Gold: Kurs verliert zeitweise 10 Prozent – Bitcoin ebenfalls unter Druck – Konjunkturhoffnungen lassen Anleger Kapital abziehen

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der Dax ist am Mittwoch schwächer gestartet. Händler verwiesen als Belastung auf die weiter fehlende Einigung in der US-Politik auf ein weiteres Konjunkturprogramm in der Corona-Krise. So sank der deutsche Leitindex im frühen Handel um 0,2 Prozent auf 12.921 Punkte.

„Das Kursniveau um die 13.000 Punkte scheint eine echte Hürde zu sein“, sagte Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank. Die runde Marke hatte der Dax am Vortag nach fast drei Wochen zeitweise wieder übersprungen.

Dennoch war in den letzten Tagen einiges an Euphorie in die Märkte zurückgekehrt. Vor allem neue positive Konjunkturdaten hatten den Mut der Anleger gestärkt, so war vor allem der ZEW-Index unerwartet stark angestiegen.

Gold mit starken Abverkäufen

Gemerkt hat man die neue Zuversicht bei alternativen Anlageklassen, die als Wertspeicher dienen sollen. Der Goldpreis musste ordentlich Federn lassen, da die Anleger einiges an Kapital wieder aus dem sicheren Hafen herausgezogen hatten. Am Mittwoch fiel der Preis für eine Feinunze (rund 31,1 Gramm) des Edelmetalls an der Börse in London unter die Marke von 1900 US-Dollar und erreichte am Morgen ein Tief bei 1863 Dollar. Im Vormittagshandel konnte sich der Goldpreis aber ein Stück weit erholen auf zuletzt 1927 Dollar.

Marktbeobachter erklärten den Preisrückgang unter anderem mit einem gestiegenen Risikoappetit der Investoren, der auf dem als sicherer Hafen geltenden Gold lastet. So nährten Spekulationen über ein neues Hilfspaket für die von der Corona-Krise gebeutelte US-Wirtschaft den Konjunkturoptimismus.

Und auch die erste Zulassung eines Corona-Impfstoffs in Russland verbreitete laut einem Händler Zuversicht, wenngleich viele Gesundheitsexperten den Schritt als zu früh und riskant kritisierten.

Gleichzeit legten jüngst auch die Renditen für US-Staatsanleihen zu. In der zehnjährigen Laufzeit stieg die Rendite von etwa 0,50 Prozent in der Vorwoche auf zuletzt 0,67 Prozent. Steigende Renditen für die als sicher geltenden US-Anleihen aber machen zinslose Anlagen in Gold unattraktiver.

Seit dem Rekordhoch bei 2075 Dollar in der Nacht zum vergangenen Freitag ist der Goldpreis nun in der Spitze um etwa zehn Prozent gefallen. Experten hatten zuvor von einem „überkauften Markt“ gesprochen und vor einer Korrektur gewarnt. Ein solcher Rücksetzer nach steilen Anstiegen ist denn auch nicht ungewöhnlich, da manch ein Anleger lieber erst einmal Kasse macht, also aufgelaufene Kursgewinne sichert.

Auch in Euro gerechnet fiel der Goldpreis zuletzt deutlich zurück auf 1636 Euro je Feinunze. Damit liegt auch der Europreis deutlich unter dem Rekordhoch von 1749 Euro, das ebenfalls in der vergangenen Woche erreicht worden war.

Auf lange Sicht bleiben Rohstoffanalysten aber weiter positiv für die weitere Entwicklung des Goldpreises gestimmt. Vor allem die drastischen Maßnahmen großer Industriestaaten und führender Notenbanken im Kampf gegen die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise dürften die Nachfrage nach Gold weiter stützen. Das Edelmetall wird von vielen Anlegern als Inflationsschutz geschätzt.

Bitcoin leidet ebenfalls unter Gewinnmitnahmen

Neben Gold musste auch Bitcoin einen deutlichen Preisrücksetzer verkraften. Auch die Kryptowährung hatte in den letzten Wochen stark von der Unsicherheit an den Märkten profitiert, da ihr ähnliche Eigenschaften als Wertspeicher wie Gold angerechnet werden. Vor allem die Unabhängigkeit und Selbstkontrolle über das eigene Kapital mit minimalen technischen Anforderungen werden von Anleger bei Bitcoin geschätzt.

Der Preis ist jedoch von seinem bisherigen Jahreshoch bei knapp 12.100 Dollar am Montag wieder deutlich zurückgekommen. Gestern Abend fiel er zeitweise wieder bis an die Grenze von 11.000 Dollar, konnte sich im Laufe des heutigen Morgens ähnlich wie Gold jedoch wieder ein Stück weit erholen und notiert derzeit bei 11.478 Dollar.

onvista-Redaktion/dpa-AFX

Titelfoto: Wit Olszewski / Shutterstock.com

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