Deutsche Börse buhlt um Borsa Italiana - Auch Euronext im Rennen

Reuters · Uhr

Mailand/Paris/London/Frankfurt (Reuters) - Die Deutsche Börse hat im Rennen um die Borsa Italiana ihren Hut in den Ring geworfen.

Die Frankfurter erklärten am Freitagabend, ein Angebot für die Mailänder Börse abgegeben zu haben. Diese gehört bisher dem Londoner Börsenbetreiber LSE und ist Medienberichten zufolge zwischen drei bis vier Milliarden Euro wert. Die LSE muss die italienische Tochter zumindest zum Teil verkaufen, um von den EU-Wettbewerbsbehörde grünes Licht für die 27 Milliarden Dollar teure Übernahme des Datenanbieters Refinitiv zu bekommen. Auch die Mehrländerbörse Euronext interessiert sich für die Borsa Italiana. Sie hat gemeinsam mit der italienischen Staatsbank CDP ein Gebot abgegeben,. Insidern zufolge wollte auch der Schweizer Börsenbetreiber SIX mit in den Übernahmewettstreit einsteigen.

Demnach versuchen sich die Interessenten nicht nur über den Preis, sondern auch mit Versprechen bezüglich des zukünftigen Einflusses der italienischen Seite einen Vorteil zu verschaffen. "Als globales Unternehmen bieten wir einen hohen Wert für das zukünftige Wachstum und die Entwicklung einer autonomen Borsa Italiana Group und stärken damit ihre zentrale Bedeutung für die italienische Wirtschaft und den europäischen Kapitalmarkt", warb die Deutsche Börse für sich.

ROM BEI LAUNE HALTEN

Die Chancen für die ausländischen Bieter stehen Insidern zufolge aber nicht so gut. Die italienische Regierung favorisiere das Konsortium um Euronext, sagten mit der Sache vertraute Personen. Der Staat sei gegen eine Zerschlagung der Borsa Italiana und wolle ein Mitspracherecht bei der künftigen Strategie haben. "Rom ist ein wichtiger Teil der Diskussionen. Die LSE wird alles tun, um Rom bei Laune zu halten", sagte ein Insider. "Aber sie wird die Borsa nicht billig verkaufen." Laut mit der Sache vertrauten Personen hat die LSE bereits separate Gebote erhalten für die Anleihehandelsplattform MTS der Borsa.

Insidern zufolge räumt Euronext der Staatsbank CDP einen bedeutenden Einfluss auf das fusionierte Unternehmen ein. CDP solle im Gegenzug eine Beteiligung von rund acht Prozent an der Euronext übernehmen.

Die beteiligten Unternehmen wollen sich zu den Informationen von Insidern nicht äußern.

Die LSE will die Offerten prüfen und festlegen, wer in die nächste Runde kommt. Das letzte Wort hat aber das italienische Finanzministerium, das einen Interessenten auch ablehnen kann.

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