent und ganz knapp über 12.000 Punkte in die Karwoche.

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Deutsche Bank: US-Investmentbanking bereitet weiter Sorgen

Aufsichtsbehörden in Europa drängen die Deutsche Bank laut einem Pressebericht zu weiteren Einschnitten bei ihrer Investmentbank in den USA. Die bisherigen Maßnahmen bei der US-Tochter gehen den zuständigen Regulierern offenbar nicht weit genug, wie die „Financial Times“ (FT, Montag) berichtete. Sie seien besorgt, dass der Bereich zu groß und unprofitabel bleibe. Dies sei auch Thema in informellen Gesprächen mit Vertretern des Geldinstituts gewesen, hieß es weiter.

Die Aufseher hätten bereits vor zwei Jahren deutlich gemacht, dass das Investmentbanking des Geldhauses und die Geschäfte mit Unternehmenskunden schrumpfen müssten, zitiert das Blatt einen führenden Vertreter eines Aufsichtsgremiums. An dieser Haltung der Regulierer würde auch ein möglicher Zusammenschluss von Deutscher Bank und Commerzbank nichts ändern. In den Fusionsgesprächen sei die Zukunft der Investmentbank der Deutschen Bank auch kein Thema, sagte eine mit der Sache vertraute Person dem Blatt.

Die Deutsche Bank hat nach eigenen Angaben bereits die Zahl der Stellen im Investmentbanking und ihren Schuldenstand erheblich zurückgefahren. Dies zeige bereits Wirkung. Laut „FT“ hatten im Februar auch vier der zehn größten Aktionäre der Deutschen Bank von Konzernchef Christian Sewing verlangt, die Sanierungsschritte im Investmentbanking zu beschleunigen. Der Zeitung zufolge lehnte die Deutsche Bank eine Stellungnahme zu den kolportierten Forderungen der Aufseher ab, auch Commerzbank, Europäische Zentralbank, Bafin und die Bundesbank wollten den Bericht nicht kommentieren.

VW: Braucht es noch einen Fahrdienst?

Das Sammeltaxi Moia nimmt am Montag (11.00 Uhr) in Hamburg offiziell seinen Betrieb auf. Die 100 elektrisch angetriebenen Kleinbusse gehen in Fahrt, vorausgesetzt, sie wurden von Kunden über die Moia-App gebucht. Sie teilt neben dem Fahrpreis den nächstgelegenen Haltepunkt für das Sammeltaxi mit, der höchstens 150 Meter entfernt sein soll. Während der Fahrt können andere Passagiere aus- und zusteigen, die eine ähnliche Strecke zurücklegen wollen.

Der Fahrpreis soll im Durchschnitt bei sechs bis sieben Euro je Fahrt liegen, wie das Unternehmen jüngst berichtete. Moia will an Werktagen von 5 Uhr morgens bis 1 Uhr nachts fahren, an Wochenenden und Feiertagen durchgehend. Bis zum Ende des Jahres sollen rund 500 Moia-Fahrzeuge auf den Hamburger Straßen unterwegs sein und einen Großteil des Stadtgebietes nördlich der Elbe abdecken.

Erfahrungen hat Moia in Hannover gesammelt; dort sind jedoch noch umgebaute benzingetriebene Transporter im Einsatz. Ein Konsortium aus der Universität der Bundeswehr München (UniBW) und dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) soll über die kommenden zwei Jahre die Wirkungen des Moia-Ridesharing auf die städtische Mobilität untersuchen, teilte das Unternehmen mit.

Für mehr Beweglichkeit stehen in Hamburg des weiteren zur Verfügung: Car2Go/DriveNow (Carsharing von BMW und Daimler) Ioki (On-Demand-Angebot Deutsche Bahn) und BlaBlaCar (Mitfahrzentrale). Klassische Taxi-Unternehmen wie Hansa-Taxi und MyTaxi bieten ebenfalls Ride-Sharing an, geteilte Fahrten zu günstigeren Preisen.

In der Switch-App bündelt Hamburg Mobilitätsangebote: von U- und S-Bahnen über Leih-Fahrräder, Mietwagen, Car-Sharing bis hin zu Sammeltaxis. Der Benutzer soll so mit einer Anwendung in seinem Smartphone den schnellsten und günstigsten Weg finden, seine Mobilität in der Stadt sicherzustellen, ohne ein eigenes Auto zu benutzen.

Kurz & knapp:

Rocket Internet: Ein sensationelles Börsendebüt feierten die Aktionäre von Jumia. Der afrikanische Online-Händler, ein Start Up der Berliner Rocket Internet, sammelte beim Börsengang in New York 196 Millionen Dollar ein. Jumia platzierte die Aktien zu 14,50 Dollar das Stück. Der erste Kurs lag mit 18,95 Dollar schon deutlich darüber, der Schlusskurs mit 25,46 Dollar erst recht.

Vivendi: Der französische Medienkonzern hat im ersten Quartal von einem guten Musikgeschäft profitiert. Der Umsatz stieg um knapp 11 Prozent auf rund 3,5 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Montag in Paris mitteilte. Währungsbereinigt lag das Plus bei knapp 6 Prozent. Die weltweit größte Plattenfirma Universal Music erhöhte ihre Umsätze dank steigender Abonnentenzahlen und Streaming-Erlösen um gut 23 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro.Vivendi will ein Aktienpaket an Universal von bis zu 50 Prozent verkaufen. Der Prozess schreite planmäßig voran, hieß es. In Kürze sollen die begleitenden Banken und Berater ausgewählt werden.

ProsiebenSat1: Der Münchener Medienkonzern hat die Übernahme-Spekulationen durch den italienischen Konzern Mediaset beendet. Wie ProsiebenSat1-Chef Max Conze am Wochenende mitteilte: „Wir befinden uns nicht in Fusionsgesprächen mit Mediaset, und ich erkenne in einem Zusammenschluss keine industrielle Logik.“ Zuvor hatten bereits die Italiener Gespräche dementiert.

Von Markus Weingran / dpa-AFX

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