Lufthansa: Ölpreis drückt Aktie in die Knie ++ Wirecard: „Erwarten signifikantes Wachstum“ ++ VW: Einigung im Dieselskandal in Australien

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Da sind Handelsstreit und Brexit mal aus den Köpfen der Anleger raus, da schepperts im Nahen Osten. Die USA machen wohl den Iran für die Drohnen-Angriffe auf Öl-Anlagen in Saudi-Arabien verantwortlich, zu denen sich die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen aus dem Bürgerkriegsland Jemen bekannt hatten. „Wir haben Anlass zu glauben, dass wir den Täter kennen und warten mit geladener Waffe auf die Bestätigung“, schrieb US-Präsident Donald Trump in der Nacht zum Montag auf Twitter.

Man warte darauf, wen Saudi-Arabien – Erzrivale des Iran in der Region – für die Angriffe verantwortlich mache und unter welchen Bedingungen man handeln werde. Ein US-Regierungsvertreter untermauerte den am Wochenende geäußerten Vorwurf der USA, dass der Iran hinter der Attacke steckt. Es gebe Hinweise, dass die Flugkörper aus west-nordwestlicher Richtung und damit aus Richtung des Iran gekommen seien, sagte er.

Der Preis für die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee stieg zeitweise um knapp 20 Prozent auf ein Vier-Monats-Hoch von 71,95 Dollar je Barrel. Das ist der größte Kurssprung seit dem Golfkrieg von 1991.

Braucht China doch schnell einen Deal?

Der Handelskrieg mit den USA erschwert es China, seine ursprünglichen Wachstumsziele einzuhalten. „Es ist eine ziemlich schwere Aufgabe für eine so große Volkswirtschaft wie China, schnelle Wachstumsraten von mehr als sechs Prozent vor dem Hintergrund der ungewissen internationalen Situation zu wahren“, sagte Chinas Premier Li Keqiang vor einem am Montag beginnenden Besuch in Russland in einem Interview der russischen Nachrichtenagentur Tass.

Peking plant für dieses Jahr ein Wachstum von 6,0 bis 6,5 Prozent. Im zweiten Quartal fiel das Wachstum der zweitgrößten Volkswirtschaft aber schon auf 6,2 Prozent – so wenig wie seit fast drei Jahrzehnten nicht mehr. Der Abwärtsdruck nimmt noch zu. Neue Daten, die das Statistikamt am Montag veröffentlichte, zeigen eine unerwartet schwache Entwicklung in der Industrieproduktion, dem Einzelhandelsumsatz und den Investitionen in Sachanlagen.

Dax klar im Minus

Das der deutsche Leitindex nach 8 Handelstagen im Plus mal durchschnauft ist eigentlich ganz normal. Allerdings wird die Verschnaufpause durch die Entwicklung im Nahen Osten verstärkt. Die Gefahr eines Vergeltungsschlags durch Saudi-Arabien und den USA lässt die Anleger vorsichtiger werden und einige Gewinne sichern. Der hohe Ölpreis, den der Konflikt ausgelöst hat, könnte zudem eine weitere Belastung für die Märkte werden. Daher startet der Dax heute 0,70 Prozent niedriger in die neue Woche mit 12.380,88 Punkten.

Besonders die Aktien der Lufthansa stehen zum Handelsauftakt unter Druck. Der starke Anstieg des Ölpreises könnte zu einer großen Belastung für die größte deutsche Fluglinie werden. Daher reagieren die Anleger hier heute besonders sensibel und lassen das Wertpapier über 3 Prozent tiefer fliegen.

Wirecard: Neuer Deal soll sich „signifikant“ auswirken

Der Konzern aus Aschheim bei München kooperiert künftig mit dem Kreditkartenanbieter Unionpay und verspricht sich davon kräftige Zuwächse. „Der chinesische Markt ist gigantisch, wir erwarten ein signifikantes Wachstum durch die Zusammenarbeit mit UnionPay“, sagte Firmenchef Markus Braun in einem am Montag veröffentlichten Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. Die Kooperation sei ein wichtiger Baustein in der internationalen Expansionsstrategie. „Die Region Asien, insbesondere China, hat eine große Bedeutung für uns und birgt großes Potenzial.“

Wirecard schafft unter anderem die technische Voraussetzung, dass Händler im Ausland Kreditkarten von Unionpay akzeptieren können. Zudem erhalten nicht-chinesischen Staatsangehörigen die Möglichkeit, in China mit Unionpay-Karten zu bezahlen. Laut dem Branchendienst Nilson Report ist Unionpay der mit Abstand größte Kreditkartenemittent gefolgt von Visa und Mastercard.

Wirecard arbeitete bereits in ein paar Ländern mit Unionpay zusammen, nun kooperieren die beiden auf globaler Ebene. „Das Volumen, das künftig über unsere Systeme abgewickelt wird, dürfte in die Milliarden gehen“, erläuterte Braun. Bei jeder Unionpay-Transaktion nimmt Wirecard Gebühren ein. Inwieweit sich das auf die Umsätze des Dax-Konzerns auswirkt, ließ Braun offen. Er fügte allerdings hinzu: „Es gibt viele Faktoren, die die Vision 2020 konservativ aussehen lassen.“

Der 20 Jahre alte Finanzkonzern, erst seit rund einem Jahr Mitglied im Dax, steigerte die Umsätze im ersten Halbjahr um mehr als ein Drittel auf gut 1,2 Milliarden Euro. 2020 sollen die Erlöse den aktuellen Plänen zufolge dann auf 3,2 Milliarden Euro anziehen. Wirecard hatte in den vergangenen Monaten zahlreiche Partnerschaften mit weltweit tätigen Konzernen abgeschlossen, unter anderem mit dem Discounter Aldi und dem japanischen Technologieinvestor Softbank.

VW: Dieselskandal in Australien könnte aus der Welt sein

Der Volkswagen-Konzern hat sich mit Sammelklägern in Australien grundsätzlich auf einen Vergleich geeinigt und will damit einen weiteren Rechtsstreit aus dem Weg räumen. Die 100 000 vom Dieselskandal betroffenen australischen Kunden könnten im Schnitt bei Teilnahme aller Fahrzeuge mit einer Zahlung von 1400 australischen Dollar (870 Euro) rechnen, teilte Volkswagen am Montag in Wolfsburg mit. Insgesamt beläuft sich das Volumen damit für die Kundenklagen auf rund 87 Millionen Euro. Der Vergleich muss noch von einem Gericht bestätigt werden. Volkswagen rechnet damit, dass die fünf betroffenen Verfahren bis Frühjahr 2020 abgeschlossen werden.

Die Zivilklage der australischen Wettbewerbs- und Verbraucherbehörde Australian Competition and Consumer Commission (ACCC) gegen Volkswagen steht den Angaben des Unternehmens zufolge ebenfalls kurz vor dem Abschluss, eine Einigung zwischen den Parteien werde in Kürze erwartet, hieß es von VW. Details seien bis zur Gerichtsverhandlung vertraulich. Dieses Verfahren dürfte bis Ende des Jahres abgeschlossen werden.

Kurz & knapp:

Osram: Der Lichtkonzern scheint aktuell mit beiden Übernahmeofferten nicht wirklich einverstanden zu sein. Trotzdem hat sich der Vorstand für das kleinere Über entschieden: „Die finanzielle Attraktivität der Offerte war dabei höher zu gewichten als Kritikpunkte“, teilte Osram am Montag in München mit. Der österreichische AMS-Konzern überbietet mit 38,50 Euro je Aktie die Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle, die den Anteilseignern 35 Euro zahlen wollen. Beide Angebote laufen bis 1. Oktober. AMS senkte ferner zu Wochenbeginn die Mindestannahmeschwelle auf 62,5 von zuvor 70 Prozent.

Senvion: Der insolvente Windanlagenbauer will wesentliche Teile seines Geschäfts an den Konkurrenten Siemens Gamesa verkaufen. Dazu unterzeichneten die beiden Unternehmen eine nicht-bindende Exklusivvereinbarung, wie Senvion am Montag mitteilte. Dabei geht es um ausgewählte europäische Service- und Onshore-Aktivitäten. Eine finale Entscheidung wird bis Ende September erwartet.

„Die heutige Ankündigung bedeutet, dass wir kurz davor stehen, einen sicheren Hafen für einen wesentlichen Teil des Unternehmens und seiner Mitarbeiter zu finden“, erklärte Senvion-Chef Yves Rannou. Mit Blick auf die kommenden Wochen werde das Managementteam „weiterhin alle Anstrengungen unternehmen, um die bestmöglichen Lösungen für den Rest des Unternehmens zu finden.“ Zuvor hatte die Gläubigerversammlung den Insolvenzplan des Unternehmens genehmigt.

Senvion hatte im April Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet und sich auf die Suche nach Investoren begeben. Die Turbinenfertigung in Bremerhaven mit 200 Mitarbeitern steht dabei zum Jahresende vor der Schließung.

Compugroup: Der auf Arztpraxen und Apotheken spezialisierte Softwarehersteller hat wegen Kosten für eine geplatzte Übernahme seine Gewinnprognose für das laufende Jahr gesenkt. In den vergangenen Monaten geführte Gespräche zu einer größeren Übernahme außerhalb Europas seien beendet worden, anfallende Transaktionskosten im niedrigen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich würden das zweite Halbjahr belasten, teilte das Unternehmen am Sonntagabend in Koblenz mit.

Nun rechnet der Vorstand um Chef Frank Gotthardt noch mit einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 175 Millionen Euro bis 190 Millionen Euro. Vorher hatten 190 bis 205 Millionen Euro im Plan gestanden. Im vergangenen Jahr verdiente das Unternehmen mit seinen knapp 5000 Mitarbeitern operativ 182 Millionen Euro.

Von Markus Weingran / dpa-AFX

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Foto: Dmitry Birin / Shutterstock.com

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