Handelsstreit: Schnelle Einigung ausgeschlossen – Chinesische Zeitung warnt US-Rüstungsindustrie vor Beschränkung von „Seltenen Erden“ – Huawei rechnet mit Umsatzrückgang von 30 Milliarden Dollar

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Nachdem es zuletzt wieder etwas ruhiger geworden war, kommt heute wieder kräftig Bewegung in das Thema Handelsstreit. Allerdings sind die Nachrichten nicht gerade erfreulich. China scheint wohl weiterhin von einem Ungleichgewicht zwischen beiden Parteien auszugehen. Zum einen wurde ein mögliches Treffen der beiden Staatsoberhäupter auf dem G20-Gipfel Ende Juni in Japan noch nicht bestätigt und zum anderen wird hinter den Kulissen wohl weiterhin fleißig an weiteren Vergeltungsmaßnahmen gearbeitet, welche die USA auch zu Kompromissen zwingen könnten. Bislang hat Trump ja die Devise ausgegeben, dass nur der durch die USA angebotene Deal zustande kommen könnte. China wirkt jetzt fleißig daraufhin, dass beim US-Präsidenten ein Umdenken stattfinden könnte. Daher werden auch in Amerika mittlerweile kleinere Brötchen gebacken, was den weiteren Verlauf des Handelsstreites angeht.

„Nur Wiederaufnahme der Verhandlungen“

US-Handelsminister Wilbur Ross hat Hoffnungen auf ein schnelles Ende der Handelsauseinandersetzung zwischen den USA und China gedämpft. Mit Blick auf das erwartete Treffen von US-Präsident Donald Trump und Chinas Staatspräsident Xi Jinping beim G20-Gipfel in Japan Ende Juni sagte Ross am Sonntag dem „Wall Street Journal“: „Ich denke, das Ergebnis beim G20 dürfte höchstens eine Vereinbarung zur aktiven Wiederaufnahme der Verhandlungen sein.“

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USA offen für neue Gespräche

Auf der Ebene der Präsidenten werde aber nicht über die Details eines möglichen Abkommens gesprochen. Zu erwarten seien dort allenfalls neue Grundregeln für die Diskussion und eine Art Zeitplan für weitere detaillierte Verhandlungen. Ross äußerte sich zugleich zuversichtlich, dass es weitere Verhandlungen geben werde. Es sei jedoch unklar, wie schnell das gehen werde.

Die beiden größten Volkswirtschaften der Welt sind seit Monaten in eine erbitterte Handelsauseinandersetzung verstrickt. Die US-Regierung hat die Hälfte aller chinesischen Importe mit Sonderzöllen belegt. Trump droht damit, diese Strafmaßnahmen auf alle Einfuhren aus China auszuweiten. Die chinesische Regierung hat ihrerseits mit Gegenzöllen reagiert.

Trump will sich am Rande des G20-Gipfels am 28. und 29. Juni in Osaka (Japan) mit Xi zusammensetzen und über das Thema reden. Offiziell ist ein bilaterales Treffen der beiden noch nicht bestätigt.

Will Trump überhaupt eine Einigung

Über dieses Thema wurde ja auch schon bereits viel spekuliert. Vielleicht möchte der US-Präsident das Thema ja gar bis zur Präsidentschaftswahl im November kommenden Jahres hochhalten. Das wäre natürlich das „Worst Case Szenario“ für die Märkte. Auf jeden Fall macht Donald Trump es seinem Gegenüber immer schwerer an den Verhandlungstisch zurückzukehren, ohne sein Gesicht ein Stück weit zu verlieren. Daher arbeitet die Volksrepublik wohl auch fieberhaft daran vor den neuen Verhandlungen eine Art Gleichstand der Drohgebärden zu finden. Hier bietet sich ja das Thema „Seltene Erden“ besonders an.

Lieferung von Seltenen Erden könnte eingeschränkt werden

Während die USA anscheinend bemüht sind China an den Verhandlungstisch zurückzuholen, scheint sich die Volksrepublik weiterhin auf Vergeltungsmaßnahmen zu konzentrieren. Heute wird wieder darüber spekuliert, dass China den Export von „Seltenen Erden“ Richtung USA einschränkt.

US-Hersteller von Militärgeräten dürften „wahrscheinlich mit Einschränkungen konfrontiert werden“, berichtete die „Global Times“ am Montag. Die Zeitung wird von der „People’s Daily“ herausgegeben, die wiederum zur Kommunistischen Partei gehört. China werde auch eine Liste ausländischer Verbraucher von Seltenen Erden aus chinesischer Produktion erstellen. Die USA decken etwa 80 Prozent ihres Bedarfs an den 17 chemischen Elementen aus der Volksrepublik. Seltene Erden werden in der Rüstungsindustrie etwa für Triebwerke, Raketenlenksysteme, Satelliten und Laser benötigt, finden aber auch Anwendung in Unterhaltungselektronik und Smartphones.

Die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission hatte zuvor gemeinsam mit dem Industrie- und dem Rohstoffministerium eine Studie über die Vorkommen in sieben Regionen veranlasst. Die Behörden der Regionen – darunter der Inneren Mongolei und Jiangxi – müssen demnach Daten und Maßnahmen zu Schutz, Entwicklung und Anwendung der Materialien liefern.

Chinas Staatsmedien hatten bereits Ende Mai wegen des Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten über eine Begrenzung des Exportes spekuliert. Die Regierung in Peking hatte so etwas bereits 2010 nach einem diplomatischen Streit mit Japan gemacht.

Huawei rechnet mit kräftigen Umsatzeinbruch

Der chinesische Telekom-Riese Huawei stellt sich wegen der US-Sanktionen gegen das Unternehmen auf einen kräftigen Rückgang der Geschäfte ein. Der Umsatz werde über die nächsten zwei Jahre 30 Milliarden Dollar unter den Vorhersagen liegen, sagte Huawei-Chef Ren Zhengfei am Montag im südchinesischen Shenzhen.

Die USA hatten Huawei im Mai auf eine schwarze Liste von Unternehmen gesetzt, deren Geschäftsbeziehungen zu US-Partnern strengen Kontrollen unterliegen. Trump begründete seine Schritte mit Sicherheitsbedenken gegen Technik aus China. Da die Vorwürfe bislang nicht konkret belegt wurden, sehen viele Experten die Sanktionen im Kontext des Handelskonflikts zwischen den USA und China.

So schnell nicht kleinzukriegen

Huawei werde in ein paar Jahren gestärkt aus seinen Schwierigkeiten hervorgehen, sagte Ren Zhengfei weiter: „Ich denke, wir können auf keinen Fall zu Tode geprügelt werden.“

Für Huawei wird die Luft durch die Einschränkungen dünner. US-Chiphersteller, die wichtige Zulieferer sind, können kaum noch Geschäfte mit den Chinesen machen. Zudem erschweren die US-Maßnahmen für Huawei den Zugang zum Google -System Android. Die Chinesen hatte deshalb angekündigt, ein eigenes Betriebssystem für Smartphones auf den Weg bringen zu wollen.

Der Umsatz des Konzerns hatte im vergangenen Jahr noch deutlich um 19,5 Prozent auf rund 95 Milliarden Euro (721 Mrd Yuan) zugelegt. Der Gewinn stieg im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 25 Prozent auf rund 7,8 Milliarden Euro (59,3 Mrd Yuan).

Von Markus Weingran/dpa-AFX/Reuters

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Foto: Tomasz Makowski / Shutterstock.com

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