Gartner Technologie „Hype Cycle“: Blockchain steckt im „Tal der Ernüchterung“ – Ab diesem Zeitraum könnte der Durchbruch kommen

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Seit etwa 3 Wochen bewegt sich die Kryptowährung Bitcoin wieder unter der Marke von 10.000 Dollar, die im Sommer mit einem zwischenzeitlichen Peak von 13.700 Dollar wieder zurückerobert werden konnte, nachdem sich das Jahr 2018 und das erste Quartal diesen Jahres als einer der schlimmsten Bärenmärkte in der bisherigen Historie des Krypto-Sektors herausgestellt hatte. Die Gewinne, die Bitcoin seit Anfang April erobern konnte, sind zwar dennoch beeindruckend, aber trotzdem ist der Krypto-Markt an sich immer noch ruhig, blickt man auf die restlichen Coins, die immer noch brach liegen, seitdem es Ende 2017 zu einem unvergleichlichen Hype gekommen war, der sämtliche Krypto-Assets in die Höhe katapultiert hatte.

Nur Bitcoin macht auf sich aufmerksam – Altcoins liegen weiter brach

Es wirkt immer noch nicht so, als wäre der letzte „Krypto-Winter“ wirklich ausgesessen, da im Grunde nur Bitcoin allein bisher eine starke Rallye hingelegt hat. Der Großteil der „Altcoins“, also der alternativen Kryptowährungen und Token ist immer noch meilenweit entfernt von den letzten Hochs. Angesichts der Verluste von 80 bis 90 Prozent, die viele Projekte verzeichnen müssen, sowie teils komplett eingestellter Kommunikation nach außen, kann man einen großen Teil der Projekte getrost als gescheitert betrachten. Dennoch gibt es immer noch dutzende Blockchain-Firmen, die weiter an der Umsetzung ihrer Produkte und Dienstleistungen arbeiten, da sie nachhaltiger mit ihren eingesammelten Geldern umgegangen sind, teilweise bereits Erfolge erzielt haben und damit auch weitere Investoren überzeugen konnten.

Dies findet momentan allerdings größtenteils unter dem Radar der Aufmerksamkeit des „Mainstreams“ statt, da die Euphorie aus der Endphase 2017 im darauffolgenden Bärenmarkt komplett verschwunden ist. Nur die ganz großen Projekte, wie beispielsweise Facebooks Libra, erregen Aufmerksamkeit und sind gleichzeitig ein Signal dafür, dass auch die etablierten Player daran arbeiten, die Blockchain-Technologie für ihre bereits bestehenden Konzepte zu adaptieren. All das jedoch bisher ohne wirklich steigende Kurse im Altcoin-Markt, obwohl es mittlerweile diverse Partnerschaften zwischen Blockchain-Unternehmen und großen Playern wie IBM, Microsoft, VW, Siemens und so weiter, gibt.

Der „Hype Cycle“ Ansatz der Marktforscher von Gartner

Ein Erklär-Ansatz für diese „Ruhe“ im Krypto-Markt, trotz der wachsenden Adaption und Vernetzung mit bestehenden Wirtschaftszweigen, liefert eine neue Analyse von Gartner Inc., einem der führenden Forschungs- und Beratungsunternehmen, das für mehr als 15.000 Unternehmen in mehr als 100 Ländern in jeder Branche und Unternehmensgröße tätig ist und regelmäßig Marktprognosen für Technologien ausgibt.

Laut dem für 2019 aufgestellten „Hype Cycle“ für die Blockchain-Technologie befindet diese sich gerade in dem „Tal der Ernüchterung“, der dritten Phase in dem Zyklus, den jede neue Technologie durchläuft und den sie bestehen muss, um sich nachhaltig zu etablieren. Der vollständige Zyklus besteht dabei immer aus den folgenden 5 Phasen:

Der innovative Auslöser
Der Peak der übertriebenen Erwartungen
Das Tal der Ernüchterung
Der Pfad der Erleuchtung
Das Plateau der Produktivität

Ausgehend von diesem Modell würde der extreme Bullrun Ende 2017 in die zweite Phase fallen und der anschließende lange Bärenmarkt bis heute die dritte Phase darstellen. Laut der Gartner-Analyse sollte der Markt ab dem Jahr 2021 aus dieser Talsohle herausklettern, da der technologische Fortschritt und die pragmatischen Anwendungsfälle, die einzig durch die Blockchain unterstützt werden, immer weiter zunehmen werden. „Blockchain-Technologien haben dem Hype noch nicht entsprochen und die meisten Enterprise-Blockchain-Projekte stecken im Experimentiermodus“, sagte Avivah Litan, Analyst und Research Vice President bei Gartner. „Blockchain ermöglicht noch keine digitale Geschäftsrevolution in allen Geschäftsumgebungen und wird möglicherweise erst frühestens 2028 vollständig eingesetzt, wenn wir erwarten, dass Blockchain technisch und betrieblich vollständig skalierbar sein wird.“

Ab wann könnte es wieder bergauf gehen?

Litan gibt sich in der Analyse für die weitere Zukunft der Technologie zuversichtlich, auch wenn noch einige Kernprobleme, wie Bedenken bei der Interoperabilität zwischen verschiedenen Blockchain-Projekten, oder den richtigen Validierungsfunktionen innerhalb der Blockchain, gelöst werden müssten. „Wir erleben viele Entwicklungen in der Blockchain-Technologie, die das aktuelle Muster ändern werden. Bis 2023 werden Blockchain-Plattformen skalierbar und interoperabel sein und eine intelligente Vertragsportabilität und kettenübergreifende Funktionalität unterstützen. Sie werden auch vertrauenswürdige private Transaktionen mit der erforderlichen Vertraulichkeit der Daten unterstützen. Alles in allem werden wir mit diesen technologischen Fortschritten der Blockchain und dem dezentralen Web, auch als Web 3.0 bekannt, viel näher kommen “, sagte Litan. „Im Laufe der Zeit werden sich autorisierte Blockchains in öffentliche Blockchains integrieren und gemeinsame Dienste nutzen, während die Anforderungen an Mitgliedschaft, Governance und Betriebsmodell von autorisierten Blockchains unterstützt werden“, fügte sie hinzu.

Die zeitliche Einschätzung der Marktprognose von Gartner ist insofern interessant, da sie vom Zeithorizont her sehr gut in das „Stock to Flow“ Preis-Modell des Bitcoin passt, das wir in diesem Artikel näher erläutern:

Stock to Flow Ratio – Was ist das für ein Indikator und was bedeutet er für Assets wie Gold oder Bitcoin?

Anhand des Stock-to-Flow-Modells wird davon ausgegangen, dass Bitcoin nach dem nächsten Halving im Sommer 2020 innerhalb etwas mehr als eines Jahres, also im zweiten Halbjahr 2021, ein neues Allzeithoch erreichen wird. Da Bitcoin die älteste und etablierteste Blockchain ist und viele weitere Projekte auf ihr aufgebaut sind, dürfte dies auch Auswirkungen auf die Altcoin-Projekte haben, die bisher maßgeblich durch die Preisbewegung des Bitcoin beeinflusst wurden. Einzig ein starker Durchbruch könnte bei einzelnen Projekten für eine nachhaltige Preisentkoppelung von Bitcoin sorgen, beispielsweise indem ein Konzept mit einem realen Usecase zur Marktreife gebracht wird und dann auch tatsächlich in der wirklichen Welt Anwendung findet. Das ist etwas, das die meisten Krypto-Projekte bisher gar nicht oder nur in sehr überschaubarem Maße leisten konnten.

Von Alexander Mayer

Titelfoto: Production Perig/ Shutterstock.com

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