Fresenius: Mutter und Tochter legen Dienstag Zahlen vor – Geht es ohne Gewinnwarnung über die Bühne?

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Seit Jahresanfang hat sich die Tochter deutlich besser geschlagen als die Mutter. Die Aktie von Fresenius Medical Care hat seit Januar um etwas mehr als 20 Prozent zugelegt. Das Wertpapier vom Mutterkonzern Fresenius kommt hingegen nur auf ein Plus von rund 8 Prozent.  Die beiden Gesundheitskonzerne sind gut in das neue Geschäftsjahr gestartet. Die Bilanzen für das erste Quartal enthielten keine böse Überraschung und die Ziele für das laufende Jahr wurde bestätigt. Bleibt das auch so nach dem Halbjahreszahlen?

Auf ein schwieriges Geschäftsjahr folgt ein Übergangsjahr?

Für Stephan Sturm gilt es in diesem Jahr die Ärmel hochzukrempeln: Der Fresenius-Chef hatte im vergangenen Geschäftsjahr an diversen Fronten mit Problemen zu kämpfen – anfangen bei einer geplatzten Milliarden-Übernahme des Generikaherstellers Akorn über Schwierigkeiten bei der Krankenhaussparte Helios bis hin zu schleppenden FMC-Geschäften. Dass der Konzern bei allen daraus folgenden Gewinnwarnungen am Ende trotzdem mit einem neuen Rekord aus dem Jahr ging, konnte die erfolgsverwöhnten Anleger nur bedingt zufrieden stellen. Für viele stand der starke Kursverfall der Aktie im Vordergrund.

Investitionen stehen im Vordergrund

Rund zweieinhalb Milliarden Euro sollen in diesem Jahr nun fließen, um den Konzern wieder in die Spur zu bringen. Mit dem Geld soll zum Beispiel die Personaldecke im Klinikgeschäft gestärkt werden. Von den 1000 neuen Pflegekräften, die in diesem Jahr hinzukommen sollen, haben 600 bereits im ersten Quartal beim Konzern angeheuert. Auch kleinere bis mittlere Zukäufe im Klinikbereich sind nicht ausgeschlossen. Größere Übernahmen erwartet Sturm allerdings wegen mangelnder Optionen derzeit nicht.

Zudem durchläuft FMC derzeit ein Effizienzprogramm und konzentriert sich verstärkt auf das Geschäft mit der Heimdialyse. Zu dem Zweck hatte sich die Fresenius-Tochter zuletzt den US-amerikanischen Konzern NxStage für zwei Milliarden Dollar einverleibt. Die Integrationskosten sollen sich in den nächsten drei Jahren auf 50 bis 75 Millionen Euro belaufen. Für FMC ist der Schritt auch deswegen wichtig, weil der Preisdruck in den USA durch staatliche Regulierung immer weiter zunimmt. Derzeit verdichten sich etwa die Hinweise auf einen Reformplan aus Washington, der eine günstigere Versorgung nierenkranker Patienten durch die verstärkte Nutzung von Heimdialyse-Geräten vorsieht. FMC selbst sieht in diesem Vorstoß eine „Bestätigung der eigenen Strategie“.

Im ersten Quartal konnte sich die Fresenius-Tochter jedenfalls über ein erstarktes Geschäft in Nordamerika freuen. Die Flüssigmedizin-Sparte Kabi erwies sich ebenfalls als verlässlicher Gewinnbringer. Bei der Krankenhaustochter Helios gingen Umsatz und Ergebnis allerdings zurück. Trotz der erwarteten Ergebnisbelastung durch den NxStage-Kauf will Fresenius seinen Jahresumsatz währungsbereinigt um drei bis sechs Prozent steigern. Das um Sondereinflüsse und Währungseffekte bereinigte Ergebnis soll unverändert bleiben.

Die Erwartungen sind nicht sehr hoch

Trotz des überraschend soliden Jahresstarts rechnen Experten sowohl bei Fresenius als auch bei FMC nicht mit großen Sprüngen im zweiten Quartal. Dagegen sprächen unter anderem eine sich abzeichnende Schwäche bei Kabi sowie Belastungen durch verstärkte Investitionen in Asien und hohe Integrationskosten bei NxStage. „Wir gehen noch nicht davon aus, dass das zweite Quartal eines der Besseren in diesem Jahr gewesen sein dürfte“, schrieb etwa Berenberg-Analyst Tom Jones in einer jüngsten Fresenius-Studie. „Gleichzeitig dürfte es aber auch nicht repräsentativ für das zugrunde liegende Geschäft sein und von Anlegern entsprechend zu hoch gewertet werden.“ Er rechne etwa damit, dass es für Kabi im zweiten Halbjahr wieder bergauf geht.

Bei Helios sehen einige Experten – etwa von der Deutschen Bank aber auch von Mainfirst – im zweiten Quartal eine Stabilisierung. Mainfirst-Analyst Daniel Grigat bleibt denn auch mit Blick auf die Aktien optimistisch. Helios wachse und die Sorgen der Anleger mit Blick auf Kabi seien übertrieben, da die Generika-Pipeline gut sei und das Geschäft mit medizinischer Nahrung gut laufe. Wie sein Kollege von Berenberg und der Deutschen Bank glaubt er weiterhin, dass sich Fresenius im Branchenvergleich kurzfristig besser als der Durchschnitt entwickeln dürfte. Insgesamt empfiehlt die Hälfte der im dpa-AFX-Analyser in diesem Jahr erfassten Analysten die Aktie derzeit zum Kauf. Die andere Hälfte tendiert dagegen zum Halten. Das durchschnittlich angepeilte Kursziel liegt rund 26 Prozent über dem aktuellen Wert.

Bei FMC rechnen die Experten ebenfalls mit einem Kursanstieg von etwas mehr als einem Fünftel über die nächsten 12 Monate. Hier rät sogar die Mehrheit zum Kauf der Papiere. „Die Aktie ist insgesamt aussichtsreich und interessanter als die der Mutter Fresenius„, schrieb etwa Barclays-Analyst Hassan Al-Wakeel in seiner jüngsten Studie. Wie er weisen aber diverse Analysten trotzdem darauf hin, dass die kommenden Quartalszahlen nicht so stark ausfallen dürften, wie zum Jahresstart.

Aktien 2018 deutlich unter Druck

Das Akorn-Debakel und die gekappten Prognosen hatten die Fresenius-Aktie im vergangenen Jahr mit einem Kursverlust von fast 35 Prozent und einem Vierjahrestief bei 38,28 Euro unter die Räder gebracht. Noch im Juni 2017 hatte das Papier ein Hoch bei rund 80 Euro erreicht. Eine ernsthafte Kurserholung ist bislang noch nicht eingetreten – seit Jahresbeginn gab es bislang nur einen Kurszuwachs von gut sechs Prozent, wobei die meisten Gewinne im ersten Quartal anfielen.

Deutlich weniger bergab im vergangenen und stärker bergauf in diesem Jahr ging es bislang bei der FMC-Aktie. Seit Jahresbeginn hat diese sich bereits um mehr als ein Drittel verteuert. Im Vergleich zur europäischen Konkurrenz ist das durchaus beachtlich: Der Branchenindex Stoxx 600 Healthcare legte im gleichen Zeitraum nur um elfeinhalb Prozent zu. Von ihrem Rekordhoch von fast 94 Euro Anfang 2018 ist das Papier mit aktuell nicht einmal 70 Euro aber noch weit entfernt.

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onvista/dpa-AFX

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Foto: Casimiro PT / Shutterstock.com

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