Kutzers Zwischenruf: Wenn das Weltbild immer trüber wird (1) – Gold für ängstliche Anleger

Hermann Kutzer · Uhr

Die Weltlage ist schlecht (was die Börse nicht widerspiegelt). Ihre internationalen Probleme sind komplex und kompliziert. Das erschwert konzertierte Aktionen der Politik. Schlimmer noch: Auf verschiedenen Ebenen wächst die Gefahr weiterer Zuspitzung. So drohen Rezession, ein Zerfall Europas, Gefahr für Marktwirtschaft und Demokratie - von den geopolitischen Risiken ganz abgesehen. Eine verkürzende Vereinfachung dieser trüben Entwicklung verbietet sich eigentlich. Dennoch versuche ich, in einem Zweiteiler dem Privatanleger beispielhafte Alternativen zu schildern - als Orientierungshilfen für die individuelle Strategie. Denn ich plädiere bekanntlich dafür, dass sich jeder Anleger zuallererst intensiv selbst erforschen sollte, was er will, wie seine Ausgangslage und Zielsetzung aussehen. Dazu gehört, dass er als „Kümmerer“ mehr Zeit für sein Investment investiert und sich sein eigenes Weltbild zeichnet.

Zunächst eine „bärische“ Variante. Wer Angst vor der Zukunft hat, wer einen tiefen und nachhaltigen Abschwung der Weltwirtschaft sowie weltpolitische Krisen und Kriege befürchtet, der wird sich an der Börse zurückhalten. Auch die als so sicher geltenden Staatsanleihen sind im Null-Zins-Zeitalter keine Wahl. Es drängen sich klassische Sachwerte auf, also Immobilien und Edelmetalle. Im Normalfall hat das selbstgenutzte Eigenheim aus verschiedenen Gründen für mich Priorität - im Krisenfall nicht. Gold, und zwar in physischer Form (Münzen und Barren) sollte im Mittelpunkt der Kapitalanlage stehen. Wenn seriöse Edelmetallfirmen (Vorsicht, fallen Sie nicht auf Betrüger herein!) jetzt die Vorteile von Gold und Silber herausstellen, dann zu Recht,  denn es geht bei diesen „Substanzwerten“ nicht in erster Linie um die Preisentwicklung.

Erster Punkt: Verfügbarkeit und Mobilität. Edelmetalle kann man jederzeit einfach und schnell verkaufen, da es einen Marktpreis gibt, der für alle weltweit gilt. Gegebenenfalls kann man physische Edelmetalle überall mitnehmen und weltweit leicht verkaufen. Nicht zu vergessen ist das Klumpenrisiko bei Haus und Grund: Eine einzige Immobilie kostet typischerweise mehrere hunderttausend Euro, sodass diese schnell einen verhältnismäßig großen Vermögenanteil ausmachen kann und die Liquidität des Besitzers blockiert. Eine Anlage in Edelmetalle ist viel liquider, da jederzeit ein Teil der Anlage verkauft werden kann und man so handlungsfähiger bleibt. Sodann gilt es auch die Anlagekosten zu berücksichtigen. Beim Kauf und Verkauf einer Immobilie fallen zahlreiche Kosten an, da Gutachter, Makler, Notare und nicht zuletzt der Staat über die Grunderwerbsteuer mitverdienen wollen. Hinzu kommen die Unterhaltskosten wie Reparaturen, Renovierungen, Grundsteuer, Finanzierungskosten, die im Laufe der Zeit auch unplanmäßig steigen können, sodass sich die Rendite in Luft auflösen kann.  Bei Edelmetallen ist die Angelegenheit wesentlich einfacher, denn nach einer Haltefrist von lediglich einem Jahr ist die Anlage praktisch steuerfrei. Mit physischen Edelmetallen ist man also nicht so langfristig gebunden und wesentlich flexibler.

Fazit: Immobilien erleben seit Jahren einen regelrechten Boom. Wann dieser Trend zu Ende geht, kann keiner seriös beantworten, doch sollten sich Besitzer von mehreren Immobilien fragen, ob es vielleicht nicht besser wäre, die aktuelle Hochpreisphase zu nutzen und unliebsame Immobilien gewinnbringend zu verkaufen. Edelmetalle bieten sich dem betont vorsichtigen, eher ängstlichen Privatanleger zur Sicherheit an - allen voran physisches Gold.

Im nächsten „Zwischenruf“ werde ich eine optimistische, also „bullische“ Version skizzieren.

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