Drei Fragen an Bernecker: Was halten Sie vom EZB-Entscheid, den Chancen auf eine Herbst-Rallye und dem Potenzial der Auto-Aktien bis Jahresende?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

In der heutigen Folge unseres Formats „Drei Fragen an Bernecker“ wollen wir von dem Börsen-Veteran wissen, wie er die EZB-Entscheidung einschätzt, die Chancen auf eine mögliche Herbst-Rallye sieht und ob die Autobauer das Zeug für ein Gewinnsprung bis Jahresende haben.

onvista-Redaktion: Herr Bernecker was halten Sie von der EZB-Entscheidung?

Die EZB-Karriere von Herrn Draghi endet damit, womit sie begann: Gelddrucken über Bondkäufe in monatlichen Raten von 20 Mrd. Euro und eine Anhebung der Negativzinsen um 0,1 %. Erste Reaktion des Marktes: Rund 100 Punkte im DAX in der folgenden Stunde nach der Pressekonferenz. Damit wird deutlich, dass das Instrumentarium der EZB ausgeschöpft ist. Die Banken reagierten darauf überraschend positiv mit zeitweise + 3,8 %, um anschließend abzukippen. Dahinter steht ein Thema, das bei der EZB diskutiert wird, aber noch nicht entschieden ist: Die langsame Zurücknahme einer Reihe von Bankregularien. Darin steckt wahrscheinlich deutlich mehr, aber erst im kommenden Jahr vorsichtig wirksam.

onvista-Redaktion: Der Sommer neigt sich dem Ende entgegen. Da darf über eine Herbst-Rallye schon diskutiert werden. Wie sehen sie die chancen fafür?

Der gute Verlauf der Monate August und September führt zunächst zu technischen Konsolidierungen nach dem EZB-Bescheid. Bis Ende Oktober stehen noch aus: Änderung an der EZB-Spitze, Antritt der EU-Kommission, eine Entscheidung der Engländer in Sachen Brexit und die prekäre Situation im Markt für Zombie-Bonds. Ohne Blessuren wird es nicht gehen. Erst anschließend beginnt die Weihnachts- und Neujahrsrally, die also deutlich ins nächste Jahr reicht. Die Chancen dafür stehen 70 zu 30 mit dem Ziel DAX 13.300 plus.

onvista-Redaktion: Die Autowerte erholen sich langsam Stück für Stück. Könnten die Aktien von VW, Daimler und BMW die großen Gewinner Richtung Jahresende werden?

Die deutschen Autoaktien sind die größte Herausforderung. Nach fast drei Jahren Baisse mit den zentralen Themen Diesel und E-Mobility stehen zwei Jahre einer deutlichen Erholung bevor, die schrittweise verläuft. Also keine Zauberkurse, sondern ein nachhaltiger Trend, der von den Veränderungen in dieser Industrie getragen wird. Kurzfristziele für alle drei (plus Conti) machen wenig Sinn. Das Gesamtpotenzial liegt deutlich über 50 %. Dem folgen schrittweise die Autozulieferer,  aber sehr differenziert je nach ihrer Qualität, künftig Zulieferer bleiben zu können.

Foto: Bernecker

www.bernecker.info

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