ING: Interesse an der Commerzbank? ++ IBM enttäuscht mit starkem Umsatzminus ++ Intel überlässt Rivale Qualcomm das Feld für 5G-Modems

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Am Mittwoch kommen vor allem aus den USA die meisten interessanten Schlagzeilen. Zum einen kämpft die Telekom um die Fusion ihrer Tochter T-Mobile-US mit Sprint, zum anderen gibt es einige berichtenswerte Entwicklungen im IT-Sektor bezüglich Intel und IBM. Doch auch im Fusionspoker der deutschen Banken ist nach den Italienern nun ein weiterer ausländischer Spieler mit an den Kartentisch gerückt. Zudem zeigt sich der Dax selbstbewusst, sein wiedergewonnenes Hoch zu verteidigen.

USA und China mit positiven Signalen

Von den Börsen in Übersee kommen leicht positive Impulse. An der Wall Street wurden am Vorabend moderate Gewinne verbucht. Ähnlich freundlich geht es an diesem Morgen an den meisten Aktienmärkten weiter. Unterstützend wirkt laut Helaba-Analyst Ulrich Wortberg derzeit die „erhöhte Risikobereitschaft infolge nachlassender Konjunktursorgen“. Aktuelle Daten aus China untermauerten diese Einschätzung. Die Wirtschaft der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft wuchs im ersten Quartal mit 6,4 Prozent schneller als erwartet.

Hat ING ebenfalls Interesse an der Commerzbank?

Ein Medienbericht über ein Interesse des niederländischen Finanzkonzerns ING an der Commerzbank hat deren Aktienkurs bereits am Dienstagnachmittag nach oben schnellen lassen. In der Spitze stiegen die Papiere um 4,5 Prozent auf den höchsten Stand seit Ende November. Zu Handelsschluss lagen sie noch mit 3,1 Prozent auf 7,97 Euro im Plus. Auch am Mittwochmorgen konnte die Aktie vorbörslich weiter um etwa 1 Prozent zulegen.

Das „Manager Magazin“ hatte berichtet, ING habe die Commerzbank und die Bundesregierung um Gespräche über eine Übernahme des Instituts gebeten. Eine Quelle hierfür nannte das Magazin nicht. Ein Händler zeigte sich skeptisch: „Die Bundesregierung scheint vehement auf eine deutsche Lösung hinzuarbeiten“, sagte der Händler mit Blick auf ein Zusammengehen der Commerzbank mit der Deutschen Bank.

T-Mobile US/Sprint-Fusion erfährt Widerstand

Die Fusion der Telekom-Tochter T-Mobile US  mit dem Rivalen Sprint trifft einem Zeitungsbericht zufolge auf erheblichen Widerstand der Kartellwächter des US-Justizministeriums. In der derzeit geplanten Form dürften die Wettbewerbshüter dem Vorhaben wohl nicht zustimmen, schrieb das „Wall Street Journal“ am Dienstag nach US-Börsenschluss unter Berufung auf Insider. Die Aktien von Sprint gerieten nachbörslich zunächst mit zehn Prozent ins Minus, T-Mobiles Papiere erlitten ebenfalls deutliche Kursverluste. Die Unternehmen und das Justizministerium äußerten sich zunächst nicht.

Dass der 26 Milliarden Dollar (23 Mrd Euro) schwere Zusammenschluss kartellrechtlich umstritten ist, kommt indes wenig überraschend. T-Mobile ist die Nummer drei, Sprint die Nummer vier im hart umkämpften und von wenigen Anbietern dominierten US-Mobilfunkmarkt. Fusionspläne waren schon in der Vergangenheit an den Wettbewerbshütern gescheitert. Auch beim aktuellen Versuch haben US-Abgeordnete bereits große Bedenken geäußert, die Vorstandschefs mussten deshalb schon im Repräsentantenhaus Rede und Antwort stehen. Eigentlich will T-Mobile die Fusion noch vor Juli abschließen.

Intel überlässt Rivale Qualcomm das Smartphone-Modem-Geschäft

Intel  stoppt die Entwicklung von Modem-Chips für Smartphones und überlässt damit das Feld weitgehend dem Rivalen Qualcomm. Man sehe keinen klaren Weg, in dem Geschäft profitabel zu sein, erklärte Intel-Chef Bob Swan in der Nacht zum Mittwoch. Intel-Modems für die aktuellen Netze des Mobilfunk-Standards 4G/LTE sollen zwar weiterhin an die Hersteller geliefert werden. Den für 2020 angekündigten Chip für den superschnellen 5G-Datenfunk werde es aber nicht geben.

Wenige Stunden zuvor hatten Apple  und Qualcomm ihren über zwei Jahre langen Patentstreit mitten in einem wichtigen Prozess beendet. Apple nimmt eine Patentlizenz auf und wird auch Chips bei Qualcomm beziehen. In den jüngsten iPhones kamen Modem-Chips von Intel zum Einsatz. Unklar blieb zunächst, ob die Aussicht auf den Verlust des wichtigsten Kunden Intel zum Rückzug aus dem Geschäft bewog – oder ob umgekehrt Apple Frieden mit Qualcomm schließen musste, weil der iPhone-Konzern schon wusste, dass es keinen 5G-Chip von Intel geben wird.

Qualcomm hat bereits Smartphone-Modems für den 5G-Standard im Angebot. Auch mit einem Intel-Chip im Jahr 2020 käme ein 5G-taugliches iPhone deutlich später als entsprechende Telefone der Konkurrenz auf den Markt. Intel will sich bei seinen 5G-Anstrengungen auf die Netzwerk-Infrastruktur konzentrieren.

IBM enttäuscht mit überraschend starkem Umsatzminus

Das Computer-Urgestein IBM hat zu Jahresbeginn überraschend deutliche Geschäftseinbußen verkraften müssen. Im ersten Quartal gingen die Erlöse im Jahresvergleich um 4,7 Prozent auf 18,2 Milliarden Dollar (16,1 Mrd Euro) zurück, wie der IT-Konzern am Dienstag nach US-Börsenschluss mitteilte. Damit wurden die Prognosen klar verfehlt. Die Aktie reagierte nachbörslich mit deutlichen Kursverlusten. Der Quartalsgewinn sank von 1,7 Milliarden auf 1,6 Milliarden Dollar, fiel damit aber noch höher als erwartet aus.

IBM tut sich nach einem tiefgreifenden Konzernwandel schwer, mit neuen Geschäftsbereichen wie Cloud-Diensten, Datenanalyse und künstlicher Intelligenz die Probleme in der klassischen Hardware-Sparte mit Servern und Großrechnern abzufedern. Zudem drückt weiter der starke Dollar die Bilanz, der die internationalen Einnahmen nach Umrechnung in die heimische Währung schmälert. Das US-Unternehmen macht den Großteil seines Umsatzes im Ausland.

Berenberg mit lobenden Worten für Brenntag

Auch Umstufungen könnten erneut bewegen: Die Privatbank Berenberg ist nun positiver für die Anteile des Chemikalienhändlers Brenntag gestimmt und empfiehlt sie zum Kauf. Im Fall eines nachlassenden weltweiten Wachstums biete Brenntag ein widerstandsfähiges Geschäftsmodell, schrieb Analyst Thomas Burlton. Hinzu kämen attraktive Chancen im Zuge der Marktkonsolidierung und ein unterschätztes Potenzial zur freien Barmittelschöpfung.

(onvista/dpa-AFX)

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Titelfoto: volzformat/shutterstock.com

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