Drei Fragen an Bernecker: Steigen die US-Indizes zu schnell, sollte die Telekom Orange übernehmen und wer kriegt eher die Kurve – Thyssenkrupp oder die Deutsche Bank?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Auch am Black Friday haben wir dem langjährigen Börsen-Experten Hans A. Bernecker drei Fagen zum aktuellen Marktgeschehen gestellt. Heute wollten wir wissen, ob die US-Indizes zu sehr auf das Gaspedal drücken, die Telekom gut beraten ist mit einer Übernahme des französischen Konkurrenten Orange und wo mehr Erholungspotenzial schlummert – bei der Deutschen Bank oder Thyssenkrupp?

Redaktion onvista: Sind die US-Märkte mittlerweile zu weit übers Ziel hinausgeschossen?

Der langsame Anstieg der drei amerikanischen Indizes entspricht dem Schrittmuster, wie man den Mount Everest ersteigen kann: Umfangreich in der Breite, wie auch dies am Mount Everest zurzeit gilt, und vernünftig abgedeckt durch das moderate Wachstum der US-Wirtschaft mit einem Schnitt um etwa 2,1 % p.a. Solange es keine Übertreibungen gibt, ist damit ein nachhaltiger Trend brauchbar und rechenbar. Sensationen sind die Ausnahme. Dem wird im Wesentlichen die DAX-Familie folgen.

Redaktion onvista: Die Telekom scheint eine Übernahme des französischen Konkurrenten Orange durchzuspielen. Ist das ein guter Plan?

Eine Kombination Telekom mit Orange macht Sinn. Die Franzosen wollten schon vor 20 Jahren über den damaligen Einstieg bei Mobilcom (heute Freenet) an dem interessantesten Telekommarkt Europas Anteil nehmen. Sie finanzierten den damaligen Lizenzkauf für Mobilcom in Höhe von 6 Mrd. DM (!). Das ging gründlich schief, der Chef musste gehen. Aus der Sicht der Franzosen ist der deutsche Markt die logische Kombination im beiderseitigen Interesse. Der Plan ist französisch gedacht, in seinen Verifikationen deutlich politisch, aber für den Beamtenkonzern Telekom eine Vitaminspritze.

Redaktion onvista: Die Deutsche Bank und ThyssenKrupp befinden sich weiterhin in einem schwierigen Konzernumbau. Wie beurteilen Sie die Lage bei den beiden Konzernen? 

Der Umbau von Konzernen folgt einer besonderen Logik. Ob daraus ein Turnaround oder ein Comeback wird, ergibt sich aus der Logik der jeweiligen Schritte, die dazu führen: Die Größe muss erhalten bleiben, die Effizienz der Einzelteile ist einzeln zu überprüfen und neu zu gestalten und zum dritten: Die Marktposition eines jeweiligen Marktführers hat auch eine politische Größe. Bei Thyssen ist es Stahl und Maschinenbau, im Banking ist es die Deutsche Bank. Die Grundsubstanz dafür ist bei beiden vorhanden. Nur das Management hat es in der Hand, aus diesen verschiedenen Bausteinen einen tragfähigen Konzern zu gestalten. Meine persönliche Meinung: Im Falle Thyssen ist die Wahrscheinlichkeit größer, weil die Personalie sicher zu beurteilen ist. Im Falle Deutsche Bank ist diese Unsicherheit noch nicht beseitigt. Namen nenne ich ausdrücklich nicht.

Vielen Dank Herr Bernecker

www.bernecker.info

Foto: Homepage Bernecker

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