Drei Fragen an Bernecker: Kommt nach den Handelsstreit-Fortschritten jetzt die Herbst-Rallye und ist Wirecard gerade eine Kauf-Chance?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

In unserer heutigen Ausgabe fragen wir nach den Chancen für eine Herbst-Rallye nach Fortschritten im Handelsstreit, dem „täglich grüßt das Murmeltier“-Fall Wirecard und den Neuigkeiten bei Thyssenkrupp:

onvista-Redaktion: Herr Bernecker im Handelsstreit scheint es eine Zwischenlösung zu geben. War das der Startschuss für eine Herbst-Rallye?

Ja, das war der Startschuss für die Herbst-Rallye, sowohl aus technischer Sicht wie auch mit dem Hintergrund der politischen Konstellationen. Es bleibt dabei: Der Konflikt zwischen USA und China ist nicht mit einem Deal oder einem Vertrag zu regeln, sondern wird Jahre dauern, mit mehreren Vereinbarungen, in dem die Konflikte einzeln Stück für Stück abgearbeitet werden. Ein Deal nach europäischem Muster ist für Chinesen ein Unding. Die Herbst-Rallye beruht dann auf der Entspannung inklusive Brexit und orientiert sich anschließend an den Erwartungsdaten der europäischen Wirtschaft.

onvista-Redaktion: Wirecard ist mal wieder das Opfer eines Financial-Times-Berichts geworden. Ist der Rücksetzer eine Gelegenheit?

Ja, es ist eine Gelegenheit, aber mit Augenmaß. Wirecard ist eine sehr volatile Aktie und wird von unterschiedlichen Meinungen begleitet. Das eine sind die Perspektiven des Unternehmens selbst, wie kürzlich mit den Umsatzerwartungen von Herrn Braun persönlich beschrieben, das andere sind die technischen Schwächen eines weltweit operierenden Finanzdienstleisters, der als Plattform für mehr als 2 Bio. Transaktionen pro Jahr operiert, aber selbst daran nicht teilnimmt. Er unterliegt allerdings der Sorgfaltspflicht möglicher Beobachtungen oder Kontrollen. Das bleibt für lange Zeit ein sehr schwieriges Problem, woraus Journalisten immer eine Story machen können und werden. Die Kaufbasis liegt zwischen rd. 100 und 110 € indikativ.

onvista-Redaktion: Bei Thyssenkrupp kommt wieder Bewegung in den Verkauf der Aufzugssparte. Was wären die Essener noch ohne ihre Perle wert?

Thyssen steht vor einer schwierigen Entscheidung. Ein Verkauf des Sektors Elevator an Kone plus Investoren hat einen Zielwert, der deutlich über dem liegt, der über einen Börsengang für ca. 50 % zu erreichen wäre. Im ersten Fall gibt es Bargeld, im zweiten Fall nur die Hälfte davon plus Restwert in der Thyssen-Bilanz. Die rechnerische Differenz zwischen beiden Werten bewegt sich um 2 bis 3 Mrd. €, je nach Verhandlungen. Jedenfalls hat Thyssen im Moment gute Karten in der Hand. Von Woche zu Woche ist das jeweils gemäß Verhandlungsstand neu zu überprüfen. Es kann nur mehr werden.

Vielen Dank für Ihre Antworten!

Foto: Bernecker

www.bernecker.info

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