Eon/RWE: Aufspaltungspläne für Innogy – Ökostromanbieter LichtBlick fordert EU-Kommission zur Absage auf

onvista · Uhr

Eon und RWE erhalten Gegenwind für ihre Zukunftspläne: Der Ökostromanbieter LichtBlick hat die EU-Kommission in einer Stellungnahme dazu aufgefordert, die von Eon geplante Übernahme von Kunden und Netzen der RWE-Tochter Innogy zu untersagen. Laut einer Analyse der Beratungsgesellschaft LBD im Auftrag von LichtBlick würde Eon nach dem Megadeal zwei Drittel des deutschen Strom-Marktes dominieren.

„Die Pläne der beiden Energieriesen zielen auf ein Ende des wettbewerblichen Strommarktes in Deutschland. Leidtragende sind die Stromkunden, die mit höheren Energiepreisen rechnen müssen. Die Kartellbehörden müssen das Vorhaben stoppen“, sagt Gero Lücking, Geschäftsführer Energiewirtschaft bei LichtBlick.

Nach der Übernahme der Infrastruktur von Innogy würde Eon in großen Teilen Deutschlands zum größten Stromanbieter mit lokalen Marktanteilen von über 70 Prozent aufsteigen, wie aus der Analyse hervorgeht. Der Energie-Konzern würde zukünftig inklusive aller strategischen Beteiligungen über mehr als 160 Strom-Marken und 840 Strom-Tarife verfügen.

Übernahme könnte Wettbewerb in den lokalen Strommärkten auflösen

Da die Endkundenmärkte in Deutschland in lokale Märkte aufgeteilt sind, wird Eon durch die Fusion in die Lage versetzt, die Preise ohne viel Gegenwehr zu bestimmen. Verbraucher können nur Tarife wählen, die in ihrem Postleitzahlen- bzw. Netz- und Grundversorgungsgebiet angeboten werden. So unterscheiden sich mitunter die Preise des gleichen Stromtarifes schon in benachbarten Postleitzahlen-Gebieten erheblich.

Laut Analyse treffen rund 60 Prozent der Verbraucher ihre Stromanbieterwahl über Online-Vergleichsportale wie Verivox und Check24. Nach Eingabe ihrer Postleitzahl erhalten sie lokale Tarifangebote. Dabei entscheiden sich die Wechsler fast immer für einen der auf denvorderen Plätzen gelisteten Tarife. LichtBlick sieht hier die Gefahr der Monopolstellung durch Eon bei einer Fusion mit Innogy: „Aufgrund der Marken- und Tarifvielfalt sowie prall gefüllter Kassen kann die neue Eon die Klaviatur der Online-Portale in den lokalen Märkten perfekt spielen. Der Kunde wechselt zu einer anderen Marke, ohne zu merken, dass er in der Eon-Welt bleibt“, so Lücking.

Eon kann Vormachtstellung im Big-Data-Bereich des Energiesektors einnehmen

Durch den Deal würde Eon über 20 Millionen Stromzähler kontrollieren und so die Voraussetzung für eine Monopolstellung in der Messdienstleistung schaffen. Diese Zähler müssen ab 2019 durch Smart Meter ausgetauscht werden. Der Konzern kann aufgrund der Masse der betriebenen Smart Meter die damit verbundenen Messdienstleistungen etwa 50 Prozent günstiger anbieten als der nächste Wettbewerber, wie aus der LBD-Analyse hervorgeht.

Aus Sicht von Gero Lücking wird Eon dadurch zum führenden Datenkonzern der Energiewirtschaft aufsteigen: „Die Kundendaten sind das künftige Gold der Energiebranche. Hier werden völlig neue Geschäftsfelder entstehen. Für diesen Zukunftsmarkt schafft sich Eon mit dem Deal eine beispielloseAusgangsposition. Eon wird den Wettbewerb schon in den Startlöchern abhängen.“

EU-Kommission muss noch zustimmen

Eon hatte den Antrag an die Europäische Kommission am Donnerstag veröffentlicht. Die Wettbewerbshüter in Brüssel müssen die geplante Zerschlagung der RWE-Tochter Innogy noch genehmigen. RWE und Eon wollen Innogy unter sich aufteilen. Eon will das Netz- und Vertriebsgeschäft von Innogy übernehmen, RWE die Ökostromsparten von Innogy und von Eon. Außerdem soll RWE mit 16,7 Prozent an Eon beteiligt werden.

Eon-Aktienkurs im Monatsverlauf (Xetra)

Der Konzern baut mit der Übernahme von Innogy die renditestarken Geschäftsfelder Grundversorgung und Netzbetrieb aus. Seit Beginn des Jahres befindet sich die Aktie des Konzerns im Aufwind und konnte über 12 Prozent Zuwachs erzielen. Das Wertpapier steht bei einem derzeitigen Preis von 9,63 Euro.

(ama/dpa-AFX/Pressemitteilung LichtBlick)

DAS WICHTIGSTE DER BÖRSENWOCHE – IMMER FREITAGS PER E-MAIL

Zum Wochenende die Top Nachrichten und Analysen der Börsenwoche!

Hier anmelden >>

Titelfoto: 360b / Shutterstock.com

Neueste exklusive Artikel