Lufthansa: Aktie kann auch im MDax noch nicht wieder in Schwung kommen – Thiele sorgt mit Erinnerung an die harte Realität für miese Stimmung bei den Anlegern

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Die Aktien der krisengeschüttelten Lufthansa  haben seit ihrem Dax-Abstieg vor einer Woche auch im MDax bisher keinen Tritt gefasst. An diesem Montag rutschten sie mit 8,594 Euro auf den tiefsten Kurs seit Ende Mai und verloren heute in der Spitze 3,42 Prozent auf 8,686 Euro. Derzeit liegt das Minus noch bei knapp 2,9 Prozent.

In einer Woche der MDax-Mitgliedschaft haben sie inzwischen fast 15 Prozent eingebüßt. Seit ihrem Zwischenhoch vor gut drei Wochen summieren sich die Verluste sogar auf rund 31 Prozent. Damals hatten sie mit einem Anstieg bis auf 12,56 Euro auf den höchsten Stand seit Ende Februar wie der gesamte Reise- und Freizeitsektor vom allmählichen Wegfall weltweiter Reisebeschränkungen profitiert.

Thiele vermiest mit Realitätscheck die Stimmung der Anleger

Zweifel, ob auf der Hauptversammlung am vergangenen Donnerstag das staatliche Rettungspaket angenommen werden würde, hatten den Kurs die Tage davor belastet. Die Erleichterung nach der Zustimmung der Aktionäre zum Rettungspaket währte aber anschließend nur kurz.

Nach einem Interview mit der „Bild am Sonntag“ avisierte nun Großaktionär Heinz Hermann Thiele nach der staatlichen Rettung einen „schmerzhaften Weg“ während einer „fünf bis sechs Jahre“ dauernden Sanierung. Ein Börsianer sah daher an diesem Montag die Lufthansa-Anleger noch einmal an die harte Realität erinnert, zumal Thiele auch eher Patriotismus als finanzielle Erwägungen als Grund für sein Engagement angeführt habe. Thiele hatte seinen Anteil unlängst auf mehr als 15 Prozent aufgestockt und bis kurz vor der Hauptversammlung offengelassen, ob er dem Rettungspaket zustimmt.

Die Verhandlungen über Einsparungen beim Personal gehen derweil gnadenlos weiter: Die Gewerkschaft Verdi verlangte am Montag für die rund 35.000 von ihr vertretenen Beschäftigten einen besseren Schutz vor Jobverlusten und warnte vor einer Zerschlagung des Konzerns.

Bei den Beschäftigten gebe es eine große Bereitschaft, für die Wettbewerbsfähigkeit der Lufthansa einzustehen, erklärte die Verdi-Vizevorsitzende Christine Behle am Montag. Sparbeiträge seien angeboten worden. Die Menschen erwarteten aber im Gegenzug Sicherheit. „Die Beschäftigten können es sich nicht leisten, dem Unternehmen einen Blankoscheck auf ihre eigene Zukunft auszustellen.“ Auch existenzgefährdende Lohnverluste will die Gewerkschaft nicht hinnehmen.

Verdi verhandelt als eine von drei Gewerkschaften über Sparbeiträge der Beschäftigten zur Bewältigung der Corona-Flaute. Sie vertritt vor allem das Boden- und Technikpersonal. Die nächsten Gespräche finden an diesem Dienstag (30. Juni) in Frankfurt statt. Für die Kabine hat die Gewerkschaft Ufo bereits eine Vereinbarung getroffen und bei den Piloten ist die Vereinigung Cockpit noch in Verhandlungen.

Flugbetrieb wird wieder hochgefahren

Ihren Flugbetrieb will die Airline nun aber wieder hochfahren. Das Unternehmen veröffentlichte am Montag seinen Flugplan bis zum 24. Oktober dieses Jahres. Dann soll etwa jedes zweite Flugzeug der Konzernmarken wieder in der Luft sein, rund 380 von 760 Jets. Geflogen würden über 40 Prozent des früheren Programms, womit 90 Prozent der Kurz-und Mittelstreckenziele sowie mehr als 70 Prozent der Langstreckenziele abgedeckt seien. Eindeutiger Schwerpunkt ist der Mittelmeerraum.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: Dmitry Birin / Shutterstock.com

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