INDEX-MONITOR: Wirecard vor Dax-Aus im September - Duell Symrise und Delivery

dpa-AFX · Uhr

FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Bilanzskandal beim Bezahldienstleister Wirecard stellt den Verbleib der Aktie im Dax zunehmend in Frage. Sollte sich das Papier von seinem rasanten Kurseinbruch bis September nicht nachhaltig erholen, wird das wohl den Rauswurf aus der ersten Börsenliga zur Folge haben.

Schneller könnte es auch kaum gehen, falls Insolvenz angemeldet werden muss. Nur im Falle einer Abwicklung oder falls der Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens mangels Masse abgewiesen wird, muss ein Unternehmen laut den Regeln der Deutschen Börse aus einem Auswahlindex "umgehend" herausgenommen werden. Dass die Börse ein Sanktionsverfahren prüft, hat ebenfalls keine direkte Auswirkung auf die Dax-Mitgliedschaft. Und so schnell wird einem Unternehmen auch die Mitgliedschaft im Prime Standard, der wegen umfangreicher Transparenzvorschriften eine hohe Qualität garantieren soll, nicht entzogen.

Der aktuelle, am Streubesitz orientierte Börsenwert von Wirecard liegt inzwischen gerade einmal bei 1,9 Milliarden Euro. Am Mittwoch noch, einen Tag bevor der Betrugsverdacht erstmals richtig offenbar wurde, hatte er noch knapp 13 Milliarden Euro betragen.

Index-Experten sehen aktuell ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem Online-Essenslieferanten Delivery Hero - einem der großen Profiteure der Corona-Krise - und dem Aromen- und Duftstoffhersteller Symrise . Während sich der Börsenwert von Symrise aktuell auf 12,3 Milliarden Euro beläuft, beträgt der von Delivery Hero 11,4 Milliarden Euro. Beim Börsenumsatz jedoch hat Delivery Hero die Nase deutlich vorn: "6,7 Milliarden sind es bei Symrise, gegen 7,2 Milliarden bei Delivery", sagte ein Experte.

Den vom Börsenbrief Bernecker am Montag ins Spiel gebrachten Aktien von Knorr-Bremse räumt er Stand jetzt keine Chance ein. Das scheitere nicht zuletzt am Börsenumsatz, der dem von Symrise und Delivery Hero mit 3,6 Milliarden deutlich hinterher hinke. Doch auch der Börsenwert des Herstellers von Bremssystemen für Schienen- und Nutzfahrzeuge ist mit 4,6 Milliarden Euro weit entfernt von der Marktkapitalisierung der zwei Dax-Favoriten. Auch mit dem Verkauf von 5 Prozent der Anteile von Heinz Hermann Thiele dürfte Knorr-Bremsen den beiden einen Aufstieg kaum streitig machen.

Die nächste Index-Überprüfung der Deutschen Börse steht am 3. September an. Umgesetzt werden etwaige Änderungen dann zum 21. September. Wichtig sind Index-Änderungen vor allem für Fonds, die Indizes exakt nachbilden. Dort muss dann entsprechend umgestellt werden, was Einfluss auf die Aktienkurse haben kann./ck/ag/jha/

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