Drei Fragen an Bernecker: Seine Einschätzung zu Airbus, der Softbank Group und der Kryptowährung Bitcoin

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

In unserer heutigen Ausgabe erkundigen wir uns nach der Aufstellung von Airbus, ob die Softbank ein interessanter Wert sein könnte und fragen nach der Einschätzung zur Kryptowährung Bitcoin.

onvista-Redaktion: Airbus ist dank des Boeing-737-Desasters eigentlich gut positioniert im Rennen mit dem Rivalen - Dank immenser Strafzahlungen wegen Korruptionsvorwürfen sind die eigentlich guten Ergebnisse im Jahr 2019 aber verpufft. Kann Airbus sich trotzdem noch vom US-Konkurrenten absetzen?

Die Strafzahlung von Airbus beschäftigt weder die technische Kompetenz von Airbus noch seine Marktstellung. Es gehört zum internationalen Wettbewerb, dass solche Strafen immer wieder mal auftreten bzw. ein Unternehmen oder mehrere betreffen. Zunächst profitiert Airbus von der unglücklichen Entwicklung bei Boeing, was den aktuellen Zahlen zu entnehmen ist. Aktueller Stand: Der Auftragsbestand für Airbus addiert sich zurzeit auf eine Beschäftigung für rund 6 Jahre. Es können auch noch mehr werden, je nachdem, wie die Lage sich bei Boeing entwickelt. Das hat für Airbus die Konsequenz, sorgfältig die Kosten kontrollieren zu können, die in der Bearbeitung dieses Auftragsvolumens stecken. Ein klares langfristiges Investment, kein Kurzläufer. Irgendwann wird Boeing wieder Anschluss finden und am Ende bleibt es bei der bisherigen Halbe/Halbe-Position beider am Weltmarkt.

onvista-Redaktion: Softbank - in den letzten Jahren und Jahrzehnten hat CEO Masayoshi Son mit Investments in Unternehmen wie Alibaba oder Nvidia ein glückliches Händchen bewiesen. Das WeWork-Desaster und das enttäuschende Uber-IPO haben aber seinen Ruf geschädigt. Investoren werden ungeduldiger und jetzt macht sogar der aktivistische Hedgefonds Elliott Druck. Dennoch sehen einige Analysten die Softbank Group mit einer Bewertung von etwa 110 Milliarden Dollar als unterbewertet an, da allein die Beteiligungen des Vision Funds in Alibaba, Uber, DiDi und WeWork schon mehr wert sein sollen. Zudem ist das Unternehmen einer der größten Risikokapitalgeber der Welt und hat seine Finger in den meisten aufstrebenden Technologie-Feldern drin. Wie sehen Sie das Potenzial der Softbank Group als ein Investment?

Softbank ist ein Unikat. Den Gründer Masayoshi Son lernte ich vor über 35 Jahren in Tokio kennen. Er war damals ein sehr junger Mann und baute mit Unterstützung seines Vaters die ungewöhnliche Konstruktion eines internationalen Investors auf. Das war für Japan neu und für Europa und die USA so eine Art Sondernummer. Das Problem:

Das gegenwärtige Portfolio von Softbank hat einen Zeitwert, der deutlich über dem Marktwert von Softbank liegt. Darin drückt sich aus, dass der Markt offensichtlich nicht bereit ist, die Risiken, die in diesem Paket enthalten sind, eins zu eins zu übertragen. Für ein Konglomerat oder eine Holding ist dies nicht ungewöhnlich. Aber die sehr hohen Luftwerte für Uber oder WeWork, teilweise Alibaba, lassen sich in der Tat nicht auf Softbank voll übertragen. Vorschlag zur Güte: Ein Abschlag von etwa 25 - 30 % gegenüber dem Bruttowert des Portfolios wäre der richtige aktuelle Wert für Softbank. Das ergibt eine Bewertungsreserve für Softbank von noch etwa 25 - 30 % als Überschlag.

onvista-Redaktion: Die Kryptowährung Bitcoin hat sich seit Beginn des Jahres wieder zurückgemeldet und mit Kurszuwächsen von um die 30 Prozent wieder über die Marke von 10.000 Dollar erhoben. Mögliche Gründe sollen in der wachsenden Unsicherheit durch das Coronavirus, der Nahostkrise, und der weiter lockeren Geldpolitik der Notenbanken liegen, sowie in der im Mai anstehenden weiteren Verknappung der Neuerzeugung der Kryptowährung. Ist Ihrer Meinung nach etwas dran am Narrativ des digitalen Goldes oder ist es nur heiße Luft?

Die Kryptowährung Bitcoin ist eine intelektuelle Wette und eine brauchbare Alternative gegenüber der Einschätzung großer Währungen bzw. des Währungssystems insgesamt. Die Versuche von Facebook, Libra einzuführen, war ebenfalls eine intelektuelle Alternative, deren Realisierung Probleme bereitet. Das Wort intellektuell rücke ich in den Mittelpunkt.

Alle Experten und Währungsfachleute beschäftigen sich intensiv mit diesen Themen. Ich warte darauf, dass Bitcoin und andere Kryptowährungen nicht nur täglich gehandelt werden, sondern in der realen Wirtschaft umfangreich genutzt werden können. Erst dann, wenn dies in angemessener Form auch wirklich realisiert wird, wäre Bitcoin eine Währung. Was eine Währung ausmacht, wie sie entsteht und wie sie über Jahrhunderte auch nachvollziehbar ist, kann jeder in einschlägiger Literatur studieren. Das gilt auch für Bitcoin. Wer aber Spaß dran hat, in diesem Markt zu traden, der kann dies an der Markttechnik relativ gut erkennen.

Bitcoin reagiert aus diesem Grunde sehr schnell oder hektisch auf politische Ereignisse und sogar auf das Corona-Virus, weil er von der Psychologie getragen wird, in der immer auch viel Spiel steckt.

Vielen Dank für Ihre Antworten!

Foto: Bernecker

www.bernecker.info

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