Kutzers Zwischenruf: Grün investieren für den Klimaschutz

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Von den übergeordneten Mega-Themen bewegt keines die Anleger so intensiv wie Nachhaltigkeit mit ihren verschiedenen Facetten, insbesondere mit dem Umwelt- und Klimaschutz. Seit dem vergangenen Jahr sind praktisch alle Banken, Investmentgesellschaften und Vermögensverwalter damit beschäftigt, ihren Produkten, Dienstleistungen und sich selbst einen grünen Anstrich zu geben. Jetzt sind internationale Analysten überzeugt, dass die Rückkehr der USA zum Pariser Abkommen gibt der „Green Economy“ noch einen Schub verleihen wird.

Klare Worte von Sébastien Galy (Nordea Asset Management), der den erneuten Beitritt der USA zum Pariser Klimaabkommen voller Optimismus kommentiert: Wahrscheinlich wird der Richtungswechsel unter Joe Biden zu einer groß angelegten Entwicklung von Wind- und Solarenergie, Elektrofahrzeugen, Batterien und der Finanzierung von neuen Kraftstoffen führen. Es könnte auch die Einführung eines CO2-Preissystems bedeuten, das der Präsident befürwortet, sowie die Rücknahme von Maßnahmen der Trump-Administration, die zur Umweltverschmutzung beitragen.

Während die ökologischen Herausforderungen weiterhin komplex sind, gibt es eine gute Nachricht: Investoren sind im Begriff, auf „grün“ zu schalten. Laut der Climate Bond Initiative tauchten die Emittenten grüner Anleihen gegen Ende des zweiten Quartals 2020 vorsichtig in den Markt ein, aber im dritten Quartal kehrte das Vertrauen in Hülle und Fülle zurück, was zu dem produktivsten dritten Quartal führte, das jemals verzeichnet wurde: Ende Oktober 2020 erreichte der jährliche globale Markt für grüne Anleihen und Kredite 194,6 Mrd. Dollar. Immer beliebter werden dabei sogenannte Green-Bonds-Fonds und ETFs: In Europa gibt es bereits über 50 aktive Fonds und ETFs, welche auf Anleihen setzen, die Projekte gegen den Klimawandel finanzieren. Etliche sind auch in der deutschsprachigen Region erhältlich.

Wie breit dieser Markt mittlerweile geworden ist, beschreibt die internationale Finanzinformations- und Analysegesellschaft Morningstar: Zu den prominenten Zertifizierungen im Jahr 2020 gehören grüne Staatsanleihen aus Chile und den Niederlanden, große chinesische Banken, der Automobilhersteller Volkswagen und der japanische Schnellzugnetzbetreiber JRTT. Insgesamt wurden zertifizierte grüne Anleihen und Kredite nun von über 160 Organisationen aus 36 Nationen ausgegeben und beeinflussen die Ausrichtung des grünen Marktes in Richtung Best Practice sowohl in entwickelten als auch in aufstrebenden Volkswirtschaften.

Grüne Anleihen finanzieren Projekte, die positive Auswirkungen auf die Umwelt und/oder das Klima haben. Der Markt für grüne Anleihen nahm seinen Ausgang im Jahr 2007 mit der Emission von AAA-gerateten Anleihen der multilateralen Institutionen Europäische Investitionsbank (EIB) und Weltbank. Anfangs wurden diese Anleihen hauptsächlich von supranationalen Finanzinstitutionen ausgegeben, dann wurde die erste grüne Kommunalanleihe im Juni 2013 vom US-Bundesstaat Massachusetts ausgegeben und im November 2014 gab es einen Wendepunkt im Markt, als die erste grüne Unternehmensanleihe von Vasakronan, einer schwedischen Immobiliengesellschaft, ausgegeben wurde. Europäische Anleger haben die Wahl zwischen 51 offenen Publikumsfonds und 5 börsengehandelten Fonds, die auf grüne Anleihen spezialisiert sind. Allein 2020 wurden 8 dieser Produkte aufgelegt. Diese Produkte verwalten Ende November 2020 insgesamt 14 Milliarden Euro und haben in den ersten elf Monaten des Jahres 6,4 Milliarden Euro an Nettomittelzuflüssen angezogen.

Es wird erwartet, dass der Markt für grüne Anleihen, der stark von institutionellen Investoren angetrieben wird, in den kommenden Jahren weiter wachsen dürfte. Anleger sollten jedoch auf die Qualität der Emissionen achten und nicht nach eingängigen Marketingkampagnen investieren. Da der Markt noch am Anfang seiner Entwicklung steht, sollten Investoren insbesondere die Risiken des sogenannten „Greenwashings“ im Auge behalten, d.h. die Gefahr, dass ungeeignete Projekte eine Finanzierung erhalten.

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