Lufthansa: 700 Flieger bleiben am Boden ++ HeidelbergCement: Prognose ist Geschichte ++ Wirecard: Einbindung von WeChat Pay ++ Dax nach EZB Ankündigung im Plus

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die New Yorker Börse stellt wegen der Corona-Pandemie von kommendem Montag an voll auf elektronischen Handel um. Es handele sich dabei um eine Vorsichtsmaßnahme zum Schutze der Mitarbeiter, hieß es in einer Mitteilung der weltweit größten Wertpapierbörse am Mittwochabend (Ortszeit).

„Unsere Märkte sind voll und ganz in der Lage, vollelektronisch zu arbeiten“, teilte NYSE-Leiterin Stacey Cunningham mit. Einen Termin für die Wiedereröffnung des weltbekannten Handelsparketts wurde zunächst nicht genannt. Nach US-Medienberichten hatte es zuvor zwei bestätigte Coronavirus-Infektionen an der Wall Street gegeben.

„Während wir den vorsorglichen Schritt unternehmen, die Handelsräume zu schließen, sind wir weiterhin der festen Überzeugung, dass die Märkte offen und für Investoren zugänglich bleiben sollten“, fügte Cunningham hinzu. Alle NYSE-Märkte würden trotz der Schließung des Parketts weiter zu den üblichen Handelszeiten betrieben.

Dax startet im Plus

Nach der Ankündigung eines weiteren Corona-Notpakets durch die Europäische Zentralbank (EZB) hat sich der deutsche Aktienmarkt am Donnerstag stabilisiert. Der Dax lag im frühen Handel mit 8447,82 Punkten moderat im Plus. Im vorbörslichen Aktienhandel am frühen Morgen war der deutsche Leitindex noch über fünf Prozent schwächer indiziert worden.

Im Kampf gegen die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie hat die EZB in der Nacht ein Notkaufprogramm für Anleihen in Höhe von 750 Milliarden Euro angekündigt. Es soll dabei um Wertpapiere der öffentlichen Hand und der Privatwirtschaft gehen. „Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliches Handeln“, schrieb EZB-Chefin Christine Lagarde auf Twitter.

Der MDax stieg um 1,04 Prozent auf 18 097,78 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 legte um 1,4 Prozent zu.

Lufthansa: Gewinn bricht 2019 deftig ein

Der Lufthansa-Konzern streicht sein Flugprogramm wegen der Coronakrise noch stärker zusammen als bisher bekannt. Bis 19. April fänden nur noch rund fünf Prozent der ursprünglich geplanten Flüge statt, teilte der Dax-Konzern am Donnerstag bei der Vorlage der Bilanz in Frankfurt mit. Von den 763 Flugzeugen des Konzerns blieben vorläufig rund 700 am Boden. Fernflüge bietet die Lufthansa nur noch ab Frankfurt und dreimal pro Woche mit der Tochter Swiss ab Zürich an. In München sollen nur noch Maschinen des Ablegers Lufthansa Cityline abheben. Aktuell geht es vor allem darum, Menschen aus dem Ausland in ihre Heimat zurückzuholen.

Zu einer Prognose für die Geschäftsentwicklung in diesem Jahr sah sich Vorstandschef Carsten Spohr weiterhin nicht in der Lage. „Die Verbreitung des Coronavirus hat die gesamte Weltwirtschaft und auch unser Unternehmen in einen bislang ungekannten Ausnahmezustand versetzt.“ Die Folgen könne derzeit niemand absehen. „Je länger diese Krise andauert, desto wahrscheinlicher wird es, dass die Zukunft der Luftfahrt ohne staatliche Hilfe nicht gewährleistet werden kann.“

Der Manager hatte bereits vergangene Woche berichtet, dass die Lufthansa mit Regierungen von Deutschland, Österreich, Belgien und der Schweiz über mögliche Unterstützung spricht. In den Nachbarländern ist die Lufthansa mit ihren Töchtern Austrian, Brussels und Swiss vertreten. Brussels und Austrian sowie die italienische Tochter Air Dolomiti haben ihren regulären Betrieb ausgesetzt. Die Tochter Lufthansa Cargo hält ihre Frachterflotte hingegen in der Luft. Lufthansa prüft sogar, wie sie Passagierflugzeuge ohne Passagiere für reine Frachtflüge einsetzen könnte.

Um die Krise zu überstehen, versucht die Lufthansa ihr Geld so weit wie möglich zusammenzuhalten. Die Aktionäre sollen – wie bereits bekannt – auf die Dividende für 2019 verzichten. Außerdem hat sich der Konzern neue Kredite gesichert und will seine Flugzeuge als Sicherheit nutzen, um an weiteres Geld zu kommen. Für die Mitarbeiter in den Heimatmärkten beantrage das Unternehmen Kurzarbeit, sagte Finanzvorstand Ulrik Svensson. Der gesamte Vorstand erklärte sich zudem bereit, auf 20 Prozent seines Grundgehalts 2020 zu verzichten.

Im abgelaufenen Jahr musste die Lufthansa wegen einer Preisschlacht im Europageschäft und gestiegener Kerosinpreise einen herben Gewinnrückgang hinnehmen. Während der Umsatz um 2,5 Prozent auf 36,4 Milliarden Euro stieg, sackte der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (bereinigtes Ebit) um 29 Prozent auf gut zwei Milliarden Euro zusammen. Der Nettogewinn brach sogar um 44 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro ein.

Aktie hat stark gelitten

Seit Jahresbeginn hat das Papier bereits rund die Hälfte seines Werts verloren. Allein am Mittwoch war der Kurs um mehr als sieben Prozent abgesackt. Mit einem Börsenwert von nur noch rund vier Milliarden Euro ist die Lufthansa Schlusslicht unter den 30 Dax-Konzernen.

Heidelberg Cement wirft Prognose über Bord

Der Baustoffkonzern gibt wegen des neuartigen Coronavirus keinen Ausblick mehr auf das laufende Jahr. Zuvor wollte das Dax-Unternehmen Umsatz und operatives Ergebnis leicht gegenüber 2019 steigern. „Die massiven Maßnahmen zur Eindämmung des Virus erfordern fortwährende Anpassungen bei der operativen Steuerung unserer Geschäfte“, sagte Unternehmenschef Dominik von Achten am Donnerstag bei Vorlage der Zahlen für das Gesamtjahr 2019. Täglich müsse das Unternehmen die Situation neu bewerten.

Es sei derzeit nicht abzuschätzen, wie lange die Vorsorgemaßnahmen anhielten und welche Auswirkungen dies auf die Bautätigkeit in den einzelnen Ländern habe. „Vor diesem Hintergrund ist ein seriöser Ausblick auf das Geschäftsjahr 2020 zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht möglich.“ Seine Hauptversammlung verschiebt das Unternehmen auf einen späteren Zeitpunkt.

Kurz & knapp:

Wirecard: Der Dax-Konzern baut sein E-Commerce-Angebot für chinesischeOnline-Shopper weiter aus. Mit Wirecard können europäische Händler innerhalb weniger Minuten die beliebte chinesische Zahlungsmethode WeChat Pay in ihrem Online-Shop integrieren. Chinesische Konsumenten können somit online und per App bei diesen Händlern einkaufen und ihre Einkäufe nun per WeChat Pay bezahlen. Diese Lösung ist ideal für europäische Händler, die im umkämpften und wachsenden chinesischen E-Commerce-Markt Fuß fassen wollen. Das Komplettangebot umfasst außerdem die Logistik und Verzollung, die von der Schweizerischen Post übernommen werden, sowie Beratung und Trainings, damit Händler möglichst schnell und effektiv liefern können.

Koenig & Bauer: Der Druckmaschinen-Hersteller will nach einem schwachen Jahr die Kosten senken. Bis 2024 sollen die Kosten um mehr als 70 Millionen Euro niedriger liegen, wie der SDax-Konzern am Donnerstag in Würzburg mitteilte. Sinken sollen vor allem die Herstellungskosten im Neumaschinengeschäft, dazu gehörten Einsparungen im Einkauf sowie weitere Maßnahmen. Für das Programm veranschlagt Vorstandschef Claus Bolza-Schünemann Einmalkosten von 30 bis 40 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr schrumpfte der Umsatz um 0,6 Prozent auf 1,22 Milliarden Euro, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern brach um gut ein Drittel auf 56 Millionen Euro ein. Unter dem Strich stand ein Gewinnrückgang um 40 Prozent auf 38,4 Millionen Euro. Die Dividende für das vergangene Jahr soll wegen der Unsicherheiten um die Coronakrise ausgesetzt werden.

Krones: Der Maschinenbauer streicht die Dividende zusammen. Aktionäre sollen für 2019 eine Zahlung von 0,75 Euro erhalten, nach 1,70 Euro im Vorjahr, wie der Hersteller für Verpackungs- und Abfülltechnik am Donnerstag in Neutraubling mitteilte. Im vergangenen Jahr brach der Nettogewinn wegen hoher Personal- und Umbaukosten sowie Abschreibungen ein. Er lag bei 9,2 Millionen Euro, verglichen mit 151 Millionen Euro 2018.

Für das neue Jahr warnte Krones, dass belastbare Aussagen zum Umsatz und Ergebnis wegen der Coronoa-Pandemie derzeit nicht „seriös einzuschätzen“ seien. Mit dem Blick auf die Erkenntnisse von Anfang März rechnet der Konzern mit einem Umsatz auf dem Niveau des Vorjahres von knapp 3,9 Milliarden Euro. Die operative Marge soll sich nach diesen Berechnungen dann wieder verbessern und 6,7 bis 7,2 Prozent erreichen. 2019 fiel sie von 7,9 Prozent auf 5,7 Prozent. Die mittel- und langfristigen Aussichten sieht Krones „unverändert positiv, denn die Nachfrage der Konsumenten nach abgepackten Getränken und flüssigen Lebensmitteln wird weltweit weiter wachsen“.

Vossloh: Nach der Trennung von verlustreichen Aktivitäten soll es beim Verkehrstechnikunternehmen im laufenden Jahr wieder aufwärts gehen. Der Vorstand erhofft sich 2020 dank der eingeleiteten Sparmaßnahmen eine spürbare Verbesserung der Profitabilität, wie der Konzern am Donnerstag zur Vorlage seiner Zahlen für das vergangene Jahr in Werdohl mitteilte. So soll die bereinigte Marge bezogen auf das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit-Marge) 2020 auf 7 bis 8 Prozent steigen, nach 6,1 Prozent im Vorjahr. Der Umsatz soll zwischen 0,90 und 1 Milliarde Euro liegen. 2019 hatte Vossloh den Umsatz vor allem dank guter Geschäfte mit Schienenbefestigungssystemen etwa in Nordamerika und einer Übernahme in Australien um knapp sechs Prozent auf 916,4 Millionen Euro gesteigert. Das bereinigte Ebit, aus dem etwa die Kosten für das Umbauprogramm herausgerechnet sind, stieg um drei Prozent auf 55,7 Millionen Euro. Unter dem Strich rutschte Vossloh hingegen weit ab in die roten Zahlen: Der Verlust lag bei 136,8 Millionen Euro, nach einem Gewinn von knapp 23 Millionen ein Jahr zuvor.

Unterdessen stellt Vossloh mit Blick auf die Corona-Krise auch seinen Dividendenvorschlag unter Vorbehalt. Ursprünglich sollte eine stabile Dividende von 1 Euro gezahlt werden. Der Vorstand behält sich nun aber vor, den Dividendenvorschlag gegebenenfalls anzupassen. Ob die ursprünglich für Ende Mai geplante Hauptversammlung zu diesem Termin stattfindet, will das Unternehmen spätestens bis Mitte April entscheiden.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: Dmitry Birin / Shutterstock.com

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