Italiens Wirtschaft bricht wegen Corona ein - doch nicht so stark wie befürchtet

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Rom (Reuters) - Italiens Wirtschaft ist in der Corona-Krise nicht ganz so tief eingebrochen wie befürchtet.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank von April bis Juni um 12,4 Prozent zum Vorquartal, wie das Statistikamt Istat am Freitag in Rom mitteilte. Auch wenn die Behörde von einem "beispiellosen Konjunktureinbruch" sprach, erwiesen sich die Prognosen vieler Experten als zu pessimistisch: Die von Reuters befragten Ökonomen hatten im Mittel einem Rückgang um 15,0 Prozent auf dem Zettel, nach einem Minus von 5,4 Prozent zu Jahresbeginn.

"Das ohnehin nur dürftige Wachstum der vergangenen Jahre wurde mit dem ersten Halbjahr 2020 auf einen Schlag vernichtet", sagte Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank. Laut Istat kam die Wirtschaft in Italien in allen Bereichen unter die Räder. Der Konjunktursturz im Frühjahr ist zwar tiefer als in Deutschland (minus 10,1 Prozent), aber nicht so gravierend wie in Spanien, wo es beim BIP ein Minus von 18,5 Prozent gab.

Zum Vorjahr sank das BIP in Italien im zweiten Quartal um 17,3 Prozent. Das chronisch wachstumsschwache Land war im Frühjahr kalt von der Virus-Pandemie erwischt worden, die sich insbesondere im wirtschaftsstarken Norden Italiens rasant ausbreitete und das Gesundheitssystem bis zum Anschlag und vielerorts darüber hinaus belastete. Seit Februar forderte das Virus mehr als 35.000 Tote in dem Mittelmeerland.

Die Regierung in Rom ordnete strenge Schutzmaßnahmen an, die große Teile der Wirtschaft im Frühjahr lahmlegten und bis heute nachwirken. Auch der Tourismus-Sektor leidet weiter. Um konjunkturell wieder auf die Beine zu kommen, winken Italien laut Regierungschef Giuseppe Conte 209 Milliarden Euro aus dem jüngst von der EU beschlossenen Corona-Hilfstopf - davon 81 Milliarden Euro Zuschüsse, die nicht zurückgezahlt werden müssen.

Conte hat als Reaktion auf die Krise ein Wirtschaftsprogramm aufgelegt, das er als "Mutter aller Reformen" bezeichnete. So sollen die Bürokratie abgebaut und Investitionen erleichtert werden. Zudem sollen 75 Milliarden Euro für Hilfen an Firmen und Privathaushalte lockergemacht werden. Anfang August soll ein weiteres Konjunkturpaket im Umfang von 25 Milliarden Euro geschnürt werden. Die Regierung in Rom erwartet für 2020 einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um acht Prozent, hofft aber darauf, dass es nicht ganz so schlimm kommen wird.

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