Netflix holt sich die beiden „Game of Thrones“ Macher David Benioff und D.B. Weiss für eine neunstellige Summe an Bord – Ein Goldgriff oder ein Hauch von Verzweiflung?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Netflix hat sich von einem DVD-Verleiher zum Giganten der Streamingdienste gemausert. Dieser Status wird aktuell, rund 22 Jahre nach Firmengründung, hart auf die Probe gestellt. Das Nutzerwachstum enttäuschte zuletzt, die Konkurrenz rüstet auf, die Kosten für eigene Film- und Serienproduktionen steigen.

Jetzt hat der Streaming-Anbieter für die nächste Investition in die Zukunft wieder mächtig in die eigene Brieftasche gegriffen. Die beiden „Game of Thrones“ Serien-Produzenten David Benioff und D.B. Weiss sollen laut Medienberichten für eine sage und schreibe neunstellige Summe nun bei Netflix anheuern und den nächsten Mega-Kracher basteln, der würdig ist, in die Fußstapfen des Fantasy-Epos zu treten. Laut dem „Hollywood-Reporter“ legt Netflix 200 Millionen Dollar für den Vertrag auf den Tisch.

Netflix hat sich gegen die Konkurrenz durchgesetzt, aber…

Neben Netflix waren auch die anderen großen Player der Branche an den beiden interessiert. Doch am Ende konnte sich der Noch-Platzhirsch gegen seine Konkurrenten Disney+, Amazon Prime Video und Co. durchsetzen.

„Wir freuen uns sehr darauf, die Meistergeschichtenerzähler David Benioff und Dan Weiss begrüßen zu dürfen“, sagte der Netflix CCO Ted Sarandos. „Sie sind eine kreative Macht und begeistern das Publikum weltweit mit ihrem epischen Storytelling. Wir können es kaum erwarten zu sehen, welche Ideen sie unseren Zuschauern präsentieren werden.“ Bevor die beiden Produzenten allerdings für Netflix durchstarten können, werden sie jedoch noch eine Weile beschäftigt sein, denn sie arbeiten derzeit an einer weiteren „Star Wars“ Trilogie für das Disney-Filmstudio Lucasfilm.

… ist der Vertrag wirklich ein Goldgriff oder hat er auch einen Hauch Verzweiflung?

Dass Netflix die beiden Größen der Branche für sich gewinnen konnte, ist zunächst eine Erfolgsmeldung. Doch die Geldsumme ist gewaltig und ob die Investition wirklich Früchte trägt, mus sich erst noch beweisen, trotz oder gerade weil die beiden die Macher des Game of Thrones Epos sind. Die Essenz des Erfolgs der Serie war die Buchvorlage von George R. R. Martin. Er hat eine einzigartige Welt geschaffen, deren spannende Geschichte die Leser und auch die Zuschauer gefesselt hat.

Die HBO-Produktion hat die Atmosphäre dieser Welt meisterhaft umgesetzt. Und die ersten Staffeln, die sich sehr eng an der Buchvorlage orientiert haben, wurden von der ganzen Welt gefeiert. Doch vor allem die letzten beiden Staffeln sahen sich massiver Kritik der Fans ausgesetzt. Es wurde sogar eine Petition mit dem Ziel gestartet, die letzte Staffel der Serie noch einmal neu zu drehen, weil millionen Fans so unzufrieden waren. Die letzten beiden Staffeln hatten keine Buchvorlage mehr, schlicht und einfach deswegen, weil der Autor mit seiner Buchgeschichte noch nicht so weit gekommen war, wie die Serie.

Die Storyline wurde somit nur grob von Martin vorgegeben und kommt bei den letzten beiden Staffeln somit größtenteils aus der Feder der beiden Netflix-Neuzugänge. Ihr nächstes Werk hat somit eine schwere Bürde zu tragen, denn sehr viele Fans der Serie blicken seit dem aus ihrer Sicht missglückten Ende mit viel Kritik auf David Benioff und D.B. Weiss. Hinzu kommt, dass sie bisher ohne neues Projekt ins Hause Netflix einsteigen werden.

Ob die Investition sich am Ende lohnt, oder doch lieber in andere Produktionen hätte gesteckt werden sollen, könnte am Ende also auch ein wesentlicher Faktor für das Überleben von Netflix im immer härter werdenden Konkurrenzkampf der Branche werden.

Das macht die Aktie

Von den Anlegern wurde die Nachricht im gestrigen Handel jedenfalls sehr positiv aufgenommen. Die Aktie stieg bis zum US-Börsenschluss um 3,8 Prozent auf einen Wert von derzeit 315,9 US-Dollar.

Gerade diese enorm hohen Investitionen in eigenen Content stimmen viele Analysten aber weiterhin optimistisch für die Zukunft. Heath Terry von der US-Investmentbank Goldman Sachs rechnet mit mehr Neukunden im zweiten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Auch in Vertriebspartnerschaften und Marketing sieht Terry noch viel Potenzial für weiteres Wachstum bei Netflix.

Analyst Doug Anmuth von der US-Bank JPMorgan argumentiert außerdem mit Blick auf die jüngste Enttäuschung, dass das zweite Quartal bei Netflix besonders volatil und schwierig sei, was auch mit der Saisonalität zusammenhänge. Dafür zeichne sich nun ein starkes drittes Quartal ab. Anmuth erwartet im Restjahr die möglicherweise besten neuen Inhalte, die Netflix jemals hatte.

Die DZ Bank äußert sich dagegen sehr skeptisch. Ingo Wermann rät als derzeit einziger Experte im dpa-AFX-Analyser, die Netflix-Aktie zu verkaufen. Längerfristig könne Netflix gegenüber seiner teils deutlich finanzstärkeren Konkurrenz ins Hintertreffen geraten. Das zuletzt schwache Neukundenwachstum zeige außerdem, dass der Streaming-König nicht unbegrenzt an der Preisschraube drehen könne.

Von Alexander Mayer mit Material von dpa-AFX

Titelfoto: pixinoo / Shuttterstock.com

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