Handelsstreit: In dem möglichen Zwischendeal könnte ein Währungspakt mit aufgenommen werden – Wird das für Entspannung sorgen?

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Nachdem gestern bekannt wurde, dass sich die USA und China im Handelsstreit wieder ein wenig mehr aufeinander zubewegen und versuchen, eine Art Zwischendeal auszuhandeln, hat das den Märkten wieder ein wenig Hoffnung gegeben.

Wie die US-Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, wollen beide Seiten in diesem Interimsdeal wohl das Währungsabkommen aufnehmen, das bereits Anfang des Jahres ausgearbeitet worden war, dann aber aufgrund der abgebrochenen Gespräche nicht weiter besprochen worden ist. Details zu dieser Vereinbarung wurden bisher nicht genannt. Finanzminister Steven Mnuchin hatte sie jedoch als die „stärkste“ aller Zeiten bezeichnet.

Könnte ein Interimsdeal für Entspannung sorgen?

„Eine Vereinbarung über Wechselkurse könnte für beide Seiten eine praktische und sichere Möglichkeit sein, einen Mini-Deal abzuschließen, der dazu beiträgt, die Spannungen für den Handel zu entschärfen. In der Praxis hätte dies jedoch wahrscheinlich nur begrenzte Auswirkungen auf die Wechselkurspolitik Chinas – es sei denn, es handelt sich um eine (unwahrscheinliche) Plaza-Accord-Verpflichtung“, sagten Bloomberg-Analysten in einer Einschätzung.  Das Plaza Abkommen aus dem Jahr 1985 war eine Vereinbarung der damaligen G5-Staaten, durch kontrollierte Einflussnahme auf die internationalen Währungsmärkte eine Abwertung des US-Dollars gegenüber dem Yen und der Deutschen Mark zu erreichen.

Ob es wirklich zu einem Interimsdeal kommt, bleibt die Frage, denn die Spannungen hatten sich zuletzt wieder deutlich erhöht. Zum einen hatten die USA 28  Firmen auf eine schwarze Liste gesetzt, wegen ihrer angeblichen Rolle bei der Unterdrückung von muslimischen Minderheiten in der Region Xinjiang im äußersten Westen Chinas. Bezeichnend ist, dass auf der Liste vor allem Firmen stehen, die sich mit Künstlicher Intelligenz befassen, einem Technologie-Zweig, in dem China immer weiter aufholt und anstrebt, eine globale Führungsrolle zu übernehmen.

Für weiteren Zwist hatte ein Streit um die Meinungsfreiheit zwischen China und der NBA gesorgt, ausgelöst durch einen Tweet, der die Demonstranten in Hongkong unterstützt. Noch dazu kam scharfe Kritik der chinesischen Regierung gegen Apple, wegen einer App, die mittels einer Live-Karte den Standort von Polizeistreitkräften angezeigt hat und somit Demonstranten die Planung gewalttätiger Aktionen gegen die Polizei erleichtert haben soll. Der US-Konzern hat die App daraufhin aus seinem App-Store entfernt.

Wozu könnten die neuen Gespräche vorerst führen?

Laut diverser übereinstimmender Medienberichte sind die chinesischen Unterhändler trotz der Spannungen immer noch bereit für einen Zwischendeal, bei dem sie auch dem erweiterten Kauf von Agrarprodukten zustimmen würden – wenn im Gegenzug keine weiteren Zölle mehr erhoben werden, inklusive der bereits angekündigten. Die meisten Experten erwarten für einen solchen Deal nicht viel, höchstens die weitere Verschiebung der Zölle. Eine Lösung noch in dieser Woche halten die meisten zudem für unwahrscheinlich.

„Ich denke, die Wahrscheinlichkeit eines Deals in der nächsten Woche ist gering, aber ich denke, dass wir Anfang Dezember irgendwann einen kleineren Deal abschließen, der die Kaufkraft von Huawei und einige Zugeständnisse von China in Bezug auf den Kauf von Sojabohnen und Schweinefleisch erweitert. einige sehr kleine Dinge “, sagte Ethan Harris, Merrill Lynch-Chef der Bank of America für globale Wirtschaft gegenüber CNBC.

US-Präsident Trump hatte wiederholt betont, dass er lieber einen kompletten Deal abschließen würde, er aber sehen würde, wo die jetzigen Verhandlungen hinführen würden.

Und langfristig?

Langfristig geht es weiterhin um mehr als nur faire Handelsverträge, sondern um das Rennen darum, wer die Wirtschaftmacht Nummer eins wird und die Neugestaltung der wirtschaftlichen Handelswege und Strukturen der Welt. Aus Sicht einiger Experten könnte sich dieser Konflikt noch Jahre hinziehen.

Chinas Position: Bei den Chinesen bleibt es weiterhin schwer zu sagen, worauf sie spekulieren. Viele Experten sehen immer noch die Möglichkeit, dass sie die Situation bis nach den US-Wahlen hinauszögern wollen, um zu sehen, wem sie sich dann im Weißen Haus als Verhandlungspartner gegenübersitzen. Andererseits könnte ein Kandidat wie Elizabeth Warren eher kontraproduktiv sein, da sie viel stärker auf die Punkte Menschenrechte und Klimaschutz eingehen und den Druck noch erhöhen könnte. Daher könnte ein Deal mit Trump sogar der bessere sein.

Lesen sie auch: Was würde es für die Märkte bedeuten, wenn Elizabeth Warren Präsidentin werden würde?

Trumps Position: Durch die erneuten innenpolitischen Unruhen durch das Amtsenthebungsverfahren bräuchte Trump dringend einen Sieg, deswegen halten Experten es für wahrscheinlicher als vorher, dass er zunächst auf einen Zwischendeal eingehen könnte. Langfristig sehen es viele als notwendig für ihn an, dass er vor der Wahl einen Deal unter Dach und Fach bringt. „Die Zustimmungsrate des Präsidenten korreliert stark mit der Wahrscheinlichkeit eines China-Deals“, sagte beispielsweise Dan Clifton, Leiter der Politikforschung bei Strategas.

onvista-Redaktion

Titelfoto: Tomasz Makowski / Shutterstock.com

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