HSBC: Herber Gewinneinbruch ++ Covestro: Berg- und Talfahrt nach Zahlen ++ Flatexdegiro: Starke Zahlen treiben Aktie wieder an ++ ElringKlinger: Corona-Belastungen sitzen tief

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Nach dem jüngsten Rückschlag bis knapp über 13.800 Punkte dürfte der Dax am Dienstag die runde Marke von 14.000 Punkten wieder ins Visier nehmen. Das „nervöse Hin und Her“ setze sich fort, erklärte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners das Auf und Ab am Aktienmarkt, seit das deutsche Börsenbarometer vor zwei Wochen bei 14.169 Punkten ein Rekordhoch erreicht und dann keine klare Richtung mehr eingeschlagen hat. „Die Bullen schauen auf die Post-Covid-19 Zukunft, und die Bären sehen die Risiken wie die anhaltenden Lockdowns und die steigenden Zinsen.“

Steigende Zinsen setzen Tech-Werte unter Druck

Zur Vorsicht mahnen die Verluste an der überwiegend mit Technologiewerten bestückten US-Börse Nasdaq, die auch den marktbreiten S&P 500 mit herunterzogen. Marktstratege Michael McCarthy von CMC Markets hält dabei weniger das schon seit längerem immens hohe Bewertungsniveau für das Problem als vielmehr den Zinsanstieg. Es finde ein Umdenken statt: Aktien von Unternehmen mit hoher Schuldenlast oder langfristige Wachstumswetten ohne positive Ergebnisse sind ihm zufolge besonders verwundbar.

Ifo meldet erfreuliche Exportdaten

Zumindest in der deutschen  Exportwirtschaft macht sich zunehmender Optimismus breit. Die Stimmung unter den Unternehmen hat sich im Februar merklich verbessert, wie das Münchner Ifo-Institut am Dienstag meldete. Nach der neuerlichen Lockdown-Delle Ende 2020 ist der Ifo-Index der Exporterwartungen nunmehr auf 10,7 Punkte gestiegen, den höchsten Wert seit September 2018. Auslöser sind demnach die gut laufende Konjunktur in China und die anziehende Produktion in den USA.

Fresenius und FMC müssen Kosten senken

Im Dax richtet sich der Blick an diesem Tag vor allem auf die Aktien des Krankenhaus- und Medizintechnikunternehmens Fresenius und dessen Dialyse-Tochter FMC. Beide haben ihre Jahreszahlen vorgelegt und wollen wegen der Belastungen durch die Corona-Pandemie die Kosten senken. Vorbörslich ging es auf der Handelsplattform Tradegate für Fresenius um rund zwei Prozent abwärts im Vergleich zum Xetra-Börsenschluss am Vorabend. FMC indes legten moderat zu.

Dialysetochter FMC bremst Fresenius 2021

HSBC mit harten Einschnitten

Europas größte Bank HSBC setzt nach einem Gewinneinbruch im vergangenen Jahr auf das Geschäft mit reichen Kunden in Asien. Vor allem in China aber auch in anderen asiatischen Ländern soll die Vermögensverwaltung ausgebaut werden, wie das Institut am Dienstag mitteilte. Im Investmentbanking wollen die Briten Jobs in die Region verlagern. Rund sechs Milliarden an Investitionen fließen in den nächsten fünf Jahren dort hin. „Wir wollen uns auf die Gebiete fokussieren, in denen wir am stärksten sind“, sagte Bankchef Noel Quinn. Aus den USA und Frankreich will sich das Geldhaus dagegen zurückziehen.

Quinn reagiert damit auf den starken Ertragsdruck durch niedrige Zinsen in Europa und den USA. China hat die Corona-Pandemie zudem weitgehend hinter sich, während die europäischen Länder sich für eine dritte Welle wappnen und die Wirtschaft leidet. HSBC bekam die Corona-Krise 2020 deutlich zu spüren. Der Vorsteuergewinn brach um ein Drittel auf 8,8 Milliarden Dollar ein. Die Erträge sackten um zehn Prozent auf 50,4 Milliarden Dollar ab. Analysten hatten mit noch schlechteren Ergebnissen gerechnet. Die an der Hongkonger Börse notierten Aktien legten um mehr als sechs Prozent zu.

Die Gewinnaussichten schraubte das Management etwas zurück. Statt einer Rendite von zehn bis zwölf Prozent werde künftig eine Marge von zehn Prozent angestrebt, sagte Finanzchef Ewen Stevenson. Um Kosten zu sparen seien weitere Stellenstreichungen in Verwaltungsbereichen notwendig. 2020 baute das Geldhaus bereits 11.000 Arbeitsplätze ab. Laut früheren Angaben sollen in den kommenden Jahren weltweit rund 35.000 Jobs der konzernweit knapp 230.000 Stellen wegfallen.

Anleger sollen darüber hinaus künftig keine vierteljährliche Dividende mehr bekommen, sondern ab dem nächsten Jahr 40 bis 55 Prozent des ausgewiesenen Gewinns je Stammaktie. Das wäre weit unter dem Niveau der letzten Jahre.

Covestro auf Berg- und Talfahrt

Starke Aussagen zum erwarteten operativen Ergebnis 2021 und ein zugleich enttäuschender Dividendenvorschlag: Diese beiden Faktoren haben am Dienstag die Aktien von Covestro vorbörslich zwischen Gewinnen und Verlusten pendeln lassen. Zeitweise erreichten die Papiere des Kunststoffherstellers auf Tradegate bei 60,56 Euro ein neues Hoch seit November 2018. Zuletzt dann aber gaben sie im Vergleich zum Xetra-Schluss um knapp 2 Prozent auf 58,96 Euro nach. Ein Händler sprach nach dem starken Lauf der vergangenen Monate von Gewinnmitnahmen.

JPMorgan-Analyst Chetan Udeshi lobte das starke Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) im vierten Quartal, das ein starkes Preisumfeld reflektiere. Die Prognose des Managements zum Ebitda im ersten Quartal 2021 sei „ebenfalls sehr stark“. Sie bedeute im Vergleich zum Vorjahr „nahezu eine Verdreichfachung“ und sei auch verglichen mit dem Schlussquartal 2020 deutlich höher. Baader-Bank Analyst Markus Mayer indes monierte, dass sich einige Anleger mit Blick auf die vorgeschlagene Dividende von 1,30 Euro wohl ein wenig mehr erhofft hätten.

HeidelbergCement kommt besser durch Corona-Krise als erwartet

Der Baustoffkonzern HeidelbergCement hat das Corona-Jahr dank seinem Sparkurs etwa besser abgeschlossen als erwartet. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte 2020 im Jahresvergleich um 3,5 Prozent auf 3,7 Milliarde Euro zu, wie die im Dax notierte Gesellschaft am Dienstag in Heidelberg mitteilte. Auf vergleichbarer Basis lag das Plus bei 6,1 Prozent. Dazu habe auch das vor einem Jahr aufgelegte Sparprogramm Cope beigetragen. Mit dem Programm konnte der Konzern die Kosten um 1,3 Milliarden Euro drücken und damit deutlich mehr als ursprünglich geplant. Der Umsatz schrumpfte hingegen um knapp sieben Prozent auf 17,6 Milliarden Euro. Bereinigt um Wechselkurse sowie Zu- und Verkäufe sanken die Erlöse um 4,6 Prozent.

Für das laufende Jahr zeigte sich HeidelbergCement zuversichtlich und geht davon aus, dass sich die Nachfrage im Geschäftsjahr 2021 in vielen Märkten positiv entwickeln wird. „Wir sind gut in das Jahr 2021 gestartet“, sagte Unternehmenschef Dominik von Achten. Durch die Infrastrukturprogramme dürfte es Rückenwind geben, beispielsweise in den USA, Australien, Indien und Italien. Auch für den Bereich privater Wohnungsbau sei er zuversichtlich. Die Entwicklung im Büro- und Gewerbebau müsse das Unternehmen abwarten. Insgesamt bleibe die Visibilität relativ gering. Der vollständige Konzernabschluss wird den Angaben zufolge am 18. März veröffentlicht.

Weitere Unternehmensmeldungen:

Befesa: Der Industrierecycler Befesa hat aufgrund hoher Zinkpreise und gestiegener Schmelzlöhne im Gesamtjahr 2020 deutlich weniger verdient. Unter dem Strich sei der Gewinn nach vorläufigen Zahlen von 82,7 Millionen Euro im Vorjahr auf nun 47,6 Millionen Euro eingebrochen, teilte der SDax-Konzern am Dienstag in Luxemburg mit. Das Ziel, im Gesamtjahr beim operativen Gewinn zwischen 100 und 135 Millionen Euro zu erreichen, wurde dennoch erreicht. Der um eine Werkschließung bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (ber. Ebitda) lag laut den Angaben bei 127 Millionen Euro, ein Rückgang von einem Fünftel im Vergleich zum Vorjahr. Der Umsatz sank um 6,7 Prozent auf 604,3 Millionen Euro. Im vierten Quartal habe sich die Lage wieder deutlich verbessert, hieß es weiter. Die Ergebnisprognose fu?r das Geschäftsjahr 2021 werde zusammen mit den fu?r den 29. April geplanten Ergebnissen fu?r das erste Quartal bekannt geben. Als Dividende will Befesa 0,73 Euro je Aktie für 2020 ausschütten. Dies entspricht der Höhe für 2019, als Befesa wegen der Corona-Krise die Dividende deutlich kürzen musste.

Rational: Der Großküchenausrüster Rational erwartet im laufenden Jahr weiter Auswirkungen durch die Corona-Pandemie. Eine präzise Prognose sei für 2021 nur schwer möglich, teilte das Unternehmen am Dienstag in Landsberg mit. Die Verlängerung des Lockdowns in einigen Ländern sowie die Unvorhersehbarkeit von Lockerungen oder Verschärfungen der Einschränkungen verunsicherten viele Kunden. So geht das Unternehmen beim Umsatz lediglich von einem leichten Wachstum aus. Die operative Marge (Ebit) erwartet Rational auf dem Vorjahresniveau. Mittel bis langfristig sei die Lage aber unverändert gut. Mit einem Abflachen der Coronaeffekte und dem Einsetzen der Wirkung der zahlreichen Finanzhilfen dürften sich die Marktumstände voraussichtlich normalisieren. Im vergangenen Jahr hatte Rational wegen der Belastungen durch die Pandemie deutlich weniger verdient. Die Umsätze waren um 23 Prozent auf 650 Millionen Euro gesunken, die Ebit-Marge nahm von 26,5 Prozent auf 16,4 Prozent ab, wie das Unternehmen bereits Anfang Februar mitgeteilt hatte.

ElringKlinger: Der Autozulieferer ElringKlinger hat die Folgen der Corona-Krise im vergangenen Geschäftsjahr trotz einer deutlichen Erholung im Schlussquartal zu spüren bekommen. Während der Umsatz 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 14,3 Prozent auf 1,48 Milliarden Euro sank, brach das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sogar um über die Hälfte auf 27,2 Millionen Euro ein, wie das im Nebenwerteindex SDax notierte Unternehmen aus Baden-Württemberg am Dienstag in Dettingen an der Erms bei der Vorlage vorläufiger Zahlen mitteilte. Hier machten sich unter anderem Wertminderungen im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich negativ bemerkbar. Positiv schlug hier aber der Erlös aus einer Brennstoffzellenpartnerschaft in Höhe von rund 25 Millionen zu Buche.

Im vierten Quartal konnte ElringKlinger dagegen beim Umsatz klar und beim Ebit leicht zulegen und profitierte davon, dass es mit der vor allem im ersten Halbjahr stark von der Pandemie gebeutelten Autoindustrie wieder etwas aufwärts ging. Dennoch konnte der Zulieferer die Probleme insgesamt aufs Jahr gesehen nicht auffangen. Konzernchef Stefan Wolf sprach in Anbetracht der schwierigen Rahmenbedingungen von keinem einfachen Jahr. „Unter diesen Rahmenbedingungen sind wir mit den Ergebnissen durchaus zufrieden“, befand der Manager. Keine Angaben machte der Konzern zunächst zum Überschuss, Auftragseingang, zur Dividende und zum Ausblick. Eine Prognose für das laufende Jahr 2021 will ElringKlinger mit der Veröffentlichung der vollständigen Geschäftszahlen am 30. März bekanntgeben.

Jost Werke: Der Nutzfahrzeugzulieferer Jost Werke hat seinen Umsatz trotz der Corona-Krise 2020 klar steigern können. Die Erlöse legten auch dank der Übernahme der schwedischen Alö-Gruppe um 7,9 Prozent auf gut 794 Millionen Euro zu, wie das im Nebenwerteindex SDax notierte Unternehmen auf Basis vorläufiger Zahlen am Dienstag im hessischen Neu-Isenburg mitteilte. Dabei profitierte Jost Werke von einer deutlich gestiegenen Nachfrage in allen Regionen im Schlussquartal. Ohne den Zukauf von Alö, einem Hersteller von landwirtschaftlichen Frontladern, wäre der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr jedoch um 14,5 Prozent gefallen, hieß es.

Das bereinigte operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (bereinigtes Ebit) sank um knapp 5 Prozent auf gut 73 Millionen Euro, die entsprechende Marge ging um 1,2 Prozentpunkte auf 9,2 Prozent zurück. Hier bekam Jost Werke die Pandemie-Folgen zu spüren. Im vierten Quartal verzeichnete das Unternehmen aber eine deutliche Verbesserung der Profitabilität und konnte seinen Umsatz um fast die Hälfte steigern. Konzernchef Joachim Dürr sprach von einem schwierigen, am Ende aber durchaus erfolgreichen Jahr. Keine Angaben machte das Unternehmen zunächst zum Überschuss sowie zur Prognose und zur Dividende. Seinen Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr 2021 will Jost Werke bei der Vorlage der endgültigen Zahlen am 25. März bekanntgeben. Dann wollen sich die Neu-Isenburger auch zum Dividendenvorschlag für 2020 äußern.

Flatexdegiro: Nach dem jüngsten Rückschlag vom Rekordhoch bei 95,90 Euro haben die Papiere von Flatexdegiro am Dienstag nach Zahlen wieder zugelegt. Auf der Handelsplattform Tradegate legten die Anteile des Onlinebrokers um gut 2 Prozent auf 91,90 Euro zu im Vergleich zum Xetra-Schluss. Der brummende Börsenhandel in der Corona-Krise bescherte dem Unternehmen 2020 überraschend viel Umsatz und Gewinn. Die Signale bleiben zudem positiv: „Wir sehen eine weiterhin enorm starke Entwicklung des Kundenwachstums und der Handelsaktivität“, sagte Unternehmenschef Frank Niehage.

Scout24: Der Online-Marktplatz Scout24 ist gut durch das Corona-Jahr 2020 gekommen und will weiter vom Immobilienboom profitieren. Für 2021 werde in dem Segment Wohnimmobilien ein Wachstum im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich angepeilt, teilte der im MDax notierte Konzern, zu dem die bekannte Plattform ImmoScout24 gehört, am Dienstag in München mit. Auch der Bereich mit Geschäftsimmobilien soll leicht zulegen. 2020 zog der Umsatz um etwas mehr als ein Prozent auf knapp 354 Millionen Euro an. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg nahezu ebenso stark auf 212,3 Millionen Euro. Damit erreichte der Konzern die für das vergangene Jahr gesetzten Ziele und schnitt etwas besser ab, als Experten es erwartet hatten.

onvista/dpa-AFX/reuters

Titelfoto:  Hatchapong Palurtchaivong / Shutterstock.com

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