Drei Fragen an Bernecker: Wie steht es um Bayer, Wie sehen Sie die Rezessionssignale und ist der Markt für Unternehmensanleihen eine tickende Zeitbombe?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

In unserer heutigen Ausgabe von „Drei Fragen an Bernecker“ gibt der Börsen-Veteran uns seine Einschätzung über Bayer, den Markt für Unternehmensanleihen und die Entwicklung des Dax für die nächsten Monate.

Frage 1: Bayer hat seine Kriegskassen mit dem jüngsten Verkauf der Tiermedizinsparte ordentlich gefüllt. Auch im Glyphosat-Prozess, der das Unternehmen letztes Jahr in ein tiefes Tal der Tränen gestürzt hat, gibt es mit dem angestrebten Vergleich wieder Grund zum Aufatmen. Ist das Schlimmste überstanden und kann die Aktie bald wieder frühere Kurse zurückerobern?

Bayer hat mit dem Verkauf der Tiermedizin zum Preis von 7,6 Mrd. $ die Finanzierungslücke für einen Vergleich in Sachen Glyphosat bilanztechnisch bewältigt. Diese Summe wird mit 9 - 10 Mrd. $ veranschlagt. Die Spitzenbewertung von Bayer lag einst bei rund 110 Mrd. €. Bereinigt um den Vergleich und möglichen Bilanzkorrekturen (Goodwill-Abschreibungen) ist ein Marktwert von Bayer in der Größenordnung von 85 bis 87 Mrd. € möglich. Aktueller Stand: 62,7 Mrd. €. Ein Kurs um 85 bis 90 € lässt sich also rechnen. Laufzeit offen, bis der Vergleich steht.

Frage 2: In den letzten Tagen und Wochen haben Staatsanleihen mit negativen Renditen für Wirbel gesorgt. Aber was ist mit dem Markt für Unternehmensanleihen? Mittlerweile steckt allein in den USA ein Wert von 2,5 Billionen Dollar in Anleihen mit BBB Rating. Davon haben mehr als ein Drittel einen Verschuldungsgrad auf Junkbond-Niveau und könnten ihr Rating also einbüßen. Ist der Anleihemarkt eine tickende Zeitbombe für den Aktienmarkt? Vor allem mit dem Stichwort Aktienrückkäufe von Unternehmen, die dann wohl wegfallen würden, sobald die Bredouille größer wird?

Die aufgebaute Blase im Sektor Finanzierungen mit zunehmend fragwürdigen Bonitäten wird platzen, so wie jede Blase im Finanzgeschäft. Die Frage ist, wie und wann, und wie die Notenbanken die Feuerwehr spielen. Vom Volumen her ist dies machbar. Denn in jeder geplatzten Blase entstehen umfangreiche Verluste aller Finanzpartner. Darin liegt die Bereinigung des aufgeblasenen Geschäftes, nachdem alleine in den letzten 12 Monaten diese Volumina um 80 % zugelegt hatten. Für den Aktienmarkt resultiert daraus der übliche Schreck mit einem kurzen Blitzschlag, wie er in den letzten Jahren häufig zu sehen war. Ein Trendrisiko liegt darin nicht. Nur zur Erinnerung: Der erste Unfall dieser Art fand im Oktober 1987 statt, Stichwort Junkbonds. Zwei weitere Fälle in dieser Reihe waren der Zusammenbruch eines Hedgefunds namens LTCM 1997 (Rubelkrise) und ein Jahr später die Fernostkrise mit dem Angriff auf den Thailand Baht.

Frage 3: Die Rezessionssignale verdichten sich. Jetzt hat die deutsche Regierung sogar angekündigt, ein 50 Milliarden Euro Konjunkturpaket auf den Tisch zu legen, wenn es notwendig wird. Im Hinblick auf den weiter quer laufenden Handelsstreit und die Frage nach dem weiteren Vorgehen der Notenbanken - Wie sehen Sie die Entwicklung des Dax in den nächsten 12 bis 18 Monaten?

Rezessionssignale sind zweideutig. Für die Amerikaner sind 1,5 % BIP-Wachstum die Grenze, etwas weniger über zwei Quartale sind eine Rezession. Für die Europäer sind 1,5 % Wachstum schon die Obergrenze und keine Rezession, die bei den Europäern eher bei 0 % angesiedelt ist. Deshalb ist die Verwendung des Begriffs Rezession fragwürdig. Richtig ist: Dem deutlichen Boom der letzten Jahre folgt eine Konsolidierung auf durchweg hohem Niveau, aber mit zyklischen Unterschieden in einzelnen Branchen. Aktuell ist es der Autobau mit dem höchsten Anteil an der Wirtschaftsleistung, insbesondere in Deutschland. Die hohe Beschäftigung sowohl in den USA als auch in Deutschland sowie der sehr stabile Außenhandel sind der beste Beleg dafür, dass wir mit Schwankungen rechnen können, aber keinem neuen Trend. Die wichtigste Ursache dafür ist die weltweite Globalisierung der Warenmärkte, die sich nicht zurückdrehen lässt. Die Notenbanken spielen in diesem Zusammenhang keine entscheidende Rolle mehr.

Foto: Bernecker

www.bernecker.info

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