Linde erwartet im zweiten Halbjahr nur leichte Erholung

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München (Reuters) - Der weltgrößte Industriegasehersteller Linde geht nicht von einem raschen Konjunkturaufschwung aus.

"Das laufende zweite Quartal wird das schwierigste für Linde werden. Im dritten und im vierten Quartal rechnen wir mit einer leichten Erholung", sagte Vorstandschef Steve Angel dem "Handelsblatt" in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview. "Doch steil wird es nicht bergauf gehen." Er gehe von einem Rückgang des Gase-Absatzvolumens um einen niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentsatz in diesem Jahr aus. Das liege auch daran, dass es nach Ansicht von Experten zu einer zweiten Welle der Corona-Pandemie kommen werde. "2021 wird schon wieder besser laufen als dieses Jahr", sagte Angel.

Das aus der deutschen Linde AG und dem US-Konzern Praxair entstandene Unternehmen hatte Anfang Mai seine Gewinnprognosen unter dem Eindruck der Coronakrise gesenkt. Im schlimmsten Fall könnte der Gewinn demnach 2020 sinken statt wie erwartet um mehr als zehn Prozent zulegen. In China habe Linde schon wieder 90 Prozent des Niveaus vor der Krise erreicht. Europa und vor allem Deutschland sei den USA "in Sachen Erholung einen guten Schritt voraus", sagte Angel der Zeitung.

Nach der Coronakrise setze Linde verstärkt auf das Geschäft mit Wasserstoff, der im Zuge der Reduzierung des CO2-Ausstoßes eine größere Rolle spielen werde. Der Konzern mache mit dem Gas bereits mehr als zwei Milliarden Dollar Umsatz. "Und angesichts der erwarteten Investitionsvorhaben von mehr als 100 Milliarden Dollar denke ich, dass sich unser Wasserstoffgeschäft in Zukunft vervierfachen könnte", sagte Angel.

Der Vorstandschef bestätigte zum ersten Mal, dass Linde in Deutschland 834 Stellen abbauen werde. Darauf habe man sich mit dem Betriebsrat geeinigt. Die Gewerkschaft IG Metall hatte die Pläne schon im Herbst enthüllt. "Ob darüber hinaus Maßnahmen nötig sind, hängt von der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung ab", fügte Angel hinzu.

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