Kampf um die Gaming-Industrie: Sony und Microsoft gehen Bündnis ein – Haben sie eine Chance gegen die Giganten Amazon und Google?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Hersteller der beiden konkurrierenden Spielekonsolen Xbox und PlayStation, Microsoft und Sony, bündeln ihre Kräfte in einer strategischen Partnerschaft.

Die Zusammenarbeit erstrecke sich vom Streamen von Spielen und Inhalten über neue Bildsensoren bis hin zu Künstlicher Intelligenz (KI), teilten die beiden Unternehmen am Donnerstag mit. Die Vereinbarung stärkt vor allem das Microsoft-Cloud-Geschäft Azure für Internet-basierte Anwendungen, weil Sony darüber Spiele und Medien-Inhalte per Streaming an die Kunden bringen will. Der Sony-Konzern, der auch im großen Stil Zulieferer von Kamera-Chips für Handys ist, könnte zudem mit Microsoft und dessen hauseigener KI neue Bildsensoren entwickeln.

Sony-Chef Kenichiro Yoshida erklärte, beide Unternehmen arbeiteten zwar bereits seit Jahren in verschiedenen Bereichen zusammen, seien aber eben auch Rivalen. Die nun vereinbarte gemeinsame Entwicklung neuer Cloud-Anwendungen werde das Geschäft mit interaktiven Inhalten voranbringen.

Die Kooperation stärkt Sony und Microsoft vor allem in ihrem Konkurrenzkampf mit Amazon und Google.

Amazon besetzt gleich mehrere Felder im Gaming-Bereich

Das ursprünglich als Online-Händler gestartete Amazon ist Marktführer im Cloud-Geschäft und zuletzt auch in dem Spielemarkt vorgestoßen. Das Unternehmen arbeitet an einem eigenen Gaming-Streamingservice, der 2020 veröffentlicht werden soll. Zudem ist Amazon bereits direkt mit seiner Game-Engine Lumberyard in den Markt involviert. Lumberyard ist kostenlos verfügbar und stellt Entwicklern eine Reihe von Tools zur Verfügung, mit der eigene Spiele konzipiert werden können.

Zudem ist es eng mit dem Livestreaming-Videoportal Twitch verknüpft, welches Amazon im Jahr 2014 für etwa eine Milliarde Dollar gekauft hat und dadurch auch indirekt am Spielemarkt partizipiert. Auf Twitch können Spieler sich dabei filmen, wie sie Videospiele spielen und dabei ihre Zuschauer unterhalten. Diese sogenannten „Let´s Plays“ haben in den letzten Jahren einen enormen Stellenwert in der Unterhaltungsbranche vor allem bei jüngerem Publikum gewonnen. Auch professionelle Turniere aus dem „E-Sport“-Bereich werden auf Twitch übertragen und weisen teilweise Zuschauer-Zahlen in Millionenhöhe auf.

Google will mit „Stadia“ die Art des Spielens revolutionieren

Google hat im März 2019 mit seiner Ankündigung der hauseigenen Gaming-Plattform „Stadia“ ein enormes Beben in der Gaming-Industrie ausgelöst. Stadia soll eine Streaming-Plattform für Videospiele werden. Das bedeutet, dass die Spiele nicht mehr auf den eigenen PC heruntergeladen werden müssen, sondern direkt auf den Servern des Google-Datacenters laufen und über das Internet auf den Bildschirm zuhause gestreamt werden. Teure Hardware, wie beispielsweise eine Konsole oder ein aufs Gaming ausgelegter Computer, wird somit für den Spieler obsolet.

Die Details: Google´s Spiele-Plattform „Stadia“ - Angriff auf Sony, Microsoft und Nintendo - Ist das Ende der Konsole gekommen?

Mit diesem Vorstoß bedroht Google ganz klar die Existenz der Konsolen von Sony und Microsoft. Der Markt für Spielekonsolen wird seit Jahren vor allem von Sony, Microsoft und Nintendo dominiert - auch neue technologische Entwicklungen haben dem stabilen Markt wenig anhaben können. Das könnte sich nun mit dem Weg in die Cloud ändern. Durch die Eliminierung der Notwendigkeit einer Konsole oder eines Gaming-PCs, der aus teilweise sehr teurer Hardware besteht, ist die Eintrittsbarriere in die Spiele-Landschaft noch einmal stark vermindert worden.

Der Konkurrenzkampf ist also bereits eröffnet. Angesichts der neuen Bedrohung durch die beiden Giganten Google und Amazon ist es sinnvoll, dass Sony und Microsoft ein engeres Bündnis schmieden, um ihre lange Marktdominanz nicht auf einen Schlag zu verlieren, sollte beispielsweise „Stadia“ voll durchstarten.

Bisher schlägt sich vor allem Sony seit Jahren gut, wenn man sich die Entwicklung der Aktie anschaut. Seit 2012 befindet sich das Wertpapier in einem langfristigen Aufwärtstrend.

Sony Entwicklung seit 2009

Auf mittelfristiger Ebene die größten Gewinner im neu entfachten Kampf um die Zukunft der Industrie dürften die Spiele-Entwickler sein, denn eine größere Konkurrenz unter den Anbietern und der Kampf um die besten Spiele-Titel wird sicher wohlwollende Auswirkungen auf die Lizenzpreise haben. Langfristig droht beispielsweise mit dem Erfolg von Googles allumfassender Plattform die Gefahr einer Monopolstellung, die wiederum für Preisklammern sorgen könnte.

Von Alexander Mayer mit Material von Reuters

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Titelfoto: Barone Firenze / Shutterstock.com

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