HelloFresh: Prognose wir erneut angehoben ++ Gerresheimer: Verpackungskonzern wächst weiter ++ Infineon: Schwache US-Technologie-Werte belasten ++ Dax über 1 Prozent im Minus

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Eigentlich war die Stimmung an der Wall Street zu Beginn der neuen Woche sehr gut. Die Corona-Sorgen standen im Abseits. Allerdings nur bis zu dem Zeitpunkt, an dem der Gouverneur des bevölkerungsreichsten US-Bundesstaates, Gavin Newsom, in allen Landkreisen die Schließung von Bars, Kinos, Zoos und Museen anordnete.

Gaststätten müssen die Bewirtung in geschlossenen Räumen einstellen. Einige besonders stark betroffene Kreise müssen zudem Kirchen, Fitnessstudios und Frisörläden dichtmachen. Zuvor hatten die zwei größten kalifornischen Schulbezirke in Los Angeles und San Diego angekündigt, dass der gesamte Unterricht nach den Sommerferien online ablaufen wird. Betroffen sind 706.000 Schüler und 88.000 Angestellte.

Diese Beschlüsse haben die US-Anleger anscheinend ein wenig zurück in die Realität gebracht. Lediglich der Dow Jones konnte sich zu Handelsschluss hauchdünn im Plus halten. Der S&P 500 gab fast ein Prozent ab und die Nasdaq verlor etwas mehr als 2 Prozent.

Inflation in Deutschland steigt leicht

Der Anstieg der Verbraucherpreise in Deutschland hat sich im Juni etwas beschleunigt. Die Jahresinflationsrate stieg auf 0,9 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Die Wiesbadener Behörde bestätigte damit vorläufige Daten. Im Mai hatte die Rate mit 0,6 Prozent den tiefsten Stand seit fast vier Jahren erreicht – vor allem wegen eines massiven Rückgangs der Energiepreise in der Corona-Krise. Von Mai auf Juni 2020 zog das Preisniveau insgesamt um 0,6 Prozent an.

Überdurchschnittlich teurer wurden Nahrungsmittel, für die Verbraucher 4,4 Prozent mehr zahlen mussten als ein Jahr zuvor. Die Preisrückgänge bei Energie schwächten sich hingegen ab. Dennoch waren Heizöl (minus 26,5 Prozent) und Kraftstoffe (minus 15,1 Prozent) deutlich billiger als im Juni 2019. Strom verteuerte sich hingegen um 4,1 Prozent.

Nach Einschätzung von Ökonomen könnte sich die Inflationsrate in den nächsten Monaten wieder mehr der Nullmarke annähern, sollte die vorübergehende Senkung der Mehrwertsteuer seit Anfang Juli vollständig an die Konsumenten weitergegeben werden.

Dax mit neuen Corona-Ängsten

Die zuletzt verdrängten Sorgen um die Corona-Pandemie und den US-Handelsstreit mit China kehren am Dienstag an den deutschen Aktienmarkt zurück. Nach zwei klaren Gewinntagen folgte der Dax im Frühhandel dieser Vorgabe und den schwachen Asienbörsen. Der deutsche Leitindex fällt am Morgen um 1,11 Prozent auf 12 658,28 Punkte und pendelt um diese Marke seit Handelsstart.

Der MDax der mittelgroßen Börsenwerte verliert 0,78 Prozent auf 26.774,93 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 geht es um 1,4 Prozent nach unten.

Hellofresh: Geschäfte brummen weiter

Der Kochboxenlieferant profitiert weiter von der Corona-Krise. Da die Nachfrage vor allem in den USA weiter boomt, erhöhte das Unternehmen am späten Montagabend erneut seine Umsatzprognose für das laufende Jahr. Zudem ist Hellofresh auch beim Blick auf die Marge etwas optimistischer.

Nach einem starken zweiten Quartal und einer seitdem weiter guten Entwicklung rechnet das seit März im MDax notierte Unternehmen jetzt mit einem um Währungseffekte bereinigten Umsatzplus zwischen 55 und 70 Prozent. Damit liegt die neue Prognose 15 Prozentpunkte über den erst im Mai erhöhten Wachstumserwartungen.

Bei der operativen Marge rechnet Hellofresh jetzt mit einem Wert zwischen acht und zehn Prozent nach zuvor sechs bis zehn Prozent. Zu Wochenauftakt hatte eine Abstufung von JP Morgan die Aktie unter Druck gesetzt. Trotzdem ist das Papier der bisher größte Gewinner unter den deutschen Standardwerten in den vergangenen Monaten während der Corona-Krise. In diesem Jahr legte der Kurs um knapp 165 Prozent zu. Über die vergangenen zwölf Monate gesehen stieg der Börsenwert um 475 Prozent auf etwas mehr als acht Milliarden Euro.

Grund für die erneut erhöhte Prognose ist das starke Geschäft im zweiten Quartal. In den drei Monaten bis Ende Juni dürfte der Umsatz zwischen 965 und 975 Millionen Euro gelegen haben, nach 437 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Das ist nach Angaben des Unternehmens deutlich mehr als Experten zuletzt erwartet hatten. Das Umsatzwachstum belief sich in den Segmenten USA und International auf jeweils mehr als 100 Prozent.

Das kräftige Umsatzwachstum zahlt sich auch beim operativen Ergebnis aus. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) dürfte zwischen 145 und 155 (Vorjahresquartal: 18,3) Millionen Euro gelegen haben. Auch hier hatten Experten nach Angaben des Konzerns bisher mit deutlich weniger gerechnet.

„Aufgrund der Umsetzung strikter Social Distancing Maßnahmen und eines deutlichen Anstiegs sowohl des durchschnittlichen Bestellwerts als auch der durchschnittlichen Anzahl der Bestellungen pro Kunde, arbeitete die Gesellschaft während des gesamten zweiten Quartals nahe an ihrer maximalen Produktionskapazität, insbesondere im Segment USA“, hieß es.

Die Zahl der aktiven Kunden dürfte im zweiten Quartal bei ungefähr 4,2 Millionen gelegen haben, von denen ungefähr zwei Millionen auf das Segment USA und ungefähr 2,2 Millionen auf das Segment International entfielen. Hellofresh will am 11. August den detaillierten Halbjahresbericht vorlegen.

Nach Einschätzung des JPMorgan-Analysten Marcus Diebel sind die starken Umsatz- und Gewinnzalen des zweiten Quartals alles in allem keine Überraschung, auch wenn sie noch etwas besser ausfielen als von ihm erwartet. Die guten Geschäfte sollten seiner Einschätzung auch noch eine Weile anhalten.

In seiner Studie vom Montag, in der er die Aktie von „Overweight“ auf „Neutral“ abstufte und das Kursziel von 47 auf 42 Euro senkte, sorgte er sich eher um die langfristigen Perspektiven. So geht er davon aus, dass die Wachstumskurve bei der Zahl der aktiven Kunden noch in diesem und auch kommenden Jahr stark ansteigen, sich dann aber abflachen wird.

Aus diesem Grund werde die hohe Bewertung immer mehr zur Gefahr für den Kurs. Diebel, der in den vergangenen Jahren das Papier meist mit Overweight eingestuft und das Kursziel dabei peu a peu von 13 bis auf 47 Euro erhöht hatte, strich daher seine Kaufempfehlung. Anders sieht dies dagegen die Credit Suisse. Sie startete ihre Einstufung für das Papier am Dienstag mit „Outperform“ und einem Kursziel von 61 Euro.

Gerresheimer: Corona-Pandemie hinterlässt keine großartigen Spuren

Der Verpackungshersteller Gerresheimer hat in der Coronavirus-Pandemie nach dem schwächeren Jahresbeginn wieder wachsen können. Im zweiten Quartal stieg der Umsatz dank guter Geschäfte mit der Pharmaindustrie um 1,8 Prozent auf 362,9 Millionen Euro, wie das im MDax notierte Unternehmen am Dienstag in Düsseldorf mitteilte. Um Wechselkurseffekte und Zu- wie Verkäufe bereinigt war das ein Plus von 4,6 Prozent und traf die Schätzungen von Analysten.

Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen lag mit 84,2 Millionen Euro 16,2 Prozent unter dem Vorjahreswert, fiel aber spürbar besser aus als von Experten gedacht. Im Vorjahr hatte Gerresheimer einen Sonderertrag verbuchen können – ohne diesen gerechnet habe das operative Ergebnis um 6,9 Prozent zugelegt, hieß es. Unter dem Strich sank der auf die Aktionäre entfallende Gewinn um knapp 38 Prozent auf 29 Millionen Euro.

Die Prognosen bestätigte Gerresheimer. „Jetzt eröffnen sich neue Wachstumschancen für uns im Pharmageschäft. Für die hohe Nachfrage nach Injektionsfläschchen für die bevorstehenden Impfkampagnen sind wir vorbereitet und erweitern unsere Kapazitäten zusätzlich“, sagte Vorstandschef Dietmar Siemssen.

Kurz & knapp:

 Infineon: Die Aktie des Münchener Chipproduzenten hat heute einen schweren Stand. Nachdem die US-Technologie-Werte zu Wochenbeginn kräftig abgeben mussten, steht die Aktie von Infineon heute ohne Nachricht ebenfalls unter Druck. Zuletzt war die Aktie sehr gut gelaufen und war auf dem Weg Richtung 25 Euro.

Nordex: Der deutsche Projektentwickler VSB hat den Windkraftanlagenbauer beauftragt, seinen ersten finnischen Windpark „Juurakko“ mit der neuesten 5-MW-Anlagentechnologie für Schwachwindstandorte auszustatten. Ab Frühjahr 2022 errichtet die Nordex Group sieben Turbinen des Typs N163/5.X am Standort an der Westküste Finnlands nahe der Stadt Kalajoki. Die Nordex Group ist zudem für die Vollwartung der Anlagen im Rahmen eines Premium-Service-Vertrags mit einer Laufzeit von 20 Jahren zuständig.

Tele Columbus: Die Aktien des Kabelnetzbetreibers sind von heute (14. Juli) an wieder im SDax zu finden. Sie ersetzen dort die Papiere des Krankenhausbetreibers Rhön-Klinikum. Infolge der Übernahme durch die Asklepios Kliniken fiel der Anteil frei handelbarer Rhön-Aktien unter 10 Prozent, weshalb eine Mitgliedschaft in der Dax-Familie (Dax, MDax, SDax und TecDax) nicht mehr möglich ist. Tele Columbus war im März vergangenen Jahres nach heftigen Kurseinbrüchen aus dem SDax ausgeschieden.

Grammer: Der Autozulieferer ist im zweiten Quartal tief in die roten Zahlen gerutscht. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) werde voraussichtlich rund minus 50 Millionen Euro betragen, teilte das Unternehmen aus Amberg am Montag mit. Im Vorjahresquartal hatte die Grammer AG noch rund 26 Millionen Euro im Plus verbucht. Der Umsatz hat sich nach den vorläufigen Zahlen nahezu halbiert auf 281 Millionen Euro (Vorjahr: 517 Millionen).

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: Dafinchi / Shutterstock.com

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