Nel: Chaos bei Partner Nikola reißt Aktie des norwegischen Wasserstoff-Spezialisten mit in die Tiefe

onvista · Uhr

Bis vor ein paar Tagen war die Welt noch in Ordnung bei den Norwegern. Im zweiten Quartal kam der langersehnte große Auftrag von Partner Nikola ins Haus geflattert. Das Versprechen mit dem langjährigen Partner das größte Wasserstoff-Tankstellen-Netz in Nordamerika aufzubauen, nahm endlich Gestalt an. Trevor Milton, seit heute der damalige Vorstandsvorsitzende von Nikola, lobte den Auftrag Anfang Juni wie gewohnt in höchsten Tönen: „Wir bauen das größte Wasserstoffnetz der Welt auf und ich könnte nicht stolzer sein, Nel dabei zu haben“, kommentiert Trevor Milton damals die neue Bestellung bei den Norwegern. „Diese Elektrolyseure werden fünf große Wasserstoffstationen unterstützen, die mehrere Staaten und LKW-Routen in den USA abdecken werden. Die Zukunft des sauberen Transports ist da, und Flotten werden Schlange stehen, um mit Nikola Teil des Wandels zu sein.“ Und genau diese Bestellung und die langjährige Partnerschaft fliegt der Nel-Aktie gerade um die Ohren.

Trevor Milton schmeißt das Handtuch

Wie einer Bombe schlug die Nachricht heute früh in die Aktienkurse von Nikola und Nel ein. Firmengründer Milton legt seine Ämter bei Nikola nieder: “Nikola liegt mir wirklich im Blut und wird es immer sein, und der Fokus sollte auf dem Unternehmen und seiner weltverändernden Mission liegen, nicht auf mir”, sagte Milton in einer Erklärung. „Also traf ich die schwierige Entscheidung, mich an den Vorstand zu wenden und mich freiwillig als Executive Chairman zurückzuziehen. Es war eine unglaubliche Ehre, Nikola zu gründen und zu einem Unternehmen auszubauen, das den Transport zum Besseren verändert und zum Schutz des Weltklimas beiträgt.“

Stephen Girsky, ehemaliger stellvertretender Vorsitzender von General Motors und Mitglied des Vorstands von Nikola, wurde mit sofortiger Wirkung zum Vorstandsvorsitzenden ernannt.

Wie geht es jetzt weiter bei Nikola & Nel?

Ein großer Treiber für den Kurs von Nel war die Tatsache, dass mit einem weiteren Folgeauftrag von Nikola gerechnet wurde. Der Deal zwischen dem Truckbauer und General Motors, der rund 2 Milliarden Dollar in die Kasse von Nikola spülte, war eine gute Grundlage für weitere Aufträge an den norwegischen Wasserstoffspezialisten. Jetzt steht allerdings erst einmal alles auf dem Prüfstand bei Nikola. Die amerikanischen Börsenaufsicht hat wohl eine Prüfung eingeleitet, um sich ein Bild zu machen, was an den Vorwürfen von Hindenburg Research dran ist. Das dürfte eine Weile dauern und die weiteren Planungen von Nikola ein wenig nach hinten verschieben. Das könnte auch für den Folgeauftrag für Nel gelten. Er könnte sogar ganz auf der Kippe stehen, falls etwas an den aufgebrachten Anschuldigungen dran sein sollte oder der neue Chef lieber mit jemand anderes zusammen arbeiten möchte.

Zukunft etwas ungewiss

Es ist kein Geheimnis, dass Experten und Anleger die Vertreter in der Wasserstoff-Branche favorisieren, die einen großen Partner an der Seite haben, wie zum Beispiel das Gespann ITM Power und Linde. Nikola und Nel waren auch auf dem Weg ein gutes Duo zu bilden, allerdings steht die Zukunft zwischen den beiden langjährigen Partnern jetzt etwas auf der Kippe und das belastet mittlerweile auch die Aktie der Norweger. Von Höchststand Anfang September ist die Aktie mittlerweile fast 35 Prozent zurückgekommen.

Nikola nicht der einzige Auftraggeber

Der amerikanische Truckspezialist war und ist sicherlich nicht der einzige Kunde über den Nel verfügt. Allerdings waren in der zuletzt stark ambitionierten Bewertung sicherlich weitere Aufträge von Nikola eingepreist. Die sind zwar noch nicht aus der Welt, aber sich wackeln. Zudem sich die Norweger auch an Nikola beteiligt und haben etwa 1,1 Millionen Aktien, die zuletzt kräftig an Wert verloren haben.

Aktie aktuell nur ein Fall für die Watchlist

Sollte Nel in ein paar Verhandlungen für neue Aufträge stecken, dann wären die Norweger bestens beraten schnell wieder Fantasie außerhalb der Nikola-Kooperation zu wecken. Bis dahin dürfte das Geschehen rund um die Ermittlungen gegen den US-Truckbauer über das Schicksal der Nel-Aktie entscheiden. Interessierte Anleger sollten sich den Wert auf die Watchlist packen und bei Kursen rund um 13 Kronen (1,20 Euro) anfangen die Aktie genauer zu beobachten.

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Von Markus Weingran

Foto: Homepage Nel

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