Eon/RWE: Abstufungen setzen Aktien unter Druck ++ Rocket Internet: Details zum Börsengang von Westwing stehen ++ Hella: Lichtblick unter den Zulieferern

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die US-Notenbank hat wie erwartet gestern Abend die Zinsen erhöht. Der Leitzins wurde um einen Viertelpunkt auf die neue Spanne von 2,0 bis 2,25 Prozent angehoben. „Unsere Wirtschaft ist stark“, mit diesen Worten begründete Fed-Chef Jerome Powell den dritten Zinsschritt in diesem Jahr. Wie schon einige Experten vor ihm unterstrich Powell, dass die Auswirkungen des Handelsstreites mit China noch keine Spuren in der heimischen Wirtschaft hinterlassen haben, obwohl viele Geschäftsleute in den USA „zunehmend besorgt“ seien.

Bis Ende 2019 will die Fed noch vier Mal nachlegen. Fraglich ist dabei noch, ob die Fed im Dezember noch einmal die Leitzinsen erhöht oder in diesem Jahr erst einmal Schluss ist. Zwischen den Zeilen war eher zu erkennen, dass die amerikanischen Währungshüter wohl im Winter die vierte Zinserhöhung in diesem Jahr auf den Weg bringen. Besonders diese Vermutung hat auf die Stimmung der US-Märkte gedrückt.

Während die Technologiebörse Nasdaq noch mit Plus/Minus 0 aus dem Handel ging, lagen Dow Jones und der S&P 500 schon deutlicher im Minus. Schon deutlicher im Minus. Dem Dax scheint die Aussicht auf eine weitere Zinssteigerung der US-Notenbank auch nicht zu schmecken. Er geht mit 12.339,33 Punkten in den Handelstag, ein Minus von 0,38 Prozent.

Etwas aufmuntern könnte den deutschen Leitindex die Stimmung der deutschen Verbraucher, die hat sich wieder aufgehellt. Wie das Forschungsinstitut GfK mitteilte, stieg der von ihm erhobene Indikator für den Monat Oktober um 0,1 Zähler auf 10,6 Punkte. Der Anstieg folgt auf eine leichte Eintrübung im Vormonat. Die Konjunktur- und Einkommenserwartungen der Verbraucher verbesserten sich, während die Anschaffungsneigung leicht fiel.

Zudem stehen die Aktien von Hella und Borussia Dortmund im Fokus. Der Automobilzulieferer ist gut in sein 1. Quartal gestartet und die Schwarz-Gelben dürften mit dem 7 zu 0 gegen Nürnberg gute Argumente für weitere Kursgewinne geliefert haben. Seit dem Sieg im DFB-Pokal hat die Aktie fast 30 Prozent an Wert gewonnen.

Von den beiden großen deutschen Versorgern trennen sich heute einige Anleger. Sowohl Eon als auch RWE wurden heute abgestuft. Während RWE noch mit einem blauen Auge davon kann, da das Kursziel nicht gesenkt wurde, sind die Aussichten bei Eon etwas schlechter. RBC senkte neben der Abstufung das Kursziel von 10,25 auf 9,50 Euro.

Wie verzweifelt ist die britische Premierministerin?

Nach der Abfuhr für ihre Brexit-Pläne beim EU-Gipfel in Salzburg hat die britische Premierministerin Theresa May ihr Land als künftiges Steuerparadies angepriesen. „Was auch immer sie für ein Unternehmen sind, in ein Großbritannien nach dem Brexit zu investieren, wird Ihnen die niedrigsten Unternehmenssteuern in den G20 bescheren“, sagte May am Mittwoch bei einem Wirtschaftstreffen am Rande der UN-Vollversammlung in New York. Nachdem schon einige Unternehmen dabei sind die Segel zu streichen, versucht May auf diesem Weg das Ruder rumzureißen. Die deutschen Unternehmen überzeugt die britische Premierministerin mit ihren neuen Plänen allerdings nicht.

Die sehen die Pläne der britischen Regierung für Steuersenkungen nach dem Brexit skeptisch. Das geht aus einer am Donnerstag vorgelegten Studie des Ifo-Instituts im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen hervor. Demnach geht nur ein kleiner Teil (rund 11 Prozent) der Unternehmen mit Geschäftsbeziehungen zu Großbritannien davon aus, dass niedrigere Unternehmenssteuern die Nachteile des Brexits aufwiegen können.

Weitaus mehr Firmen (26,5 Prozent) erwarten, dass die Nachteile des EU-Austritts überwiegen. Für die Umfrage wurden 1250 deutsche Unternehmen zwischen April und Juli befragt. Großbritannien will Unternehmen mit günstigen Steuersätzen locken und so mögliche Ausfälle im Zuge des Brexit kompensieren. In der G20-Gruppe der Top-Wirtschaftsmächte droht somit ein Steuerwettlauf.

Hella legt guten Start hin

Der Autozulieferer Hella ist überraschend stark in sein neues Geschäftsjahr gestartet. Vor allem die Nachfrage der Autohersteller ließ den Umsatz im ersten Geschäftsquartal bis Ende August um fast zehn Prozent auf knapp 1,8 Milliarden Euro steigen, wie das im MDax gelistete Unternehmen am Donnerstag in Lippstadt mitteilte. Der um Sonderposten bereinigte operative Gewinn legte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um zwölf Prozent auf 140 Millionen Euro zu. Unter dem Strich ging der Überschuss um rund 16 Prozent auf 95 Millionen Euro nach oben. Analysten hatten bei allen Zahlen mit einem geringeren Anstieg gerechnet.

„Auch wenn die Marktunsicherheiten zunehmen, sehen wir uns auf einem guten Weg, unsere Jahresziele zu erreichen“, sagte Hella-Chef Rolf Breidenbach. Für das gesamte Geschäftsjahr 2018/19 erwartet er weiterhin ein Umsatzplus von 5 bis 10 Prozent, wenn man Schwankungen der Währungskurse sowie den Kauf oder Verkauf von Geschäftsteilen herausrechnet. Auch der bereinigte operative Gewinn soll in dieser Größenordnung zulegen.

Es gibt also auch noch gute Nachrichten aus der Branche. Die Anleger belohnen das heute mit einem Plus von 1,5 Prozent.

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Kurz & knapp:

RWE: Das Analysehaus Kepler Cheuvreux hat den Essener Konzern von „Hold“ auf „Reduce“ abgestuft und das Kursziel auf 20 Euro belassen. Der Versorger gebe mit Innogy sein wertvollstes Gut aus der Hand, schrieb Analyst Ingo Becker in einer am Donnerstag vorliegenden Studie. Der Experte spielt damit auf die Transaktion mit Wettbewerber Eon rund um die ehemalige RWE-Tochter an.

EON: Das Analysehaus RBC hat den Versorger von „Outperform“ auf „Sector Perform“ abgestuft und das Kursziel von 10,25 auf 9,50 Euro gesenkt. Unter den Versorger-Papieren habe sich die Eon-Aktie im vergangenen Monat mit am schlechtesten entwickelt und diese Schwäche dürfte sich fortsetzen, schrieb Analyst John Musk in einer am Donnerstag vorliegenden Studie. Die Bewertung erscheine nun ausgereizt und Kurstreiber gebe es kaum noch.

Westwing: Der Online-Möbelhändler Westwing will bei seinem bevorstehenden Börsengang etwa 132 Millionen Euro einnehmen und damit gut 10 Millionen Euro mehr als zuvor angekündigt. Das erklärte das Unternehmen am Donnerstag in München. Demnach soll die Preisspanne für die Aktien bei 23 bis 29 Euro pro Papier liegen.

4,4 Millionen Papiere sollen ausgegeben werden, außerdem 0,66 Millionen Aktien zur Deckung eventueller Mehrzuteilungen. Inklusive dieser Mehrzuteilung, der so genannten Greenshoe-Option, würden 25 Prozent des Unternehmens an der Börse landen.

Die Angebotsfrist für Westwing-Aktien soll vom 28. September bis zum 10. Oktober laufen. Zum ersten Mal sollen die Papiere am 11. Oktober gehandelt werden, und zwar an der Frankfurter Börse. Westwing, an dem der Technologie-Investor Rocket Internet beteiligt ist, will das Kapital aus dem Börsengang vor allem in das eigene Wachstum investieren.

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Von Markus Weingran

Foto: 360b / Shutterstock.com

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