EZB-Zuversicht katapultiert Eurokurs auf 2-Wochen-Hoch

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Zentralbank-Präsident Mario Draghi hat sich zur Lage im Euroraum geäußert - und mit seinen Worten die Märkte durchgerüttelt.

Die Europäische Zentralbank (EZB) scheint sich langsam, aber sicher auf eine weniger lockere Geldpolitik hin zu bewegen. So deuteten Fachleute jüngste Äußerungen von EZB-Präsident Mario Draghi, die dieser am Dienstag zur Eröffnung der alljährlichen Notenbankkonferenz im portugiesischen Sintra tätigte. Draghi verbreitete dabei ein gutes Stück Optimismus, mahnte aber auch Vorsicht an. Jede Anpassung der geldpolitischen Ausrichtung müsse graduell erfolgen, betonte der Notenbankchef.

Zuversichtlich äußerte sich Draghi vor allem zur konjunkturellen Lage. Diese falle kräftiger aus und stehe zunehmend auf einem breiten Fundament. Auch die Preisentwicklung bewertete der Italiener optimistischer. Deflationäre Kräfte, die die Teuerung belasten, seien durch reflationäre Kräfte, also preissteigernde Faktoren, ersetzt worden, sagte er. Darüber hinaus werde die Teuerung überwiegend durch lediglich temporäre Faktoren gedämpft, weshalb die Inflation früher oder später anziehen sollte. Beispielhaft nannte Draghi die niedrigen Rohöl- und Rohstoffpreise.

EURO UND MARKTZINSEN STEIGEN

Der Euro reagierte auf die Äußerungen Draghis mit deutlichen Kursgewinnen. Gegenüber dem amerikanischen Dollar legte er um gut ein Cent auf 1,128 Dollar zu. An den Kapitalmärkten Europas stiegen die Zinsen für Staatsanleihen. Aus dem Handel wurde die Reaktion mit den Aussagen Draghis zur Inflation begründet, die für eine weniger lockere Geldpolitik sprächen. Draghi habe einen ersten Schritt in Richtung einer weniger lockeren Geldpolitik getan, kommentierte Marco Valli, Chefvolkswirt für Europa bei der Großbank Unicredit.

Bankökonomen rechnen zurzeit damit, dass die EZB im Spätsommer, vermutlich im September, die Weichen für eine weniger lockere Geldpolitik stellen wird. Es wird erwartet, dass sie dann den "Einstieg in den Ausstieg" aus ihren billionenschweren Wertpapierkäufen ankündigen wird. Vermutlich wird sie diese im Laufe des kommenden Jahres schrittweise auslaufen lassen. Mit einer ersten Anhebung des Leitzinses, der seit längerem an der Nulllinie klebt, dürfte sich die Notenbank aber noch viel Zeit lassen.

DRAGHI MAHNT ZUR VORSICHT

Bei aller Zuversicht mahnte der Notenbankchef aber auch Vorsicht an. Zum einen gebe es in der Wirtschaft viel Leerlauf, vor allem aufgrund der immer noch hohen Arbeitslosigkeit. Zum anderen sei der Inflationsanstieg noch nicht nachhaltig und selbsttragend. "Wir brauchen Ausdauer in unserer Geldpolitik", erklärte Draghi. Zwar könne die EZB ihre Geldpolitik im Gleichschritt mit der wirtschaftlichen Erholung "anpassen" - von einer geldpolitischen Straffung wollte der Notenbankchef aber nicht sprechen. Für große Vorsicht sprächen zudem zahlreiche globale Unwägbarkeiten.

onvista/dpa-AFX/Reuters
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