Evotec und Sanofi legen los ++ ThyssenKrupp bittet zum Gespräch ++ Wackelt die Kanzlerin

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Obwohl die CSU ständig betont an der Koalition festhalten zu wollen, war am Wochenende das Seehofer-Zitat „Ich kann mit dieser Frau nicht mehr arbeiten“ in der „Welt am Sonntag“ zu lesen. Hintergrund der Streitigkeiten zwischen den beiden Schwester-Parteien sind unterschiedliche Auffassungen in der Asylpolitik.

Heute ist von Seehofer kein Dementi der Aussage zu hören, aber mehreren Berichten zur Folge soll der Innenminister noch zwei Woche abwarten, bis das Thema endgültig angegangen wird. Unterdessen hat die Kanzlerin Sonntag-Abend mit der engsten Führungsspitze ihrer Partei über das weitere Vorgehen im Asylstreit mit der CSU beraten. Das Treffen in der Parteizentrale in Berlin endete am frühen Montagmorgen nach rund sieben Stunden. Ergebnisse wurden zunächst nicht bekannt. Aber die Länge der Sitzung zeigt, wie ernst die Lage ist.

Jetzt scheint Angela Merkel in die Offensive zu gehen. Sie wird sich noch heute den Fragen der Medien stellen. Gegen 14 Uhr ist eine Pressekonferenz der Kanzlerin in der Berliner CDU-Zentrale geplant, teilte die Partei mit. Am Vormittag sollten zunächst die Führungsgremien beider Schwesterparteien in Berlin und München über den unionsinternen Konflikt beraten, der zum Sprengsatz für die große Koalition werden könnte.

In bayerischen Landeshauptstadt kommt vormittags der CSU-Vorstand zusammen. Es wird erwartet, dass er Parteichef und Bundesinnenminister Horst Seehofer grünes Licht für sein Vorhaben gibt, künftig Asylbewerber an der Grenze abzuweisen, die bereits in einem anderen EU-Land registriert wurden.

Die Parteivorsitzende und Kanzlerin Angela Merkel lehnt einen nationalen Alleingang in der Flüchtlingspolitik ab. Sie setzt darauf, eine Lösung unter dem Dach der Europäischen Union zu erreichen, und strebt bilaterale Abkommen mit Staaten wie Italien, Österreich oder Griechenland zur Zurückweisung von Flüchtlingen an.

Sollte es Kanzlerin Merkel heute nicht gelingen etwas Druck aus der Diskussion zu nehmen, dann dürfte das Thema noch zwei Wochen durch die Medien gehen und auch den DAX weiter belasten, da ein Scheitern der Großen Koalition aktuell wieder nicht auszuschließen ist. Schon die hitzigen Wortgefechte am Wochenende haben dem deutschen Leitindex den Start in die neue Woche gekostet. Er gibt zum Handelsstart fast ein halbes Prozent ab und startet unter der Marke von 13.000 Punkten in den Handelstag.

Nach Spanien und Italien steht jetzt die deutsche Regierung auf dem Prüfstand. In diesem Fall gilt eher nicht „alle guten Dinge sind drei.“ Solange Spekulationen über einen Bruch zwischen den beiden Schwesterparteien nicht ausgeräumt sind, dürfte unter den Anlegern eine sehr große Verunsicherung herrschen.

ThyssenKrupp spricht mit Hedgefonds Elliot

Thyssenkrupp-Aufsichtsratschef Ulrich Lehner will einem Pressebericht zufolge mit Vertretern des Hedgefonds Elliott das Gespräch suchen. Der als aktivistisch geltende Hedgefonds Elliott, hinter dem der US-Investor Paul Singer steckt, kritisiert das geplante Stahl-Gemeinschaftsunternehmen von Thyssenkrupp und dem indischen Tata-Konzern. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ heute schreibt, will Lehner Vertreter Elliotts in der letzten Juni-Woche zu einem Gespräch in der Unternehmenszentrale in Essen empfangen.

Thyssenkrupp hält an seinem Zeitplan fest und will das Gemeinschaftsunternehmen mit Tata noch in diesem Monat verbindlich vereinbaren. Die Essener und Elliott lehnten auf Anfrage der Zeitung eine Stellungnahme zu dem Treffen ab. Elliott kritisiert die finanziellen Bedingungen des Vorhabens, der ebenfalls aktivistische Fonds Cevian hat ebenfalls Front gegen die Konditionen gemacht.

Die „FAZ“ hatte bereits vor wenigen Tagen über einen Brief Elliotts an Vorstandschef Heinrich Hiesinger berichtet. Elliotts Kritik beziehe sich vor allem auf die auseinanderlaufende Gewinnentwicklung der beiden designierten Partner, hieß es. Denn während Thyssenkrupps Hüttenwerke ihre Gewinne kräftig steigerten, habe sich Tata Steel Europe zuletzt schwach entwickelt. Grundsätzlich halte Elliott es aber für sinnvoll, dass Thyssenkrupp bei der Konsolidierung der europäischen Stahlbranche mitmischt.

Auch der schwedische Großaktionär Cevian zeige sich unglücklich über die Gewinnperspektiven der beiden Partner, berichtete das Blatt vor kurzem. Der Cevian-Vertreter im Thyssenkrupp-Aufsichtsrat habe im April an Mitaufsichtsräte einen kritischen Brief dazu geschrieben.

Elliott hatte im Mai den Einstieg bei dem deutschen Dax-Konzern aus Essen bestätigt. Wie hoch der Anteil ist, ist nicht öffentlich bekannt. Ab 3 Prozent muss ein Aktionär seine Beteiligung offenlegen. Singer gilt als Investor, der sich aktiv in die Entscheidungen der Unternehmen einmischt. Immer wieder sind dabei solche Konzerne Ziel seiner Investments, die gerade in Übernahmen oder Fusionsvorhaben stecken.

Evotec und Sanofi starten neues Unternehmen

Die Biotechnologie-Gesellschaft Evotec und der französische Pharmakonzern Sanofi bringen ihr geplantes Gemeinschaftsunternehmen an den Start. Beide Konzerne hätten nun eine verbindliche Vereinbarung unterzeichnet, teilte Evotec am heute mit. In dem Joint Venture soll nach Medikamenten gegen Infektionskrankheiten geforscht werden. Das Vorhaben war bereits seit mehreren Monaten bekannt, die Gespräche liefen seit Anfang März. Der Abschluss der Transaktion ist für die kommenden Wochen geplant, muss aber noch von den Aufsichtsbehörden in Frankreich genehmigt werden.

Evotecs langjähriger Partner Sanofi bringt in das Gemeinschaftsunternehmen seinen eigenen Antiinfektiva-Bereich inklusive eines 100-köpfigen Expertenteams ein. Zudem erhalten die Norddeutschen – wie ebenfalls bekannt – eine Vorabzahlung in Höhe von 60 Millionen Euro sowie eine nicht genauer bezifferte „signifikante langfristige finanzielle Unterstützung“ durch die Franzosen. Sanofi wiederum erhält bestimmte Optionsrechte an der Entwicklung, Herstellung und Vermarktung der Produkte. In Zukunft soll das Gemeinschaftsunternehmen auch weiteren Partnern für Kooperationen offen stehen, um die Forschungsarbeit weiter zu beschleunigen.

Kurz und knapp:

Lufthansa: Die deutsche Airline denkt über eine Übernahme des norwegischen Billigfliegers Norwegian nach. „Es steht eine weitere Konsolidierungswelle an. Das heißt, dass wir auch mit Norwegian in Kontakt stehen“, sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr der „Süddeutschen Zeitung“. Ob dann eine Übernahme stattfinde, sei „eine Frage des strategischen Mehrwertes, des Preises und der wettbewerbsrechtlichen Möglichkeiten“. Die norwegische Gesellschaft gilt als Vorreiter für Billigflüge auf der Langstrecke.

Zuletzt hatte Norwegian zwei Übernahmeangebote der British-Airways-Mutter International Airlines Group (IAG) abgelehnt. Der Konzern, zu dem bereits die Fluglinien Iberia, Vueling, Aer Lingus und Level gehören, hat bereits eine Beteiligung von mehr als vier Prozent an der norwegischen Airline aufgebaut. Allerdings konnten sich die beiden Seiten nicht über einen Preis für eine Übernahme einigen.

Nordex: Der Windturbinenhersteller Nordex sichert sich weitere Aufträge. Die Hamburger sollen 31 Turbinen mit einer Leistung von insgesamt 95 Megawatt nach Spanien liefern, wie das Unternehmen am Montag in Hamburg mitteilte. Die Turbinen sollen im Auftrag eines internationalen Energieversorgers ab März 2019 in drei Windparks in Spanien aufgestellt werden. Im Auftragsumfang sei zudem der Service der Parks über eine Laufzeit von bis zu drei Jahren enthalten.

HannoverRück: Der weltweit drittgrößte Rückversicherer erwägt künftig eine höhere Beteiligung der Aktionäre an den Gewinnen. „Unsere Profitabilität hat sich in den vergangenen Jahren so positiv entwickelt, dass es durchaus sinnvoll sein könnte, die reguläre Dividendenausschüttung nach oben anzupassen“, sagte Hannover Rück-Finanzvorstand Roland Vogel im Interview mit der Börsen-Zeitung.

Demnach sei eine Ausweitung der aktuellen Ausschüttungsspanne von 35 bis 40 Prozent des IFRS-Konzernergebnisses vorstellbar, nachdem die obere Grenze seit 2011 immer erreicht oder übertroffen worden sei. Für 2018 stehen zunächst erneut inklusive Sonderdividende 5 Euro je Aktie in Aussicht.

Von Markus Weingran

Foto: Matyas Rehak / Shutterstock.com

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