JENOPTIK IM FOKUS: Schwache Autoindustrie bremst SDax-Konzern aus

dpa-AFX · Uhr

JENA (dpa-AFX) - Beim Technologie- und Rüstungskonzern Jenoptik dreht sich mittlerweile alles um das Thema Licht. Von der Militärsparte will sich der SDax-Konzern trennen, um sich auf sein Kerngeschäft mit Lasern, Messtechnik und optischen Systemen zu konzentrieren. Und hier bekommt Jenoptik die Zurückhaltung aus der Automobilbranche zu spüren. Deshalb reduzierte Unternehmenschef Stefan Traeger erst jüngst das Jahresziel für den Umsatz. Was bei Jenoptik los ist, wie Analysten den Konzern bewerten und wie sich die Aktie entwickelt hat.

DAS IST LOS BEIM UNTERNEHMEN:

Die Wurzeln von Jenoptik reichen bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Nach der Wende wurde 1990 die Jenoptik Carl Zeiss Jena GmbH gegründet, aus der ein Jahr später die Jenoptik GmbH als landeseigenes Unternehmen hervorging. Acht Jahre später folgte der Börsengang in Frankfurt.

Der Jenoptik-Konzern wurde immer wieder umstrukturiert. Es kamen neue Unternehmen hinzu, andere wurden verkauft. Anfang 2019 bündelte der Technologiekonzern erneut sein Geschäft, um das Jenaer Unternehmen mit seinen knapp 3700 Mitarbeitern noch profitabler zu machen. Zudem will Unternehmenschef Stefan Traeger in den kommenden Jahren das Wachstum beschleunigen und bis 2022 die Erlöse jährlich im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich ankurbeln. Dabei will Traeger das Asiengeschäft ausbauen.

Seit Anfang des Jahres gibt es drei Divisionen im Geschäft mit dem Licht, die auch das Kerngeschäft des Konzerns sind. Unter "Light & Optics" wird das Erstausrüster-Geschäft zusammengefasst, unter "Light & Production" das Industriekundengeschäft und unter "Light & Safety" das Geschäft mit öffentlichen Auftraggebern. Zum letzteren Bereich gehören Geschwindigkeits- und Rotlichtüberwachungsanlagen. Zu den wichtigsten Kunden der beiden ersten Sparten gehören unter anderem die Halbleiter- und Automobilindustrie, Medizintechnik sowie der Anlagen- und Maschinenbau.

Die Aktivitäten des ehemaligen Segments "Defense & Civil Systems", die auf mechatronischen Technologien basieren, werden unter der eigenständigen Marke Vincorion geführt. Traeger will die Sparte verkaufen.

Die wachsende Unsicherheit in der Automobilindustrie macht sich auch bei Jenoptik bemerkbar - 2018 hatte das Unternehmen 30 Prozent seines Umsatzes mit dieser Branche erwirtschaftet. "Wir spüren für das Geschäft der Messtechnik und Laseranlagen eine deutliche Zurückhaltung bei unseren Kunden ganz besonders in Deutschland", sagte der Jenoptik-Chef bei Vorlage der Halbjahreszahlen. In den vergangenen Wochen sei es bei den Bestellungen fast zum Stillstand gekommen.

Für das laufende Jahr wird laut Traeger deshalb jetzt ein Umsatz von 850 bis 860 Millionen Euro erwartet. Das wäre im Vergleich zum Vorjahreswert von 834,6 Millionen Euro ein Anstieg von höchstens drei Prozent. Bislang war ein Wachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich angepeilt worden. Die operative Marge (Ebitda-Marge) soll jetzt bei rund 15,5 Prozent liegen - das ist der untere Bereich der bisherigen Zielspanne.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Mehr als die Hälfte der Marktexperten raten, die Jenoptik-Aktie zu halten. Zwei von den bei dpa-AFX erfassten acht Analysten empfehlen den Kauf der Anteilsscheine. Lediglich einmal lautet der Rat, die Aktie zu verkaufen. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 28,57 und damit rund ein Drittel über dem aktuellen Kursniveau. Allerdings liegen hier die Schätzungen zum Teil weit auseinander.

So senkte die britische Investmentbank HSBC nach Halbjahreszahlen ihr Kursziel für Jenoptik von 29 auf 23 Euro und rät das Papier zu halten. Die Kennziffern sind laut Analyst Richard Schramm zwar insgesamt im Rahmen der Erwartungen ausgefallen. Der eingetrübte Jahresausblick des Technologie- und Rüstungskonzerns sei aber ein negatives Signal für das Folgejahr 2020. Er schraubte seine Gewinnprognosen (EPS) für die Jahre 2019 bis 2021 deutlich nach unten.

Auch die Deutsche Bank reduzierte ihr Kursziel von 27 auf 25 Euro und blieb bei ihrer Empfehlung, die Aktie zu halten. Auch wenn die schlechten Nachrichten nun bekannt seien, sei es für eine positivere Haltung zu den Papieren derzeit noch zu früh, schrieb Analyst Uwe Schupp. Er verwies auf den im ersten Halbjahr gesunkenen Auftragseingang und sieht deshalb selbst die gesenkten Unternehmensziele noch in Gefahr. Der Technologiekonzern brauche nun ein Rekordhalbjahr, um die Vorgaben zu erreichen.

Deutlich optimistischer zeigte sich das Analysehaus Warburg Research nach Zahlen und hob seine Empfehlung von "Hold" auf "Buy" an. Das Kursziel lautet unverändert 32 Euro. Die Aktie sei seit Mai deutlich unter Druck geraten aus Sorge, dass die Jahresziele in einem verschlechterten Konjunkturumfeld nicht erreicht würden, schrieb Analyst Malte Schaumann. Jetzt wo der neue Ausblick bekannt sei und die Auswirkungen begrenzt blieben, spreche er der weit gesunkenen Aktie des Technologiekonzerns eine Kaufempfehlung aus.

Skeptisch bleibt Analyst Markus Jost vom Analysehaus Independent Research. Sein Rat lautet weiterhin, die Jenoptik-Aktie zu verkaufen. Das Kursziel senkte er von 25 auf 24,50 Euro. Die durch höhere Kosten und Investitionen beeinflussten Rückgänge auf der Ergebnisebene seien meist größer als erwartet ausgefallen, monierte er. Zudem reduzierte er seine Prognosen.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Die Aktionäre haben seit einigen Monaten wenig Freude an der Jenoptik-Aktie. Seit dem Jahreshoch Ende April bei 36,80 Euro hat das Papier rund 40 Prozent an Börsenwert verloren. Seit Jahresanfang ging der Kurs der Aktie um mehr als sechs Prozent zurück.

Allerdings können Anteilseigner, die Jenoptik-Aktien schon seit Jahren besitzen, eine positive Bilanz ziehen. Der Wert des Titels hat sich in den vergangenen drei Jahren um mehr als ein Drittel erhöht und kostet doppelt soviel wie vor fünf Jahren./mne/knd/fba

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